Tube-Town Forum
Technik => Tech-Talk Amps => Thema gestartet von: Martmart am 18.01.2022 09:42
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Guten Morgen,
kürzlich habe ich einen gebrauchten Frenzel HBX-AC15/EF86 bzw. „Sweet Little 15“ erstanden. Das ist ein ptp verdrahteter Amp mit einem AC15 EF86 Kanal (ohne Tonregelung) und einem Matchless Hotbox Style Kanal (mit Klangregelung); Bestückung: 1x EF86, 2x ECC83, 2x EL84, 1x GZ34 + DC Heizung mit Si-Brückengleichrichter. Vorbesitzer sagt zwar bei ihm hatte der Amp keine Probleme gehabt, aber mir sind jetzt zwei Sachen aufgefallen.
1. In beiden Kanälen knistert und brutzelt es unregelmäßig, mal mehr, mal weniger, hab schon mal alle Röhren bis auf die GZ34 getauscht - keine Änderung. Es kommt mir vor, als knistert es mehr, wenn ich mit leichtem Anschlag spiele und die Töne ausklingen lasse.
2. Es kommt mir vor als hätte der Amp auch zu wenig Gain. Verglichen mit den Demos auf YouTube, kriege ich kaum Verzerrung im Hotbox Kanal, selbst mit vollem Gain muss ich bei meiner Les Paul mit Burstbuckern richtig „reinhauen“, damit ich bestenfalls in Crunch-Gebiet komme. Ich hätte von dem Amp eher ja mal mindestens so JCM800 Verzerrung erwartet…
Gibt es da vielleicht einen Zusammenhang? Wenn ein Anoden- oder Gitter-Widerstand nicht mehr gut ist, hat man dann evtl. auch weniger Gain? Meine nächsten Verdächtigen wären die Mica Kondensatoren, zu finden als bright cap am EF86 vol Poti, als treble cap im Tonestack (250pF) und als „Fizzcap“ am Ausgang des PI (47pF).
Bis jetzt hatte ich nicht viel Zeit für die Fehlersuche und das nur nachts, im unbestromten Zustand konnte ich mit Durchgangs- und Widerstands Messung noch nichts auffälliges entdecken; AÜ hat 80Ohm primär, 41/39Ohm zur Mittelanzapfung.
Als Nächstes werde ich mal im Betrieb die relevanten Spannungen messen und nach DC-Lecks suchen. Dabei auch mal mit nem Holzstab alles abklopfen.
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Moin,
da würde ich mal von der Endstufe zurück die Anodenwiderstände kontrollieren und ggfls. prophylaktisch tauschen.
Silver Mica Kondensatoren stehen auch im Verdacht Geräusche zu machen.
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Hi,
Beim Testen ruhig auch mal alle freischwebendenen Leitungen überprüfen bzw. bewegen (wenn Du schon den Holzstab bemühst), insbesondere die, die sich mir anderen kreuzen oder parallel mit anderen verlaufen, da knistert es dann oft besonders stark.
Gruß
Häbbe
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Ich glaube ich habe den Übeltäter, kalte Lötstelle an einem Schirmgitterwiderstand (Video im ausgeschalteten Zustand):
https://youtube.com/shorts/3yXxr8nFsJ0?feature=share
Irgendwie hatte es erst bei fast allen Bauteilen die ich beklopft habe gepoppt, aber den Widerstand brauchte ich nur mit dem Stab zu streicheln da kamen schon Kratzgeräusche aus dem Lautsprecher.
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Funktioniert alles bestens jetzt. Was den Mangel an Gain betrifft, denke ich das hat mit der EF86 Option zu tun. Auf der Frenzel Website steht für den HBX-AC15 dass der Boost Kanal 3 Gain Stages hat, also wurde wahrscheinlich in der normalen Ausstattung (mit ECC83 im Clean Kanal) eine Triode von der V1 im Boost Kanal benutzt. Aber mit der EF86 im Clean Kanal kann der Boost Kanal mit einer ECC83 ja nur maximal 2 Gain Stages haben, oder?
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Das mit den Gain Stages habe ich mir mittlerweile von Frenzel bestätigen lassen. Also tatsächlich nur eine ECC83 für den „Boost“ Kanal. Ich habe in dem angehängten Bild mal die Schaltung nachverfolgt, offizielle Schaltpläne findet man zu dem Amp ja nicht.
Also wie gesagt, der Boost Kanal hat mir zu wenig Gain, als dass er mir als Zerr Kanal dienen könnte. Der clean Kanal zerrt schon viel früher, hat aber halt kein Master Volume, also ist evtl schon Endstufen Zerre mit drin.
Könnt ihr Experten die Schaltung bitte mal einschätzen, ob sie wirklich für so wenig Gain designt wurde?
Würde z.B. ein 25uF Kathoden Bypass Kondensator hier merklich was bringen?
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Das mit den Gain Stages habe ich mir mittlerweile von Frenzel bestätigen lassen. Also tatsächlich nur eine ECC83 für den „Boost“ Kanal. Ich habe in dem angehängten Bild mal die Schaltung nachverfolgt, offizielle Schaltpläne findet man zu dem Amp ja nicht.
Also wie gesagt, der Boost Kanal hat mir zu wenig Gain, als dass er mir als Zerr Kanal dienen könnte. Der clean Kanal zerrt schon viel früher, hat aber halt kein Master Volume, also ist evtl schon Endstufen Zerre mit drin.
Könnt ihr Experten die Schaltung bitte mal einschätzen, ob sie wirklich für so wenig Gain designt wurde?
Würde z.B. ein 25uF Kathoden Bypass Kondensator hier merklich was bringen?
das mit dem 25µF würde ich in jedem Fall mal ausprobieren... Unbürokratisch mit Krokodilklemmen - in wenigen Sekunden weißt Du mehr
Grüße
Jochen
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:gutenmorgen:
Wenn der separate Eingänge hat kannst du auch den LND150 Boost einbauen. Da gehr dann schon fast HighGain ......
LG Stephan
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Servus,
kannst ja mal den Triode Gain Calculator (https://hosenlander.nl/triodecalculator2/index.html) benutzen und ein bisschen mit dem Anodenwiderstand und den Kathoden R und C rumspielen...
Gruß
blues
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Vielen Dank für die Tipps.
Habe es erstmal mit einem 10uF Kondensator probiert, das war dann schon vom Gain her zu viel in den tiefen Frequenzen, und die Verzerrung dadurch war jetzt auch nicht so sahnig, müsste man wahrscheinlich noch den Koppel C etwas verkleinern.
Jetzt habe ich mal einen 0,68uF eingebaut, das ist schon etwas aufgeräumter und zumindest besser als mit 0,1uF.
Das mit dem LND150 Boost merke ich mir mal als ultima ratio.
Den Triode Gain Calculator kannte ich bisher noch nicht, Danke. Hatte bisher nur die Rechner auf der Ampbooks Seite genutzt.
Macht es Sinn auch an der zweiten Triode noch was zu verändern?
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Wenn du noch einen 0.68u hast, könnte man es auch an der 2.ten kathode probieren. Oder 1u.
Evtl noch 220k in der Anode.
Viel mehr geht da nicht.
Booster vor der 1. Stufe = :topjob:
Dann aber den koppel C vor dem Pot verkleinern.
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Booster vor der 1. Stufe = :topjob:
Dann aber den koppel C vor dem Pot verkleinern.
Alternativ gefällt mir da auch ein Widerstand (100Kohm z.B.) zwischen dem ersten Koppel C und Volumen Poti. Klingt moderner/fetter und man kommt nicht in den Matschbereich. Muss man ausprobieren.
Ausserdem die Beschaltung von V1a schreit förmlich danach überfahren zu werden!
Hast du mal einen Booster vor dem Amp probiert? Ich denke damit bekommst du einen viel besseren Klang wie mit Änderungen an der Schaltung. Der Amp will angeblasen werden :devil:
LG Stephan
Nachtrag
Der Kanal sollte eigentlich mit so ziemlich jedem Booster/Distortion/Fuzz/Overdrive und was weiß ich noch alles überdurchschnittliche!!! Ergebnisse liefern.
(auch wenn da sicher noch paar Widerstände fehlen)
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Bin jetzt doch wieder auf den serienmäßigen 0,1uF Kondensator zurückgegangen, harmoniert mit Zerrpedalen einfach besser.
Wie Stephan es schon erfasst hat, bin ich wahrscheinlich mit Pedalen vor dem Amp zum anblasen besser beraten.
Obwohl eine Idee hätte ich noch, und zwar „Cold Clipper“, aber nicht zu extrem, vielleicht so 6,8k Kathoden R bei der zweiten Triode?
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Hallo
Jupp, zerrt viel schöner,
nimmt aber mächtig Gain, der Coldclipper. Center Bias klingt immer so kratzig(1k5), gehört aber zum Vox Sound. Zwei kalte Stufen lassen sich prima anblasen. Da kommste dann in Richtung Trainwreck Express Preamp. Der klingt Clean wie Overdrive spitze aber geht nicht mehr so gut für Overdrive und Co. Pedale.
Da wird auch der Pegel nach dem Tonestack zu niedrig werden. Musste probieren wie weit du mit dem Widerstand hoch gehen kannst. Da kommste dann aber irgendwann aus dem Modding nicht mehr raus......
LG Stephan
:gutenacht:
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Mit dem cold clipper verlierst auch die Wirksamkeit des tone stacks.
Die Stufe braucht Strom, um den TS zu treiben. Sollte nicht zu kalt gebiast werden. Und wird durch einen grossen Kathoden-R noch hochohmiger.
1k5 unten würde ich nicht erhöhen.
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Ich habe mich jetzt schlussendlich eines anderen Tricks bedient um noch das fehlende Quäntchen Verzerrung rauszuholen:
GZ34 gegen eine 5Y3 (bzw. 5ц4C hier vom TT Shop) getauscht, und schon klingt alles etwas fetziger, so wie ich es wollte.
Durch die abgesenkte B+ ändert sich denke ich mal der Arbeitspunkt der Vorstufen Röhren so, dass vielleicht hier und da etwas clipping entsteht und oder etwas headroom fehlt.
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:topjob:
Freut mich wenn du so eine einfache Lösung gefunden hast!
Super!
LG Stephan
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Ich überlege derzeit ob es auch ginge, wenn ich mit der EF86 aus dem Normal Kanal den Boost Kanal anblase, evtl schaltbar? Gibt es prominente Beispiele für diese Konstellation?
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Gedanke von oben ist schon wieder obsolet.
Mir ist jetzt aufgefallen dass sich mit ziemlich wenig Aufwand der „Boost“ Kanal Preamp zu dem vom bekannten 18W Superlite TMB umbauen lässt; nur 2 470kOhm Widerstände als jeweils Grid Leak und -Stopper vor V1b einfügen, und hier und da ein paar C und R Werte an Anode und Kathode ändern. Nach den YouTube Videos vom Superlite wäre das schon eine ziemliche Verbesserung.