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Technik => Tech-Talk Amps => Thema gestartet von: stephan61 am 18.12.2022 16:26
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Werte Gemeinde,
ich betreibe seit geraumer Zeit einen 6L6 Combo in einem Princeton Gehäuse. Bisher mit dem tt 5e3 high power Trafo.
Alles gut soweit, keine außergewöhnlichen Nebengeräusche, auch nicht im Hall. Aber insgesamt wenig headroom.
Jetzt habe ich zum Zwecke der weiteren Leistungserhöhung einen Ringkerntrafo mit höherer B+ eingebaut. Der Amp läuft super, bleibt lange clean und hat headroom bis zum Abwinken. Wie gewünscht.
Aber leider streut der RKT ziemlich in die Hallspirale rein.
Kein Brumm, mehr so spike-mäßig, die Einstreuung.
Weiter weg kann ich die Receiver-Einheit in der Hallspirale nicht mehr platzieren, Trafo ist links oben, Receiver rechts unten.
Das ist der erste RKT den ich verbaut habe. Ich dachte immer, die RKT streuen zwar rundum aber insgesamt weniger als herkömmliche Trafos.
Gibt es Möglichkeiten die Einstreuung in die Hallspirale zu verringern?
Viele Grüße Stephan
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Hallo Stephan,
Normalerweise gelten Ringkerntrafos ja als streuarm, aber auch als recht steif und spannungsstabil, da sie eine gute Kopplung zwischen Primär- und Sekundärwicklung aufweisen. Und vielleicht liegt auch genau darin Dein Problem: durch die höhere Spannung und die höhere Stromlieferfähigkeit könnten die Stromspitzen beim Nachladen des Siebelkos deutlich höher sein. Probiere mal, den Abstand zu diesen Leitungen zu maximieren, die Leitungen zu schirmen oder gut verdrillen ... oder mit kleinen Serienwiderständen den Spitzen die Aggressivität zu nehmen.
Ciao,
Sebastian
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Hallo Sebastian,
danke für den Hinweis. Prinzipiell stimmt das. Die Einstreuung stört aber nur in den Halltank. Wenn ich den abstöpsel ist Ruhe. Genauso wenn ich den Tank eingestöpselt ausbaue und die Hallspirale die gesamte Kabellänge vom Amp wegziehe wird es signifikant leiser.
Können diese Spitzen auch von den außerhalb des Chassis liegenden AC Leitungen ausgehen? Das sind ca. 10 cm Länge.
Die innerhalb liegenden Leitungen sind ja durch das Chassis nach außen abgeschirmt.
Edit: Wenn ich den Tank 45° um die Längsachse hochkippe, wirds auch ruhiger. Seltsame Einstreuung...
Viele Grüße Stephan
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Versuchsweise den Ringkern hochkant stellen? Die Spikes auf den Stromleitungen halte ich auch für wahrscheinlicher.
Kleiner R mit viel Watt (100Ohm/10W o. ä.) in die Anodenleitung vor den Elkos ausprobieren. Das kann helfen, allerdings die Leistung etwas beeinträchtigen. Kompromiss suchen, wenn es hilft.
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Ev. helfen auch Cs 10nF 600V über den Netzteildioden.
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Können diese Spitzen auch von den außerhalb des Chassis liegenden AC Leitungen ausgehen? Das sind ca. 10 cm Länge.
Die innerhalb liegenden Leitungen sind ja durch das Chassis nach außen abgeschirmt.
EMV-Probleme sind gerne vertrackt, die Störungen suchen sich oft unbekannte Wege ... abgestrahlt oder leitungsgebunden. Meistens auch eine Kombination aus beidem. Deswegen auch der Vorschlag, das Übel an der Wurzel zu beseitigen und die Stromspitzen einzubremsen. Eine andere Idee, die sonst in der Elektronik gerne verwendet wird, wären Ferrit-Ringkerne, durch die die Zuleitungen gemeinsam ein paar mal durchgefädelt werden. Auch das dämpft Störungen, die auf den Leitungen vagabundieren. Allerdings ist die Auswahl und die Frequenzbereiche, in denen die wirken riesig und viel Erfahrung und Probieren ist dabei. Darum stellt Würth Elektronik auch gerne einen Schrank voll kostenlose Muster in EMV Laboren hin.
Meistens ist es schwieriger, die Störungen am Ziel, als an der Quelle zu bekämpfen.
Viel Erfolg!
Ciao
Sebastian
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Moin,
kein Brummen mehr so spikemäßig macht micht stutzig.
Wie Sebastian bereits geschrieben hat, hast Du aufgrund höherer Spannung auch deutlich erhöhten Wirkungsgrad/Verstärkungsfaktoren. Es ist also davon auszugehen, dass insgesamt alles empfindlicher wird.
Ich gehe mal davon aus, dass der RKT auf dem Chassis monitiert ist und nicht innenliegend? Bei innenliegenden Ringkerntrafos gelten besondere Regeln bzw. auch Anfoderungen an das Chassis.
Spikes unter welchen Bedingungen? Wenn Du einen Akkord spielst?
Spikemäßig erklärt sich mir nur durch erhöhte Streuung unter Last. Es kann auch sein, dass der Trafo vielleicht zu überdimensioniert ist und irgendwie zwischen Idle und Leistung schwirrt. RKT's haben einen enormen Wirkungsgrad und sind, wenn sie nicht richtig Terminiert sind durchaus starke streuer. Die Terminierung findet in der Regel über geeignete Ruheströme statt.
Aber als, Idee, wenn wir schon über Terminierung sprechen:
In der Regel hast Du eine Aufholstufe nach dem Reverb. Diese hat durchaus eine sehr hohe Eingangsimpedanz von vielleicht 220k bis 1 Meg. Die würde ich mal Testweise deutlich verringern auf 47K und schauen, ob sich das Problem damit beseitigen lässt. Je nach Tank und seiner eigenen Ausgangsimpedanz kann es natürlich sein, dass der Reverb zu leise wird. Daher nur Testweise.
Was der Widerstand aber ausübt ist eine Dämpfung auf den Ausgangtonabnehmer des Reverb Tanks. Das kann durchaus dazu führen, dass er weit weniger anfällig für externe Einstreuung ist. 47Kohm sind jetzt nur ein imaginärer Wert den ich mal testen würde.
Bestes Basteln! Geronimo
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Danke euch allen!
Zitat cfortner am Heute um 12:11 Nachmittag
Ev. helfen auch Cs 10nF 600V über den Netzteildioden.
Nachdem ich eine Gleichrichtung mit Mittelanzapfung habe, wären das dann Cs jeweils von den AC Leitungen zum CT, oder?
Verdrillt habe ich schon alle ac Leitungen. Solche Cs über die Dioden helfen dann hoffentlich.
@Geronimo:
Ja, der RKT ist außenliegend.
Nein, überdimensioniert ist der nicht, eher knapp.
Die Einstreuung ist immer da, unabhängig vom Signal.
Das mit dem reduzierten Eingangswiderstand an der Reverb Aufholstufe werde ich auch mal probieren.
Gruß Stephan
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Noch 'ne Frage: Ist das Chassis aus Alu, Stahl oder Eisen? Oder anders gefragt, ist es magnetisch oder nicht? ... das spielt bei der Schirmwirkung für/gegen Magnetfelder eine wichtige Rolle.
Mir hat bei einem selbstgebauten Transistorverstärker im Alugehäuse der Ringkern in die Phono-Vorstufe gestreut. Ruhe war, als ich den Trafo in eine Umhausung aus Weissblech (verzinktes Eisen) eingepackt habe ... Mu-Metall wäre vermutlich noch besser gewesen, aber auch teurer und schlechter zu verarbeiten (ohne die Wirkung zu ruinieren).
Ciao
Sebastian
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Hallo Sebastian,
das chassis ist Stahl verzinkt, also magnetisch. Sollte helfen, oder?
Gruß
Stephan
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Nachtrag:
Der Trafo streut auch genauso in die Gitarre, und das heftig. Mit einer HB bestückten Gitarre kommt man sich vor als hätte man eine Strat oder Tele eingestöpselt. Immer auf der Suche nach einer Stellung in der Ruhe ist. Die findet man auch, aber lästig ist es trotzdem. Außer man geht 5m weg, dann ist immer Ruhe. Aber das ist auf normalen Amateurbühnen meistens eine Illusion.
Viele Grüße Stephan
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Hallo Stephan,
das chassis ist Stahl verzinkt, also magnetisch. Sollte helfen, oder?
Das ist schon mal gut! Du kannst ja mal testweise einen Deckel aus magnetisierbarem Metall (Keksdose, Kaffeedose, ...) über den Trafo stülpen und schauen, ob sich was ändert.
Hast Du schon die Sache mit den Serienwiderständen und Kondensatoren probiert? Oder sind die letzten Meldungen schon mit?
Ciao,
Sebastian
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Hallo zusammen,
die Reduktion des Eingangswiderstands der Reverb Aufholstufe hat nur geringen Einfluß auf die Streusignale. Sie werden zwar etwas gedämpft, dafür kommt der Reverb aber schwächer rüber. D.h. den Hall weiter aufdrehen macht auch die Streusignale wieder stärker... Hab ich also bleiben lassen. :(
Die Suche nach einer passenden Keksdose hält noch an. ;)
Noch offen sind die Maßnahmen Serienwiderstände und Kondensatoren.
Widerstände nach den Dioden oder davor?
Die Kondensatoren parallel zu den Dioden oder auf der ac Seite zur Masse (hab ich irgendwo schon in Schaltplänen gesehen) wegen der GR mit Mittelanzapfung?
Immerhin habe ich festgestellt, daß sich die Einstreuung in die Gitarre in Grenzen hält wenn man auf der Trafo abgewandten Seite sitzt.
Viele Grüße Stephan
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Hallo Stephan,
Widerstände nach den Dioden oder davor?
Die Kondensatoren parallel zu den Dioden oder auf der ac Seite zur Masse (hab ich irgendwo schon in Schaltplänen gesehen) wegen der GR mit Mittelanzapfung?
Bei einer Serienschaltung ist die Reihenfolge egal, da durch alle Bauelemente der selbe Strom fließt, Du kannst Die Serienwiderstände also so platzieren, wie es layouttechnisch besser passt.
Die Kondensatoren kommen parallel zu den Dioden. Einfach gesagt, glätten sie etwas den Übergang vom Sperren zum Leiten.
Viel Erfolg!
Ciao
Sebastian
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Nachtrag:
Der Trafo streut auch genauso in die Gitarre, und das heftig. Mit einer HB bestückten Gitarre kommt man sich vor als hätte man eine Strat oder Tele eingestöpselt. Immer auf der Suche nach einer Stellung in der Ruhe ist. Die findet man auch, aber lästig ist es trotzdem. Außer man geht 5m weg, dann ist immer Ruhe. Aber das ist auf normalen Amateurbühnen meistens eine Illusion.
Viele Grüße Stephan
Das ist auch meine Erfahrung. Wollte einige Amps (Marshall-style 2xEL34, 4xEL34) aus Gewichtsgründen mit RK-Trafos ausstatten, allerdings waren die Einsteuungen in die Gitarre (auch bei HB) so stark und "unberechenbar" (bei "normalen" Trafos gibts zumindest du Möglichkeit durch Ändern der Achse das Brummen wegzubekommen) dass ich von den RK-Trafos wieder weg bin.
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Das ist auch meine Erfahrung. Wollte einige Amps (Marshall-style 2xEL34, 4xEL34) aus Gewichtsgründen mit RK-Trafos ausstatten, allerdings waren die Einsteuungen in die Gitarre (auch bei HB) so stark und "unberechenbar" (bei "normalen" Trafos gibts zumindest du Möglichkeit durch Ändern der Achse das Brummen wegzubekommen) dass ich von den RK-Trafos wieder weg bin.
Das mit dem Gewicht war auch bei mir eine Überlegung. Satte 50W aus knapp 15kg sind sonst kaum zu bekommen.
Ich werde noch weiter versuchen zumindest die Einstreuung in den Halltank erträglich zu machen. Vorschläge dazu gabs ja.
Aber eine große Zukunft haben RKT bei mir auch nicht, zumindest nicht auf Basis des derzeitigen Standes.
Gruß Stephan
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Hallo, es gibt Abschirmbleche für Ringkerntrafos, das hat bei mir schon mal eine massive Verbesserung gebracht, war aber bei einem Preamp mit EQ- Spulen.
lg Wolfgang
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Hallo Wolfgang,
danke für den Tipp.
Sowas in der Art also:
https://www.don-audio.com/trafo-abschirmung-magnetfeld-abschirmblech
Ob das nicht auch was für den TT Shop wäre wenns funktioniert?
Ich werde den Test mal nach den Feiertagen angehen.
Ich wünsche allen schöne Feiertage!
Viele Grüße
Stephan
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Hallo,
das Abschirmblech ist kein Wundermittel und muss auch richtig eingesetzt werden.
Teste und berichte gerne mal.
Gruß, Dirk
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Hallo zusammen,
ich habe mit Ringkernen ebenfalls schlechte Erfahrungen gemacht. Zuletzt bei einem Mywatt 100, der hat einen riesigen Ringkern als NT. Die einzige Position, in der der nicht in die Singlecoils einstreut ist auf Höhe des Amps liegend. Sehr praktikabel...
Aber zu den Abschirmblechen: in einem DIY Gyratech G9 Mikrofon Preamp hatte ich eine günstige back-to-back Ringkern Netzttrafo Lösung probiert, das war nicht auszuhalten. Hab dann in benanntem Shop den hochpreisigen, extra für den G9 angebotenen Ringkern bestellt, der mit ebendiesem Blech abgeschirmt ist. Der sitzt jetzt an der selben Stelle im Preamp und streut fast nicht ein, lediglich der näher am Trafo liegende Kanal hat bei hohem Gain ein ganz zartes Brummen.
Ich weiß nicht, ob sich das auf das eher Spike-artige Nebengeräusch bei Dir übertragen lässt.
Schönen Abend,
Andreas
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Danke Andreas,
ich werde das nach den Feiertagen angehen. Nachdem die Einstreuungen zwar spikeartig klingen, sich aber lageabhängig ändern, gehe ich erstmal vom Streufeld des RKT als Verursacher aus.
Schaun mer mal...
Viele Grüße Stephan
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Erstmal an alle ein gutes Neues Jahr!
Folgendes habe ich jetzt gemacht:
- Kondensatoren parallel zu den Dioden: Keine Verbesserung
- Abschirmblech bei o.g. Versand bestellt: Bissl besser, aber keine grundsätzliche Verbesserung
- Halltank um die Längsachse auf 45° gedreht: Reduzierte Einstreuung, wird durch das Abschirmblech auch leicht verbessert
Insgesamt bleibt zu sagen, dass es dem RKT passieren kann dass er über kurz oder lang wieder rausfliegt.
Zum Glück bin ich kein "geht-nur-mit-Hall" Spieler...
Viele Grüße Stephan