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der schwingende Verzerrer
der_moderne_mann:
O0
Hallo,
normalerweise spendiert man ja einer Verstärkerschaltung eine negative Rückkopplung (=Gegenkopplung), um die nicht-linearen Verstärkungseffekte (= Verzerrungen) zu minimieren.
Jetzt könnte man natürlich auf die Idee kommen, den umgekehrten Weg zu gehen, um einen Verzerrer zu bauen: nämlich durch eine positive Rückkoplung die nicht-linearen Verstärkungseffekte zu maximieren. :angel:
Problem: ist die positive Rückkopplung (=Mitkopplung) zu stark, beginnt die Verstärkerstufe zu schwingen, sie ist dann ein Oszillator! :devil:
Frage:
Was passiert aber, wenn man die positive Rückkopplung nur so hoch einstellt, dass von alleine grade noch kein Schwingungseinsatz stattfindet? ^-^
In dem Moment, wo ein Gitarrenton o.ä. eingespeist wird, könnte bei geschickter Schaltungsdimensionierung eben doch eine (mehr oder weniger chaotische) Selbsterregung der Verstärkerstufe stattfinden, die den Ton wahrschscheinlich sehr eigentümlich verfremden würde. :headphone:
Weiß jemand mehr darüber?
:danke:
:guitar:
WiderGates:
Hallo,
zu diesem Thema hat Kpt. Maritim einige Sachen hier im Forum gepostet. Suche mal nach
Scharlatan - http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,4892.0.html
Jazz Boy - http://roehrenfibel.files.wordpress.com/2009/03/jazzboy-baumappe-409.pdf
Verstärker für Bluesharp - http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,9593.0.html
Sein Resumeé: Der Bereich zwischen Nix und Wirkung ist sehr klein und wenn muss mehr von Färbung als von Übersteuerung ausgegangen werden.
So wie ich es verstanden habe wirst Du mit dieser Technik keinen Verzerrer (zB TubeScreamer) im allgemeinen Sinne erhalten.
Fröhliches Röhren
der_moderne_mann:
hallo,
danke für die antwort mit den links! sehr interessant!
dass es mit schwingungseinsatz der verstärkerstufe noch wie ein gewöhnlicher verzerrer klingt, kann ich mir auch nicht vorstellen.
man müsste nach möglichkeit den bereich zwischen "nix" und schwingungseinsatz künstlich verbreitern.
eventuell könnte man auch mal versuchen, sowas mit pspice o.ä. zu simmulieren...
bin im moment aber noch mit einem anderen projekt beschäftigt (verzerrer mit restpostenpentode 12SH1L) und will das erst mal zuende stricken.
dieser beitrag ist vor allem erst mal zur ideengewinnung und sichtung des themas gedacht.
bin übrigens neu hier im forum...
Kpt.Maritim:
Hallo
in Röhrenradios wurde massiv gemacht, was du vorhast. Durch Rückkopplung hat man die Bässe verzerrt. Statt 80Hz hörte man dann 160Hz usw. Diese Klirrprodukte der Bässe konnten die Radiolautsprecher gut wiedergeben. Unser Gehirn ist in der Lage den Ursprünglichen Grundton selbst zu 'errechnen' und nimmt dann die ursprünglichen 80HZ wahr.
Ich habe viel mit solchen Rückopplungsschaltungen probiert, für einen SChmalen Frequenzbereich funzt es recht gut. Setzt man das ganze über den ganzen Frequenzbereich ein, dann wird der Bereich bis zum Schwingungseinsatz extrem schmal und scher dosierbar.
Ich habe entdeckt, dass ein anderer Weg zielführender ist. Regelpentoden liefern von sich aus extreme Klirrfaktoren ohne jede Übersteuerung. 30%k2 sind da kein Problem. Man kommt noch viel wieter, wenn man den Arbeitspunkt optimiert. So hat man eine Stufe mit an sich schon großen Verzerrungen. Diese kann man nun mit einer Gegenkopplung viel dosierter bekämpfen.
Statt also eine cleane Stufe per Mitkopplung zum Klirren zu bringen nimmt man eine an sich zerrende Stufe und treibt ihr das Zerren mit einer Gegenkopplung aus. Dabei bleibt dann auch die Schwinggefahr viel geringer und die Dosierbarkeit ist besser.
Viele Grüße
Martin
der_moderne_mann:
Hallo Martin,
echt, das gabs schon zu Röhrenradiozeiten? Witzig!
Man könnte ja auch solche "Mitschwingeinheiten" für verschiedene Frequenzen aufbauen und parallelschalten, könnte so eine Art Sitar-Effekt werden ;)
In einem Elektorbuch habe ich mal einige Schaltpläne für chaotisch schwingende Oszillatoren gefunden ...wenn man das Prinzip auf den Mitschwing-Verzerrer übertragen könnte, wäre die Schaltung höchstwahrscheinlich nicht mehr sonderlich frequenzselektiv!
Ansonsten habe ich noch das hier in einem anderen Forum empfohlen bekommen, die Lambda-Diode als neg. Widerstand:
http://en.wikipedia.org/wiki/Lambda_diode
und das PDF "Oscillations and Regenerative Amplification using Negative Resistance" zum Runterladen (google).
Der umgekehrte Weg ist natürlich auch interessant, habe mir auch schon ein paar Gedanken dazu gemacht und ein paar Schaltungen durch EWB gejagt. Allerdings schwingt da ja nichts mit im dynamischen Betrieb...
Ist die 6BN6 auch so eine Regelpentode?
Da fällt mir noch ein, dass ich mal irgendwo im Netz eine chaotische Schwingschaltung mit neg. R mittels OpAmp gesehen habe. Die müsste man eigentlich mal daraufhin untersuchen, wo man am günstigsten ein (Gitarren-) Signal einspeisen könnte, um sie zum Schwingen anzuregen. Das hat dann allerdings nichts mehr mit Verzerrungsmaximierung durch Mitkopplung zu tun... der entstehende Sound könnte aber trotzdem interessant sein.
Viele Grüße,
Wolf
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