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Verstärker verzerrt so stark ...
Ameise:
Hallo zusammen!
Ich habe meine 20 Jahre alten KMD-Combo GS100D (100 Watt, Transistor Vorstufe und Röhrenendstufe mit 2 6L6GC Röhren, siehe http://www.ovationtribute.com/Catalogues/Kaman%20KMD%20Amps%20Catalog/Kaman%20KMD%20Amps%20Catalog.html) im Keller wiederentdeckt. Das Problem ist nun, dass der Verstärker im Clean-Kanal zu leise ist und viel zu stark verzerrt. Im Overdrive-Kanal ist er zwar deutlich lauter, allerdings klingt das dann wie ein Distortion-Effektgerät und das war Anno Dazumal nicht so. Und selbst in Clean-Kanal und bei ganz geringer Lautstärker verzerrt das Ding deutlich.
Ich habe nun, auch wenn ich völliger Laie bin im Netz recherchiert und etwas herumprobiert. Die erste Idee war, no na, dass die röhren kaputt seien. Darauf hin habe ich die Röhren gewechselt. Zunächst mal habe ich welche von Conrad versucht (30 Euro für 2, allerdings keine "selektierten"); das hat gar nichts geändert. Der Amp klang danach ganz gleich. Dann habe ich auch welche russischen Fabrikats aus dem Musikhaus probiert (50 Euro für ein Paar). Das hat allerdings auch nichts geändert. Interessant erscheint mir in diesem Zusammenhang, das es auch egal ist, ob ich eine der beiden Röhren raus nehme, funktioniert und klingt auch gleich.
Jetzt müsste man natürlich den Bias einstellen. Dieses Thema ist mir aber völlig schleierhaft. Ich habe dazu viel recherchiert und gelesen (z.B. das http://www.tube-town.net/diy/bias-einstellung.pdf). In meinem Amp gibt es aber nur eine einzige Einstellmöglichkeit, einen kleiner Trimmer Poti (siehe Bild). Selbst bei sehr feiner Justierung sind die effektiven Einstellmöglichkeiten sehr begrenzt - würde ich meinen. Was ich nun nicht verstehe, wozu muss man allerlei Faktoren genau ausmessen, wenn man dann ohnehin nur wenige Einstellmöglichkeiten hat?
Naja, wie dem auch sei. Wenn man an dem Ding dreht, hat das doch deutliche Auswirkungen auf den Klang und zwar unmittelbar. Dreht man nach links wir der Amp leiser und verzerrt viel mehr (was ja genau zu den Symptomen passt), dreht man nach rechts wird er lauter und cleaner. Das Dumme ist, dass man den Poti offenbar nicht weit genug drehen kann, damit der Sound passt. Ich habe sogar versucht, den Poti zu umgehen, das hat aber auch nichts geholfen. Nun habe ich gelesen, dass das vorkommen kann und man sich dann Röhren besorgen soll, die „weniger Strom ziehen“. Das Problem bestand aber mit den originalen Röhren und mit denen beiden Sätzen, die ich versucht hatte.
Ich frage mich nun, ob’s wirklich die Röhren sind, denn so richtig passen die Symptome nicht zu dem was man so im Internet liest (bspw. zeigten die originalen Röhren auch keine milchigen Ablagerungen), ich find’s auch komisch, dass man eine Röhren rausnehmen kann und dass andere Röhrentypen keinerlei Unterschied machen.
Hätte von euch jemand eine Idee, was hier das Problem sein könnte und ob man dagegen was (preiswertes) tun kann. Wie könnte man z.B. testen ob der Vorverstärker hin ist?
Mir ist natürlich klar, dass ich das Ding zu einem Fachmann bringen könnte, ich befürchte aber, dass wäre ein wirtschaftlicher Totalschaden, denn es wäre dann vermutlich billiger, einen neuen Verstärker zu kaufen.
Bevor ich das Ding aber auf den Müll schmeiße, würde ich aber noch alles versuchen, was man selbst bzw. günstig so versuchen kann. Ich bin jedenfalls für jeden Tipp, jede Idee, und jeden Hinweis wirklich dankbar!!!
Als viel Dank schon mal (auch für’s Lesen ;))!!!
Ameise
Namenlos:
Hallo,
also so ganz sinvoll ist dein rumsprobieren als Fehlersuche nicht. Pass auf wenn du was am offenen Amp machst, das ist gefährlich.
Teste mal mit einem anderen Verstärker, ob das Problem in der Vor- oder Endstufe liegt. Also Kabel aus dem Effect Send des defekten Amps in Effect Return eines heilen und vice versa.
Später kann man dann mal weitersehen, was genauer der Fehler sein kann. Hast du ein Multimeter? Ein Oszi? Wie stehts um deine Kenntnisse der Elektrotechnik?
Grüße
Henning
WiderGates:
Hallo,
laut Prospekt hast Du einen GV60D, die GS-Serie hat keine Röhren, einen 100-er hast Du auch nicht sonst wären 4 6L6 drin.
Wir wissen wie ein Trim-Poti aussieht.
Die Funktion im Verstärker können wir aber anhand Deiner dürftigen Beschreibung nicht vorhersagen. Es könnte der Bias-Trimmer sein oder auch nicht.
--- Zitat von: Namenlos am 3.03.2010 09:14 ---Hast du ein Multimeter? Ein Oszi? Wie stehts um deine Kenntnisse der Elektrotechnik?
--- Ende Zitat ---
Das beantwortet sich doch aus seinem Post von selbst.
Und dreh nicht einfach irgendwo im Verstärker rum. Du weisst nicht was Du tust. Bei ca. 450 Volt an den Röhren kann da der Spass schnell vorbei sein, wie auch die Fähigkeit zum Drehen.
Ohne Techniker wird das nmM nix.
Anstatt 80.-€ einfach so ohne zu wissen wozu für neue Röhren auszugeben, wäre das Geld bei einem Tech besser investiert gewesen:
Kostenvoranschlag und dann entscheiden ob es sich rentiert. Wenn nicht, dann in den Strand stellen, für Bastler kann das Teil noch interessant sein.
Es kann auch sein dass das ein Pipi-Fehler ist, den der Tech bei der Diagnose gleich behoben hätte und Du wärst mit ca. 50.- € durch gewesen.
Fröhliches Röhren
Ameise:
Vielen Dank dass ihr euch die Mühe gemacht habt zu antworten!
Leider beantwortet das meine Fragen nicht.
- Für welche Art von Defekt ist denn ein so starkes Verzerren ein Symptom?
- Ist es normal, dass der Amp auch mit nur 1 Röhre unverändert funktioniert?
- Wie ist das denn nun mit dem Bias? Da es effektiv nur wenige Einstellmöglichkeiten gibt und sich eine Einstellung über den Trimmpoti unmittelbar auswirkt, könnte ich ja ohne großes Gemesse einfach die Einstellung mit dem besten Sound suchen. Oder wo liege ich da falsch? Bei mir kann ich ja "gefühlsmäßig" einfach nicht weit genug aufdrehen. Im übrigen ändern die Einstellungen übrigens nichts am "Leuchtverhalten" der Röhren, wobei eine tendenziell etwas stärker leuchtet als die andere.
Den Tipp mit der Effektschleife habe ich versucht. Die Vorstufe scheint OK zu sein. Allerdings wundert mich dass sich der Lautstärkeregler der Endstufe auch auf den Effect-Out-Kanal auswirkt?!?
Tja. Ich weiß natürlich, dass ein Techniker besser wäre, aber (a) ist das in jedem Fall teurer als ein paar Röhren (die ich natürlich zurückgegeben habe!) und Selbstversuche und (b) will ich dabei ja auch was lernen.
Trotzdem vielen Dank,
Ameise
PS:
- Ich habe einen GV100D, der hat tatsächlich nur 2 Röhren und am Typenschild hinten steht handgeschrieben 100Watt.
- Ich habe natürlich so viel Ahnung, dass ich mich (hoffentlich) nicht selbst umbringe – danke für die Besorgtheit - und ein Multimeter habe ich auch.
Namenlos:
--- Zitat von: Ameise am 5.03.2010 09:33 ---- Für welche Art von Defekt ist denn ein so starkes Verzerren ein Symptom?
--- Ende Zitat ---
Ein Buch wollte ich mit mitte zwanzig noch nicht schreiben. Soll heißen, es gibt zuviele.
--- Zitat ---- Ist es normal, dass der Amp auch mit nur 1 Röhre unverändert funktioniert?
--- Ende Zitat ---
Im kleinen Aussteuerungsbereich der Endstufe ja. Hängt von der Ruhestromeinstellung und dem AÜ ab.
--- Zitat ---- Wie ist das denn nun mit dem Bias? Da es effektiv nur wenige Einstellmöglichkeiten gibt und sich eine Einstellung über den Trimmpoti unmittelbar auswirkt, könnte ich ja ohne großes Gemesse einfach die Einstellung mit dem besten Sound suchen. Oder wo liege ich da falsch? Bei mir kann ich ja "gefühlsmäßig" einfach nicht weit genug aufdrehen. Im übrigen ändern die Einstellungen übrigens nichts am "Leuchtverhalten" der Röhren, wobei eine tendenziell etwas stärker leuchtet als die andere.
- Ich habe natürlich so viel Ahnung, dass ich mich (hoffentlich) nicht selbst umbringe – danke für die Besorgtheit - und ein Multimeter habe ich auch.
--- Ende Zitat ---
Hast Erfahrung im Messen? Das ganze ist, wenn man perfekt arbeiten muss und an vielen Stellen tödliche Hochspannung anliegt, nichtmehr ganz so trivial. Die Frage ist was bringen dir die Messergebnisse oder die Kenntnis über den Defekt wenn du ihn nicht beheben kannst? Um in einem Röhrenverstärker rumzubasteln sollte man schon einigermaßen Bescheid über die Funtion wissen und vor allem Kenntnisse über die Gerätesicherheit haben.
Ansonsten Übertrager ohne Röhren mit Frequenzgenerator testen, Ruhestrom messen, Bias Regelweg überprüfen, Schirmgitterwiderstände messen usw.. Bevor du mit den Begriffen nichts anfangen kannst ist das beheben idr auch nicht von Erfolg gekrönt und wird gefährlich.
Ein wenig gefährlichen Test hab ich noch: Du hast den Verstärker nur mit einer Röhre betrieben, macht es einen Unterschied welche Röhre du ziehst?
Grüße
Henning
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