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Mehr Höhen bei höherer Anodenspannung?

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Offline _peter

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Mehr Höhen bei höherer Anodenspannung?
« am: 18.08.2010 19:31 »
Hallo,

ich habe im Forum, ohne jetzt die genauen Stellen ausweisen zu können, mehrfach gelesen,
dass eine Erhöhung der Anodenspannung zu einem hellerem Sound führen soll.
Das bezog sich wohl auf 2204-ähnliche Schaltungen. Kann mir das jemand erklären?
Mehr Headroom, weniger Match, mehr Tightness, usw. ist klar - aber mehr Höhen?

Viele Grüße, Peter

<EDIT>
zum Beispiel hier gelesen:
http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,12363.msg120819.html#msg120819
Aber das war nicht das einzige mal.
vintagevalveamps
Der Imperativ von "messen" lautet: miss!

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Offline Fandango

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Re:Mehr Höhen bei höherer Anodenspannung?
« Antwort #1 am: 18.08.2010 20:10 »
Hallo Peter,
bei Pentoden wird mit höherer Anodenspannung auch die Steilheit größer,
bei allen Röhren nimmt die Geschwindigkeit der Elektronen zu.
Inwieweit das aber jetzt bei Niederfrequenz von Bedeutung ist,
vorausgesetzt der Amp ist richtig bemessen, die Koppel-Cs nicht zu groß,
die Anoden-Rs auch nicht, guter AÜ usw. leuchtet mir doch nicht ein.
Die Röhrenkapazität dürfte dabei auch keine Rolle spielen.

Wenn die Koppel-Cs und die Anoden-Rs recht groß sind kann es natürlich sein
dass eine höhere Anodenspannung einen helleren Klang bewirkt, einfach weil
die Umladung dieser Cs schneller geht, bei einem kleinerem (und passendem) C
wird man nicht viel bemerken.
Zu grosse Cs sind auch die Ursache für Matsch.

Eine andere Erklärung fällt mir momentan nicht ein.


Gruß,
Georg
I doubt if any of my favorite players even own a soldering iron.

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Offline Nils H.

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Re:Mehr Höhen bei höherer Anodenspannung?
« Antwort #2 am: 18.08.2010 20:31 »
Moin,

ich spekuliere mal drauf los, ich kann das aber nicht durch Theorie oder Experimente untermauern. Naja, ein bisschen vielleicht durch Experimente.

Ich glaube ja nicht, dass sich tatsächlich der Frequenzgang der Stufe ändert, wenn man die HT erhöht. Das kann ich insofern mit Experimenten untermauern, weil ich an den Fender-artigen Vorstufen, die in meinen Amps sind, ein wenig mit den Spannungen gespielt habe, und sich im Frequenzverhalten da recht wenig geändert hat. Wenn ich die Stufen aber soweit angeblasen habe, dass sie anfangen zu zerren, klang es bei höherer Spannung plötzlich obenrum deutlich heller.

Ein wichtiger Punkt ist hier meiner Meinung nach, dass es sich um zerrende Stufen handelt. Wenn man die Versorgungsspannung erhöht, verschiebt man die Arbeitsgerade ja im Kennlinienfeld nach rechts. Damit ändert sich logischerweise auch das Zerrverhalten, dabei ist die negative Halbwelle des Eingangsignals stärker betroffen als die positive, weil sich die verstärkte negative Halbwelle ja vom "krummen" Bereich der Kennlinien entfernt. Damit sollte sich dann doch auch das Obertonspektrum ändern, und anscheinend passiert das derart, dass die Höhen weiter in den Vordergrund treten.

Das ist jetzt mal meine Theorie... kann aber auch ganz anders sein 8).

Gruß, Nils
« Letzte Änderung: 18.08.2010 20:33 von NilsH »

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Stone

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Re:Mehr Höhen bei höherer Anodenspannung?
« Antwort #3 am: 18.08.2010 21:34 »
Aloha

Ich gebe mal meinen Senf dazu - grundsätzlich würde ich Nils' Aussage untermauern, jedoch "ganz einfach" zu bedenken geben, dass man den Vergleich meist genau bei den Marshalls 2203/04 anstellt.

Hierbei sind die Schaltungen identisch, die Spannungen weichen aber an den Anoden lt Datenblatt teilweise um 10 bis 15 Volt DC voneinander ab, sodass man direkt damit konfrontiert ist, wie unterschiedlich der Sound sein kann.

Das Ohr empfindet dabei eine weichere Verzerrung (wie beim 2204) als angenehmer und nicht so höhenreich, weil das Soundbild auch dichter ist - umgekehrt eben beim 2203, wo die Verzerrung eben etwas "kälter" ist.

Ich denke hier sind wirklich die kleinen Verschiebungen der Arbeitspunkte ganz entscheidend für das Hörempfinden.

Gruß, Stone

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Offline _peter

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Re:Mehr Höhen bei höherer Anodenspannung?
« Antwort #4 am: 25.08.2010 12:18 »
Hallo,

jetzt war ich übers WE weg und hätte den Fred fast vergessen.
Das scheint ein recht schwieriges Gebiet zu sein. Letztendlich ist es wohl tatsächlich
so, dass sich nicht der Frequenzgang an sich ändert, sondern die psychoakustische
Wahrnehmung von verschiedenartig verzerrten Signalen. Der straffere und härtere
Sound bei höherer B+ ist wohl einfach "aufdringlicher" für das Ohr.

Ein Argument ist mir noch eingefallen. Die Millerkaüazität ändert sich ja auch mit der
Verstärkung der Stufe. Aber ob man si eine geringe Änderung überhaupt hört ist
fragwürdig. Außerdem bin ich mir gerade nicht sicher, in welche Richtung sie und
damit die Tiefpässe am Gitter sich dann ändern.

Viele Grüße, Peter
vintagevalveamps
Der Imperativ von "messen" lautet: miss!

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Stone

  • Gast
Re:Mehr Höhen bei höherer Anodenspannung?
« Antwort #5 am: 25.08.2010 13:48 »
Die Millerkaüazität ändert sich ja auch mit der
Verstärkung der Stufe. Aber ob man si eine geringe Änderung überhaupt hört ist
fragwürdig.

Hallo Peter

Nun, das ist fast schon eine philosophische Frage, weil das persönliche Hörvermögen und -empfinden bei jedem Menschen anders ist und eigentlich nicht messbar; die Gehörtests sagen relativ wenig aus, außer, welche Frequenzen offensichtlich gehört werden (aber eigentlich nicht, welche man nun wirklich nicht hört).

Ein Beispiel für die Individualität: ich selber höre relativ schlecht, bin aber in der Lage, leise Hintergrundmusik im Cafe auszumachen, wo andere Leute, die augenscheinlich besser hören, nichts wahrnehmen.

Das gleiche gilt für die Komprimierung von Audiodaten - im Prinzip gehen alle Komprimierungsverfahren davon aus, dass der Mensch Töne und Geräusche, die von einem lauteren Geräusch / Ton überlagert werden, nicht hört oder nur bedingt wahrnimmt. Fakt ist allerdings, dass es auch dem einfachen Zuhörer auffällt, wenn z.B Instrumente im nachgespielten Stück zum Original fehlen, obwohl diese im Hintergrund liegen (die Aussage ist dann oft "klingt nicht so voll").

Die Lautstärkemessung in dBA ist eigentlich ungenügend, vor allem zur Lärmmessung, weil hohe Frequenzen schneller / früher wahrgenommen werden, als tiefe. In der "Reichweite" ist es dann umgekehrt.

Zur B+ ... habe ich einen Sound, der ein Spektrum von Frequenzen innerhalb einer bestimmten - sagen wir - Bandbreite abbildet, so klingt es je nach Bandbreite komprimiert und weniger komprimiert; hohe Töne gehen jedoch in der Kompression eher unter.

Vielleicht mal ein eher philosophischer Ansatz zur (Er)Klärung.

Gruß, Stone

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Offline thom

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Re:Mehr Höhen bei höherer Anodenspannung?
« Antwort #6 am: 25.08.2010 22:04 »
Hallo
ich hab meinem 2204 von 78' eine höhere B+ von etwa 20V für die Vorstufen gegönnt
und der Sound ist fester im Bass und auch in den Höhen geworden.
Für verzerrte Sachen find ich das besser als vorher , weil durchsetzungsfähiger, für semicleane Sachen etwas zu hart. ( weniger Kompression)
Mein Amp hat allerdings auch nur ca. 380 V an den Endröhren.
Das muss man für sich selber ausprobieren.
Auf jeden Fall ist die Anodenspannung der Röhren ein, denke ich, unterschätztes Feld der Soundanpassung.
Gruß
Thom