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Mehr Höhen bei höherer Anodenspannung?
_peter:
Hallo,
ich habe im Forum, ohne jetzt die genauen Stellen ausweisen zu können, mehrfach gelesen,
dass eine Erhöhung der Anodenspannung zu einem hellerem Sound führen soll.
Das bezog sich wohl auf 2204-ähnliche Schaltungen. Kann mir das jemand erklären?
Mehr Headroom, weniger Match, mehr Tightness, usw. ist klar - aber mehr Höhen?
Viele Grüße, Peter
<EDIT>
zum Beispiel hier gelesen:
http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,12363.msg120819.html#msg120819
Aber das war nicht das einzige mal.
Fandango:
Hallo Peter,
bei Pentoden wird mit höherer Anodenspannung auch die Steilheit größer,
bei allen Röhren nimmt die Geschwindigkeit der Elektronen zu.
Inwieweit das aber jetzt bei Niederfrequenz von Bedeutung ist,
vorausgesetzt der Amp ist richtig bemessen, die Koppel-Cs nicht zu groß,
die Anoden-Rs auch nicht, guter AÜ usw. leuchtet mir doch nicht ein.
Die Röhrenkapazität dürfte dabei auch keine Rolle spielen.
Wenn die Koppel-Cs und die Anoden-Rs recht groß sind kann es natürlich sein
dass eine höhere Anodenspannung einen helleren Klang bewirkt, einfach weil
die Umladung dieser Cs schneller geht, bei einem kleinerem (und passendem) C
wird man nicht viel bemerken.
Zu grosse Cs sind auch die Ursache für Matsch.
Eine andere Erklärung fällt mir momentan nicht ein.
Gruß,
Georg
Nils H.:
Moin,
ich spekuliere mal drauf los, ich kann das aber nicht durch Theorie oder Experimente untermauern. Naja, ein bisschen vielleicht durch Experimente.
Ich glaube ja nicht, dass sich tatsächlich der Frequenzgang der Stufe ändert, wenn man die HT erhöht. Das kann ich insofern mit Experimenten untermauern, weil ich an den Fender-artigen Vorstufen, die in meinen Amps sind, ein wenig mit den Spannungen gespielt habe, und sich im Frequenzverhalten da recht wenig geändert hat. Wenn ich die Stufen aber soweit angeblasen habe, dass sie anfangen zu zerren, klang es bei höherer Spannung plötzlich obenrum deutlich heller.
Ein wichtiger Punkt ist hier meiner Meinung nach, dass es sich um zerrende Stufen handelt. Wenn man die Versorgungsspannung erhöht, verschiebt man die Arbeitsgerade ja im Kennlinienfeld nach rechts. Damit ändert sich logischerweise auch das Zerrverhalten, dabei ist die negative Halbwelle des Eingangsignals stärker betroffen als die positive, weil sich die verstärkte negative Halbwelle ja vom "krummen" Bereich der Kennlinien entfernt. Damit sollte sich dann doch auch das Obertonspektrum ändern, und anscheinend passiert das derart, dass die Höhen weiter in den Vordergrund treten.
Das ist jetzt mal meine Theorie... kann aber auch ganz anders sein 8).
Gruß, Nils
Stone:
Aloha
Ich gebe mal meinen Senf dazu - grundsätzlich würde ich Nils' Aussage untermauern, jedoch "ganz einfach" zu bedenken geben, dass man den Vergleich meist genau bei den Marshalls 2203/04 anstellt.
Hierbei sind die Schaltungen identisch, die Spannungen weichen aber an den Anoden lt Datenblatt teilweise um 10 bis 15 Volt DC voneinander ab, sodass man direkt damit konfrontiert ist, wie unterschiedlich der Sound sein kann.
Das Ohr empfindet dabei eine weichere Verzerrung (wie beim 2204) als angenehmer und nicht so höhenreich, weil das Soundbild auch dichter ist - umgekehrt eben beim 2203, wo die Verzerrung eben etwas "kälter" ist.
Ich denke hier sind wirklich die kleinen Verschiebungen der Arbeitspunkte ganz entscheidend für das Hörempfinden.
Gruß, Stone
_peter:
Hallo,
jetzt war ich übers WE weg und hätte den Fred fast vergessen.
Das scheint ein recht schwieriges Gebiet zu sein. Letztendlich ist es wohl tatsächlich
so, dass sich nicht der Frequenzgang an sich ändert, sondern die psychoakustische
Wahrnehmung von verschiedenartig verzerrten Signalen. Der straffere und härtere
Sound bei höherer B+ ist wohl einfach "aufdringlicher" für das Ohr.
Ein Argument ist mir noch eingefallen. Die Millerkaüazität ändert sich ja auch mit der
Verstärkung der Stufe. Aber ob man si eine geringe Änderung überhaupt hört ist
fragwürdig. Außerdem bin ich mir gerade nicht sicher, in welche Richtung sie und
damit die Tiefpässe am Gitter sich dann ändern.
Viele Grüße, Peter
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