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Zweikanaler mit 4xEL84
LesPaule:
Hallo zusammen,
als Frischling möchte ich mich kurz vorstellen: Ich heiße Tommi, bin 52 und wohne auf der schönen Schwäbischen Alb. Ende der Siebziger machte ich eine Ausbildung zum Radio-Fernsehtechniker, doch weil ich mein Geld schon seit vielen Jahren nicht mehr in der Elektronik verdiene und selbige nur sporadisch als Hobby betreibe sind einige Kenntnisse eingeschlafen.
Mein Eigenbau-Amp funktioniert zwar treu und brav, befriedigt soundmäßig jedoch nicht vollständig. Und so blieb ich an diesem Thread http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,12363.0.html hier regelrecht hängen, weil das vorgestellte Konzept ziemlich gut meinem "Bedarf" entspricht.
Falls es dem Threadersteller NilsH recht ist werde ich dieses in meine Planung übernehmen. Wenn ich es richtig mitbekommen habe ist der Amp am Ende doch recht laut geworden. Dies würde ich gerne durch eine andere Endstufe umgehen. Weil auch bei mir zunächst mal das verwendet wird was da ist kommt der OT aus dem DSL 401 zum Einsatz. Und zwar mit den vier EL84, für die er gedacht ist.
Der Netztrafo besteht aus einem EI120-Kern mit 2x280V, einer 2x2,5V-Wicklung und einer 6,3V-Wicklung. Gleichgerichtet soll mit zwei parallelgeschalteten Russen-5Z4G werden (eine kann nur 150mA), von denen noch ein paar in der Schublade liegen. Zur Siebung soll noch eine vorhandene 7H-Drossel verwendet werden.
Was meinen die erfahrenen Ampbauer zu diesen Modifikationen?
Gruß Tommi
darkbluemurder:
Hallo Tommi,
erst mal willkommen im Forum!
Der Netztrafo ist mit den 2x280V auf jeden Fall für EL84 gut geeignet, wenn er für 4 Stück auch genug Strom liefern kann. Auch die 6,3V-Heizwicklung muss genug Strom liefern können. Hierzu hast Du leider keine Angaben gemacht. Das Gleiche gilt für die 5V-Wicklung für den Röhrengleichrichter - ich habe jetzt auf die Schnelle kein Datenblatt für die russischen 5Z4G gefunden, aber die von GE braucht 2A, d.h. zwei brauchen 4A - das ist eine ganze Menge.
OT aus dem DSL 401 sollte gut funktionieren, ebenso die 7H Drossel.
Ich glaube aber nicht, dass der Amp mit 4 EL84 wesentlich leiser als der von Nils wird. Fast jede Stimme, die ich z.B. zum Matchless DC-30 gelesen habe, sagt, dass diese Amps brechend laut sind. Auch der 70er Vox AC30 eines ehemaligen Bandkollegen, den ich bei einer Probe mal spielen durfte, war sehr laut und sehr hell. Ich spiele auch Amps mit 2 EL84 in einer Country-Rock-Band ohne Probleme. Du hast leider nicht geschrieben, was Du mit dem Amp erreichen willst und welche Soundvorstellung Du hast. Was machst Du für Musik, wo setzt Du den Amp ein, was soll er am Ende können, welche Gitarre spielst Du?
Für die EL84 ist möglicherweise der von Nils verwendete PI zu stark. EL84 haben eine größere Eingangsempfindlichkeit als die großen Oktalröhren und übersteuern schneller. Deswegen könnte da der PI vom 18W Marshall oder vom Vox AC30 geeigneter sein. Ist aber Geschmackssache. Ich bin da auch noch am Experimentieren.
Viele Grüße
Stephan
LesPaule:
Hallo Stephan,
sorry, bezüglich des NT waren meine Angaben natürlich zu knapp, aber das läßt sich ja ändern. Die HV-Wicklungen können jeweils ca. 200mA, sollte also reichen. Die 5V (2,5-0-2,5) sind mit 5A angegeben, ebenso die 6,3V. Der Trafo dürfte somit das können was von ihm verlangt wird. Über die 5Z4S (nicht "G", nochmal sorry) gibt's bei Jogi eine Seite und da wird diese Röhre als Äquivalent zur GZ30 genannt, hab ich gerade gesehen: http://www.jogis-roehrenbude.de/Russian/5U4C.htm
Ja, natürlich, die Musik: Im Prinzip alles mögliche, Schwerpunkt Blues-Rock mit Betonung auf letzterem. Will heißen, der Amp muß sowohl völlig clean können als auch mal ein ordentliches Brett abliefern. Zwischen diesen Extremen gute Sounds zu produzieren werde ich ihm nicht verbieten... ;D. Überwiegend spiele ich eine LesPaul, dazwischen aber auch mal Eigenbauten mit P90 oder Tele-Singlecoils. Und zu Hause darf er auch leise ordentlich klingen, sowas geht durchaus. Vor langen Jahren hatte ich mal einen kleinen einkanaligen Orange-Combo, der brachte mit zwei EL34 angeblich 60W an den Speaker. Der konnte zwar nur einen (zerrigen) Sound, den aber dafür sogar mit Zimmerlautstäke noch sehr schön - warum ich den verscherbelt habe weiß ich heute leider auch nicht mehr.
Nach Deinen Ausführungen komme ich wegen der zu befürchtenden Lautstärke schon etwas ins Grübeln, könnte mir aber vorstellen, bei Bedarf zwei Endröhren ab- und die Sekundärimpedanz umzuschalten. Das ergäbe dann wieder das "klassische" 18Watt-Konzept, was die Endstufe betrifft. Der OT (ca.4k primär) sollte das mitmachen, wenn ich richtig rechne, denn ich benutze eine 2x10 Box mit 16Ohm. Die würde ich dann im Falle der "Leistungsreduzierung" an die 8Ohm-Anzapfung des OT hängen und käme so auf eine Primärimpedanz von ca. 8k für 2x EL84. Und mit dem PI könnte man auch noch experimentieren.
Gruß Tommi
bea:
Vielleicht könnte man sich ja an der Endstufe des Echolette M40 orientieren? Die hat ebenfalls 4 EL84, ist einigermaßen ordentlich dokumentiert - aber ist ebenfalls brechend laut.
Was die Lautstärke des AC30 anlangt so berichtete eine befreundete Musikerin, dass sich sich mal mit den 100 Watt ihres Mesa Boogie nicht gegen einen AC30 hat durchsetzen können.
Viel Spaß beim planen
Beate
darkbluemurder:
Hallo Tommi,
Netztrafo passt.
Ich denke, das Konzept von Nils passt für Deine Zwecke gut und lässt sich - ggf. mit kleineren Anpassungen (siehe meinen ersten Post) auch gut mit 4 EL84 kombinieren.
Eine Idee - weil Du vor allem Les Paul spielst - wäre, die EL84 nicht mit dem üblichen Kathodenbias, sondern mit fester negativer Gittervorspannung (fixed bias) zu betreiben, so wie Carr das in seinem Artemus macht. Er behauptet, der Amp sei dadurch wesentlich offener und vor allem mit Humbuckern druckvoller geworden. Soldano macht das ja auch im Atomic 16. Wenn der Netztrafo keine separate Biaswicklung hat, kannst Du - falls er in der HV-Wicklung einen Mittelabgriff hat - die Bias aus der HV-Leitung holen (so wie in den 50W Marshalls). Also wäre meine Empfehlung als Ausgangspunkt: Vorstufe(n) von Nils, PI vom 18W Marshall, Endröhren 4xEL84 mit fixed bias, schwache oder keine Gegenkopplung.
Deine Überlegungen, bei Bedarf 2 Röhren abzuschalten, passen schon. Allerdings wird der Amp auch dadurch nicht wirklich leiser, sondern verliert nur cleanen Headroom. Aber als zusätzliche Option - warum nicht, schaden tut es auf keinen Fall.
Ich verwende in meinen Amps das sog. LarMar PPIMV, ein Master Volume, das zwischen der Phasenumkehrstufe und den Endröhren sitzt. Funktioniert recht gut und einigermaßen transparent mit Amps, die für ihren Sound nicht auf das Übersteuern der Endröhren angewiesen sind. Ich kann damit sogar zuhause auf Zimmerlautstärke spielen (auch wenn meine Frau und ich uns nicht immer darüber einig sind, was "Zimmerlautstärke" bedeutet). Geht auch für ein Zweikanal-Konzept, wenn damit die Endlautstärke etwas angepasst, aber nicht drastisch reduziert werden soll (dann hättest Du ja auch keinen Clean-Headroom mehr).
@bea: das wundert mich nicht, dass der MB gegen den AC30 alt ausgesehen haben soll. Der AC30 ist schon ziemlich "raumgreifend". Ich hatte in der Blues-Rock-Band mit einem Gerät eines Herstellers aus deutschen Landen dasselbe Problem - keine Chance gegen den 70er AC30, es sei denn, ich habe das Ding richtig aufgedreht - dann hat man außer meiner Gitarre aber sonst nichts mehr gehört, und alle waren sauer ...
Viele Grüße
Stephan
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