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Tonabnehmer messen/Humbucker splitten - mal ordentlich

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Offline 456Onno456

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Hallo an Alle,

nachdem ich nach einem Humbucker suche habe ich mit der Beschaltung und den Kenndaten von Tonabnehmern beschäftigt. Nachdem da nun im Netz ja viel Unwahrheiten stehen und fleißig reproduziert werden und die meisten Tonabnehmerhersteller entweder selbst nicht messen können oder wollen musste ich mir selbst helfen.

Die Messkette besteht aus einer EMU 0404 USB (geht bis 192kHz, also 96kHz-Messfrequenz) und einem Messinterface (http://www.pmillett.com/ATEST.htm) mit hochwertigen Differenzverstärkern und Line-Drivern. Die Daten werden mit der Software Audiotester aufgenommen, in Excel bearbeitet und mit Gnuplot gefittet.

Das Projekt wurde bereits am Department of Physics der University of Illinois Urbana-Champaign in einem wissenschaftlichen Kontext verwirklicht (http://online.physics.uiuc.edu/courses/phys498pom/498emi_guitar_pickup_results.html).
Das Modell ist von dort übernommen und im pdf unter folgendem Link kann man sowohl das Ersatzschaltbild (Seite 29) und die Übertragungsfunktion (Seite 30) nachlesen (http://online.physics.uiuc.edu/courses/phys498pom/Lecture_Notes/Guitar_Pickup_Talk/Electronic_Transducers_for_Musical_Instruments.pdf).

Jetzt kann man fragen was einen dazu treibt und da gibt es mehrere Antworten:

-   Auch wenn es eine Randgruppe in diesem Forum sein mag, so gibt es doch einige Individuen, welche gerne genaue Kenntnis über ihr Hobby
        haben (bitte keine Diskussion über „Ich nutze was gut klingt“ vs. „Technik“) .
-   Man kann einiges mit den Gewonnen Kenndaten anfangen, z.B. externe Beschaltungen simulieren und Tonabnehmer vergleichen (da braucht
        man noch die Verzerrungen, den Frequenzgang bei mechanischer Erregung, ….)

- und VOR ALLEM:

Man kann sich um den Split bei Humbuckern kümmern. Die Idee ist alt und sogar gut dokumentiert (http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/GesplitteterHumbuckerimklanglichenGriff.htm). Leider krankt Herrn Schaedlas eigentlich fundierte Rubrik unter dem Messen mit Multimetern (C und L immer über eine feste Frequenz) und abschätzen der Kapazitäten, sowie dem übernehmen der Tonabnehmerdaten von Herrn Lemme (besonders zum Strat-single-coil – man lese hier mal bei der Uni-Illinois in den pdfs nach und lade sich die Excel Tabelle, da kommt man ins grübeln wie Herr Lemme auf seine 3,5kHz kommt). Ebenfalls wird nur simuliert und nicht die simulierte Beschaltung vermessen – ich vertraue zwar auch auf Simulationen, aber die Kontrolle durch eine Messung ist immer besser und hier notwendig.
Um es kurz zu machen: Durch eine Beschaltung des gesplitteten Humbuckers (C und R parallel geschaltet) kann man den Resonanzpeak des gesplitteten Humbuckers zu tieferen Frequenzen drücken und die Überhöhung des Peaks verringern (gerade bei 500kOhm-Potis). Es geht nicht mit jedem Tonabnehmer, aber meist ist eine Verbesserung möglich.

Im Anhang sind die Messdaten von einem Häussel TozzXL (Humbucker und beide Spulen einzeln). Die Rar-Datei enthält die Messdaten, die 3-gifs zeigen die Fits in Gnuplot mit den Fehlern der Kenngrößen. Ich bitte um Verständnis, dass die genauen Daten unkenntlich gemacht sind, dazu steckt einfach zu viel Geld und Zeit in der Geschichte (Vielleicht hänge ich demnächst welche von einem Seymour Duncan SH-11 an, dann auch mit Beschaltung). Es handelt sich hier um die Messung des TONABNEHMER ALLEINE, d.h. ausgebauter Zustand und kein Volume (500k) und Tone-Poti dahinter. Dies verändert den Frequenzgang, d.h. wenn man sich dem Klang eines Strat-Single-Coil mit einem gesplitteten Humbucker nähern will, dann tut man gut daran den Singlecoil beschalten (250kOhm-Poti) und den gesplitteten Humbucker beschalten (500kOhm-Poti und Cs und Rs parallel) zu vergleichen/vermessen.

Mit bestem Gruß

Max