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Volksbassverstärker der Theoriefred
Han die Blume:
Hi Martin!
Wieso kann man nicht zwischen der Ultralinaranzapfung und dem Schirmgitter einen Widerstand zum Spannungsabfall einbauen, dann könnte doch die Anode wieder mit dem max. B+ betrieben werden?
lg
Kai
Kpt.Maritim:
Hallo
Schrimgittergegenkopplung wird auch oft Ultralinearbetrieb genennt. Dieser name ist bis heute ziemlich werbewirksam. Klingt irgendwi toll einen über alle Maßen linearen verstärker zu haben. Was verbirgt sich dahinter.
Triodenkennlinien sehen aus wie Parabeln (In der grün). Pentodenkennlinien (rot) sehen fast genau so aus, nur sind sie gespiegelt. Und zwar an der Geraden die mit 45° durch den Ursprung geht (schwarz). Genau diese schwarze Linie ist die ideale Ultralinearkennlinie.
Legen wir das Schrimgitter einer Endröhre an die Anode, dann erhalten wir eine Triode mit echten Triodenkennlinien. legen wir das Schrimgitter an die Versorgungsspannung, dann erhalten wir eine Petode. Legen wir genau zwischen beiden also an den Abgriff des Ausgangsübertragers, dann erhalten wir eine Mischform, deren Kennlinie genau die Mittellinie zwischen Trioden- und Pentodenbetrieb ist.
Man kann die ganze Sache auch anders auffassen. Im Normalfall stellt man sich die Triode als einfache Grundform der Röhre vor. Man kann sich aber auch die Pentode als die einfachste Grundform vorstellen. Durch zunehmende Gegenkopplung über das Schirmgitter ist die Triode eigentlich eine Pentode, bei der die gesamte Anodensignalspannung gegengekopplet wird. Eine Triode ist also eine Pentode mit starker Schrimgittergegenkopplung. Schrimgitter und Anode sind bei ihr unttrennbar als eines verbunden eingebaut.
Die Triode hat Vorteile und Nachteile:
+ Weniger Intermodulationsverzerrungen
+ Weniger ungeradzahlige Harmonische
+ mehr geradzahlig harmonische
+ geringer Innenwiderstand
- hoher Steuerspannunsgaufwand
- wenig leistungsausbeute
Die Pentode auch:
+ geringer Steuerspannungsaufwand
+ hohe Leistungsausbeute
- viel Intermodulationsverzerrungen
- mehr ungeradzahlig harmonisch
- weniger geradzahlig harmonische
- hoher Innenwiderstand
Der Ultralinearbetrieb ist ein Brauchbarer Ausgleich zwischen beiden Betriebsarten. Wenn das so toll sein soll, warum werden 90% aller Musikeramps nicht in dieser Betriebsart gebaut? Nun ja, nicht jeder Musiker weiß, dass 5Watt immer noch halb so laut ist, wie einer mit 50Watt und es darum Quatsch ist einen nenenswerten Unterschied zwischen einem Verstärker mit 35Watt und 50Watt anzunehmen. Dennoch wird der 50Watt besser verkauft. Also wird man auch eher einen bauen. Nun müssen wir den VBV nicht verkaufen und müssen darum auch keine Ideen des Marketing in das Schaltungskonzept einfließen lassen. Für mich igeht für den VBV Klang vor leistung. MOSFET- und Digitalendstufen sind heutzutage sowas von gut, dass eine Röhre nicht die leistung dieser geräte nachmachen muss. Wenn sie eine besondere Berechtigung haben soll, dann muss das ihr Klang sein, der aus den Kennlinien kommt. Insbesondere MOSFETs haben aber genau dieselbe Kennlinienform wie eine Pentode. Davon kann sich jeder leicht überzeugen, wenn er z.B. mal den BUZ90 mit einer EL34 vergleicht. bei beiden sehen die kennlinien wie die gröne Linie in der Skizze aus, mit denselben klanglichen Auswirkungen.
http://www.elektroworld.info/ftp/index.php?action=downloadfile&filename=BUZ90.pdf&directory=&PHPSESSID=926e95bf7cda6c5eeafe69e5924c89ec
http://www.jj-electronic.sk/pdf/E34L.pdf
Also muss der VBV schon etwas anderes bieten, was man nicht für wenig geld bei Thomann bekommt. Da scheint mir der Ultralinearbetrieb ein guter Weg zu sein.
--- Zitat ---Wieso kann man nicht zwischen der Ultralinaranzapfung und dem Schirmgitter einen Widerstand zum Spannungsabfall einbauen, dann könnte doch die Anode wieder mit dem max. B+ betrieben werden?
--- Ende Zitat ---
@han die Blume: weil dieser Widerstand zusammen mit dem Innenwiderstand des Schrimgitters einen Spannunsgteiler für die Gegenkopplung bildet. Zudem wird dieser Eingang hochohmiger, was dazu führt, dass das Schrimgitter schlechter von der gegenkopplungspannung angefahren werden kann, denn dazu bedarf es neben Spannung auch strom. Denn das Schrimgitter ist anders als das Steuergitter nicht nefgativ gegenüber der kathode, sondern eine quasi Hilfsanaode,
Beim nächsten mal, wollen wir unsere Endstufe dann gleich komplett berechnen.
Bis dahin viele Grüße
Martin
12stringbassman:
@Martin:
An dieser Stelle möchte ich Dir ganz herzlich danken für die viele Mühe, die Du Dir mit dem ganzen vielen Text machst! Ganz großer Applaus! :bier:
bea:
Jetzt habe ich noch eine Frage zum UL-Betrieb: dem vielzitierten Leistungsverlust.
Wie kommt dieser Leistungsverlust eigentlich zustande - gemeint ist jetzt bei gegebener Schirmgitter- und Anodenspannung? Wenn ich gegenkopple, verringert sich doch normalerweise die Verstärkung, aber nicht die maximale unverzerrte Ausgangsspannung und auch nicht der Strom, den die Endstufe liefern kann? Die maximale unverzerrte Ausgangsspannung müsste doch durch die Gegenkopplung sogar geringfügig ansteigen, sprich, näher an die Anodenspannung herangehen.
Mal abgesehen davon wird man den Unterschied, der bei einer EL84 12 W (UL) gegenüber 15 W (PP) beträgt, wirklich so gut wie nicht wahrnehmen.
Beate
es345 (†):
Hi Beate,
diese Basisliteratur von 1951 hilft beim Verständnis.
Gruß
Hans- Georg
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