Technik > Tech-Talk Amps
Bestimmung des optimalen Raa bei A/B
Nils H.:
Moin,
wie bestimmt sich eigentlich der optimale Raa bei einem A-B-Push-Pull-Pärchen? Ich kenne die üblichen Arbeitspunkte und Primärimpedanzen wie sie a) in den Datenblättern angegeben werden und b) wie sie in der Praxis umgesetzt werden; aber wie kommt man eigentlich darauf? Ist das rein empirisch? Glaub ich nicht, das geht sicher auch analytisch. Was, wenn ich außer dem Kennlinienfeld nix habe, auch keine Empfehlung oder Erfahrungswerte für Raa?
Ich hab das Tafelwerk von Martin studiert (speziell Seite 14ff), welches ja eine handvoll Formeln bereit stellt. Demnach, wie ich es verstehe, kann ich den optimalen Raa bestimmen durch
Raa = 2* Uamed / Iamed.
Ich brauche also die mittlere Stromaufname Iamed und die zugehörige Spannung. Die mittlere Stromaufnahme kann ich berechnen:
Iamed = 2* Imax / pi
Daraus dann die Anodenspannung Uamed bei mittlerer Stromaufnahme (ablesen), und dann der optimale Raa ausrechnen. Der Haken bei der Sache: Ich muss ins Kennlinienfeld ja erst mal eine Arbeitsgerade zeichnen, um diese Werte zu bestimmen, und damit wähle ich doch eigentlich schon einen Raa - Zirkelverweis ;D .
Wo steckt der Knoten in meinem Hirn? Wie geht's richtig?
Grüße, Nils
earnst:
Hallo,
die gängige Bestimmung von Raa geht von der zur Verfügung stehenden Spannung, der Verlustgrenze der Endröhren und! dem zulässigen Klirr aus.
Gerade die Optimierung bezüglich Klirr (bzw. der Kompromiß zwischen Klirr und Ausgangsleistung) basiert auf Empirie bzw. aufwändigen numerischen Berechnungen (die nichtkonstanten Abstände der Gitterspannungskennlinien werden dazu in die Rechnung einbezogen).
So ist es zumindestens bei Audio-(Hifi)-Verstärkern. Bei Gitarrenverstärkern gibt das Sounddesign (hier: Endstufenklirr) evtl. andere Wege vor...
mfg ernst
cca88:
--- Zitat von: Nils H. am 17.10.2011 16:53 ---Moin,
wie bestimmt sich eigentlich der optimale Raa bei einem A-B-Push-Pull-Pärchen? Ich kenne die üblichen Arbeitspunkte und Primärimpedanzen wie sie a) in den Datenblättern angegeben werden und b) wie sie in der Praxis umgesetzt werden; aber wie kommt man eigentlich darauf? Ist das rein empirisch? Glaub ich nicht, das geht sicher auch analytisch. Was, wenn ich außer dem Kennlinienfeld nix habe, auch keine Empfehlung oder Erfahrungswerte für Raa?
Ich hab das Tafelwerk von Martin studiert (speziell Seite 14ff), welches ja eine handvoll Formeln bereit stellt. Demnach, wie ich es verstehe, kann ich den optimalen Raa bestimmen durch
Raa = 2* Uamed / Iamed.
Ich brauche also die mittlere Stromaufname Iamed und die zugehörige Spannung. Die mittlere Stromaufnahme kann ich berechnen:
Iamed = 2* Imax / pi
Daraus dann die Anodenspannung Uamed bei mittlerer Stromaufnahme (ablesen), und dann der optimale Raa ausrechnen. Der Haken bei der Sache: Ich muss ins Kennlinienfeld ja erst mal eine Arbeitsgerade zeichnen, um diese Werte zu bestimmen, und damit wähle ich doch eigentlich schon einen Raa - Zirkelverweis ;D .
Wo steckt der Knoten in meinem Hirn? Wie geht's richtig?
Grüße, Nils
--- Ende Zitat ---
..Meine Antwort....
wie solls denn klingen?
die Antwort von Marshall ist ca 50% der Antwort von Trainwreck....
ehrlich - dat isso
Grüße
Jochen
es345 (†):
Hallo Nils,
die Frage ist, was ist aus deiner Sicht optimal, z.B.:
1) größte Leistung clean bei Ausnutzung aller Grenzwerte ohne Overdrive
2) maximale Lebensdauer auch bei härtestem Overdrive
3) andere Szenarien
4) Klangbild: da sind wir beim persönlichen "Geschmacksknopf"
Ehrlicherweise mach ich, falls keine Beispiele zur Hand, Grobschätzungen. Insbesondere für Fall 2 achte ich auf genügend Reserve gegenüber dem maximal zulässigen mittleren Kathodenstrom, sonst mußt man zu häufig zur Röhrentankstelle.
Das angehängte Excel hilft mir dabei, ich glaub, ich hab eine Vorversion davon schon einmal eingestellt.
Zur Bedienung:
grün sind Eingabefelder, gelb Ergebnisfelder. Eingestellt sind die Werte für 2xEL34 bei 800V Anode, 400V G2. Neben den Werten sind die Anodenverlustleistung und die Gitterverlustleistung dargestellt. Das Schätzergebnis harmoniert ganz gut mit dem Datenblatt, trifft aber nicht bei allen Konstellation so genau. Man sieht schön, wie der mittlere Anodenstrom ansteigt, wenn der Signal Drive von 100% auf 200% eingestellt wird.
Es gibt ansonsten eine schöne Praxismethode zur Bestimmung der OT Werte für maximale Leistung bei gegebener Schaltungsumgebung, nicht ganz billig, aber treffsicher.
Dazu brauch man einen OT (z.B. Raa 5K , R LS 8Ohm) mit sehr großer Leistung (für alle Fälle) und einen in 0,5 Ohm Schritten schaltbaren Leistungswiderstand.
Schritt 1: Primärwiderstand abschätzen, Lastwiderstand entsprechend einstellen. Wenn Raa z.B. auf 10K geschätzt ist, führt das bei dem oben angeführten Beispiel-Messtrafo zu einem Lastwiderstand von 16 Ohm als Startwert für eine Messreihe.
Schritt 2: Lastwiderstand auf 16 Ohm einstellen, Leistung messen.
Schritt 3: Lastwiderstand in 0,5 Ohm Schritten verändern - kleiner und größer -und jeweils die Leistung messen.
Schritt 4: Lastwiderstand bei größter Leistung in optimalen Raa umrechnen:
bleiben wir im Beispiel: wenn die größte gemessene Leistung bei 14 Ohm ist, ist der optimale Raa bei 10K*14/16=8,75K
Entsprechenden Trafo bestellen ;D
Gruß Hans- Georg
[gelöscht durch Administrator]
Nils H.:
Moin,
danke für die Antworten. Hans-Georg: Die Exceltabelle schaue ich mir morgen mal an (heute bin ich zu müde), danke dafür! Ich erinnere mich noch daran, dass jemand sowas mal gepostet hatte, konnte mich aber weder an den Urheber noch den Zusammenhang erinnern und hab's so nicht gefunden.
Optimal muss natürlich definiert werden. Ich meinte in dem Zusammenhang eigentlich erstmal Lehrbuch-optimal bzw. die Werte, die in den Datenblättern stehen. Ich vermute mal, die setzen Priorität auf minimalen Klirr und maximale Linearität - Hifi eben. Mißbrauch durch Gitarrenverstärker wurde damals ja noch nicht berücksichtigt ;D .
Für Gitarrenamps steckt aber, so lese ich das heraus (und es macht ja auch Sinn), tatsächlich größtenteils Empirik dahinter - schade eigentlich, muss ich doch mehr Amps bauen und rumprobieren ;D .
Etwas OT: Der Anlass für diese Überlegung ist eigentlich der AÜ in meinem Dreikanaler, und die leidige Frage: Wann wird aus Anpassung eine Fehlanpassung?
Der Amp sollte ursprünglich mal 2x6L6 bekommen. Hier wird (als "optimal") ja gerne mal 6k6 genannt, allerdings ohne Spannungsangabe; im Datenblatt stehen 5k6 bei 450V/400V Anode/Screen. In Fenders werkeln sie gerne mal an 4k-4k3 bei Spannungen bis 480V rauf.
Insofern ist der AÜ in meinem Amp schon ziemlich fehlangepasst: Ua ist nur 420V, Raa liegt bei 4k2, und es stecken EL34 drin ;D . Die Leistung ist entsprechend niedrig (nur knapp 35W), aber für meine Ohren klingt er super, gerade in dem Bereich, in dem die Endstufe leicht anfängt zu komprimieren. Jetzt könnte ich natürlich sagen "Problem solved", aber das reicht mir nicht ;D .
In diesem Sinne, ich muss jetzt ins Bett.
Gruß, Nils
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
Zur normalen Ansicht wechseln