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Röhren und Sand, gut gemischt...

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Fandango:
Hallo Allesamt,
weil mein Amp jetzt endlich fertig ist und ich nicht weiß warum ich noch dranrumschrauben sollte habe ich mit etwas Neuem angefangen.
Und weil mein Effektgerät auch einen Midi-Ausgang hat dann soll der auch etwas zu tun haben, darum habe ich mir etwas ausgedacht was ich dann auch hoffentlich hinkriege und was dann das eigenliche Hauptteil meiner Anlage geben wird.
Geplant sind fünf Kanäle, die Schaltung wird auf zwei Kisten verteilt, die erste ist der eigentliche Amp mit etwa 12Watt und einem Kanal, mehr brauchts nicht, die zweite wird ein Kasten der dann die anderen vier Kanäle steuert.
Dafür habe ich ein altes Mischpult geschlachtet und jede Menge Potis und Schalter incl. Frontplatte die ich mir dann nicht mal mehr selbst bohren muss. Verbunden wird das dann mit einem RS-232-Kabel, das hatte ich früher schon mal bei einem Effektgerät gemacht und das war zuverlässig.

Die folgende Schaltung habe ich schon aufgebaut und sie funktioniert auch gut, der Midi-Empfänger läuft auch schon und ist drin, jetzt gehts Stück für Stück weiter und mal sehen ob das so hinhaut wie ich es mir vorstelle.
Am Ende dieses Beitrags ist das Schaltplankonzept so wie ich es mir ungefähr denke, da wird sich also schon noch was ändern bis es fertig ist.



Die Idee ist zuerst einmal einen Aufbau ohne jegliche Koppelkondensatoren, die Stufen werden galvanisch gekoppelt und wo das nicht geht kommt ein Übertrager rein.
Aber erstmal zu dieser Schaltung:
Hier habe ich Batterien eingezeichnet damits einfacher zu durchschauen und zu zeichnen ist, das Netzteil ist aber schon fertig und liefert diese sechs Spannungen, plus Heizung.
Der Schaltungsminus ist hochohmig mit der Gehäusemasse verbunden, ebenso einseitig der Ausgangstrafo, das nur wegen statischer Aufladung, die Heizung ist auf etwa 25Volt hochgelegt, die üblichen 100Ohm-Widerstände zum Symmetrieren fallen weg.
Die Endstufenröhren 6p15p benutze ich jetzt schon länger, die sind ähnlich der EL84 aber haben eine höhere Steilheit, mir gefallen sie einfach besser als die 84, die "schieben" etwas mehr.
Angesteuert werden die über einen Übertrager, solche Teile wie sie hier zu sehen sind: http://www.akzent-audio.de/images/articles/feb7ee3376bfd16f28da60d67eea8a58_5.jpg , davon habe ich zum Glück noch einige.
Dieser Übertrager wird von einem TL072 angesteuert, Operationsverstärker, die Leistung reicht allemal aus um damit die Endstufe gründlich zu übersteuern ohne dass der OP in Schwierigkeiten gerät, ich will ja keine Transistorverzerrungen haben.
Die Stufe die hier jetzt vor dem OP sitzt ist eigentlich ein Effektgerät das je nach Bedarf später zugeschaltet werden kann, dafür, wie für die meisten Umschaltungen nehme ich dann einen AD7512 oder mache das mit Jfets, wie es gerade passt.
Also, diese Stufe vor der eigentlichen Endstufe ist auch eine Endstufe, nur mit recht geringer Leistung weil sie mit nur 15Volt betrieben wird, sie hat auch einen Ausgangsübertrager, nämlich genau so einen wie der vor der Endstufe, die Röhre ist eine 5963, die ist ähnlich einer ECC82, hat nur einen etwas höheren µ und passt hier besser, habs auch mit einer 82 probiert, die 5963 bringt mehr Bass.
Angesteuert wird die auch mit einem Übertrager, das gleiche Prinzip wie bei der eigentlichen Endstufe, nur dass hier noch weniger Leistung notwendig ist um eine echte Endstufenzerre hinzubekommen.
Weil diese Stufe mit der Anode am Schaltungsminus liegt kann ich sie direkt an den OP anschließen, Nullpotenzial, kein Kondensatorklang.
Der Lastwiderstand am Ausgang dieser "End-"Stufe ist ein Ldr, hier kann ich Fehlanpassungen simulieren, je nach Helligkeit der LED wird diese Stufe mehr oder weniger belastet, so als ob man an einen 8Ohm-Ausgang einen 4 oder 16 Ohm Speaker anschließt, oder auch gar keinen, macht sich schon ganz gut bemerkbar.
Mit dem Optokoppler an der Anode der unteren Röhre kann ich stufenlos eine Unsymmetrie einstellen bis hin zum Eintakt-Betrieb, also diese Trafohälfte ganz weg, weil aber die Heizung noch läuft und das Gitter angesteuert bleibt fließt weiterhin ein Kathodenstrom, dadurch bleibt der Eingangsübertrager auf gleichem Potenzial wie vorher und kann die obere Röhre weiterhin voll ansteuern.
Dann ist noch die neg. Vorspannung einstellbar, also eine Endstufe die von A- über AB- bis B-Betrieb geht.

Bis hierhin, (und noch etwas weiter), läuft der Amp schon und wird auch gehörig laut, im Moment bin ich gerade dran die LED-Steuerung zu verfeinern, diese Sache mit den Ldrs ist recht knifflig, und weil ich mir diese LED-Ldr-Kombination selbst zusammenbastle und es dabei auf den halben Millimeter ankommt fällt jede Ansteuerung etwas anders aus, aber es wird schon...
Diese Ldrs müssen rein weil die gesamte Steuerung aller eigentlich notwendigen Potis mit Steuerspannungen erledigt werden, im ganzen Gerät wird es also keine abgeschirmte Leitung geben, die einzigen Kondensatoren die notwendig sind kommen in die Klangregelung, praktisch ein einziges Tonestack für alle Kanäle, über LEDs geregelt.

Die andere Vorstufenröhre wird durch einen Ldr in ihrem Arbeitspunkt verschoben, also entweder die obere Halbwelle klippt oder die untere, oder beide, (oder keine), und sie kann auch an- und abgeschaltet werden.
Ob ich noch einen kaputten Kathodenfolger einbaue weiß ich noch nicht, ich glaube aber eher nicht.
Das Midi-Teil hat 16 Schaltmöglichkeiten, fünf brauche ich für die Kanalumschaltung, weitere fünf für die Zuschaltung meines Leslies pro Kanal, bleiben also noch ein paar zum Spielen übrig.

Diese Midi-Geschichte wollte ich mir eigentlich in meinen anderen Amp einbauen, aber von dem lasse ich jetzt erstmal die Finger, der läuft einfach zu gut.
Dass diese Amp jetzt nur etwa 12Watt hat oder weniger spielt ja keine Rolle, es ist ein Röhrenverstärker, eben ein Effektgerät.
Aber das wird noch ein paar Tage dauern bis der fertig ist, vielleicht gibts ja auch eine ewige Baustelle, mal sehen.
Übrigens sind alle Widerstände außer den SG-Widerständen der Endstufe SMD-Bauteile, von der eigentlichen Schaltung sieht man so gut wie nichts...

Viele Grüße,
Georg
 

12stringbassman:
Hallo Georg!

Sehr interessantes Schaltungskonzept. Ich bin begeistert! Da bin ich ja mal gespannt, wie das klingt.

Grüße

Matthias

silverface:
Hallo Georg!

Deinen Ansatz finde ich interessant: Klangformung mit klassischen Mitteln. Hast du für die Übertrager alte Sennheiser-Mikrofone geschlachtet?

Mir ist nur nicht klar, wie die untere Hälfte der 5963 in das Ausgangssignal eingeht. Durch die Kopplung am 2. Übertrager?

Grüße, Gernot

Fandango:
Hallo Matthias, hallo Gernot,
erstmal danke für Euer Interesse, es gibt auch, momentan wenigstens, täglich einen kleinen Fortschritt.
Ich habe aber gerade etwas an Arbeit reinbekommen und da muss das Teil ein wenig nachstehen, geht nicht anders.


--- Zitat ---alte Sennheiser-Mikrofone geschlachtet?
--- Ende Zitat ---
Nein, so wohl gehts mir noch nicht, das sind Übertrager aus alten Ela-Anlagen, die habe ich vor der Schrottpresse gerettet.
Genau diese da, 1:1:2, hier ein wenig größer als original:



--- Zitat ---Mir ist nur nicht klar, wie die untere Hälfte der 5963...
--- Ende Zitat ---
Das geschieht hier:


Diese Stufe kann ich von Eintakt -A bis Gegentakt-B einstellen, also auch alles zwischendrin.
Die Spannungsregelung fürs Gitter habe ich nur noch nicht eingezeichnet weil ich da noch dran bin, nur noch so einstellen dass die Regler an beiden Enden nicht ins Sinnlose gehen, aber sie läuft schon.
Eine Kopplung der beiden Hälften, so wie sie an einem Lautsprecherausgang kommt braucht man ja hier nicht, das Signal an beiden Anoden ist beim Gegentaktbetrieb immer gleich, egal welche Betriebsart eingestellt ist, beim reinen Eintakt-A-Betrieb ist nur die obere Röhre an, bei allem was dazwischenliegt sorgt der Übertrager für eine bestimmte Kopplung des unteren Systems je nach Einstellung des Ldr an der dritten Spule, macht der aber sowieso immer, auch beim Gegentakt, das geht so ungefähr von Hi-Fi, also glasklar mit Höhenanhebung, wegen der möglichen geringen Last, bis Überlast mit entsprechender Höhendämpfung, so wie wenn ein 1Ohm Speaker am 16Ohm Ausgang angeschlossen wäre.
Jedenfalls funktionierts, ich kann hier wirklich zwischen ganz sauberem Ton und einem voll übersteuertem Eintakter mit viel zu niedriger Gittervorspannung und falschem Lautsprecher einstellen, andersrum geht aber auch, bis zum Gitterstrom was die Röhre hergibt.
Mal sehen ob was nachgibt, Trafos oder Röhre, bis jetzt jedenfalls hälts...

Die Regelung aller Einstellungen sollen mit 0,7 - 5V am Eingang der Steuerung möglich sein, 0,7 deshalb damit die Transistoren usw. in der Steuerung nicht noch extra Minusspannung benötigen, und es stufenlos vom Links- bis zum Rechtsanschlag jedes Reglers geht, lt. Spice sieht der Ausgang dann bei einer Einstellung dann etwa das:



uns so klingts auch, hört sich wenigstens in der Farbe schon mal so an...
Aber das ist ja nur eine Einstellung nur mit unterschiedlichem Gain, da geht noch viel mehr.
Die eigentliche Endstufe zerrt ja noch nicht.
Den sauberen Sinus brauche ich ja nicht zu zeigen, ist eben Sinus.

Was mich freut ist dass diese Übertrager keinen Brumm oder Rückkopplungen einfangen, das habe ich nicht erwartet, ich hatte mich schon auf ein Pfeiffkonzert eingestellt.
Bis jetzt habe ich noch kein Rauschen oder Brummen drauf, mal sehen wann das anfängt, scheinbar tut der kleinen Röhre die niedrige Anodenspannung recht gut.

Die Klangregelung probiere ich auch mal nur mit Drosseln und Trafos zu machen, kein Kondensator, was alleine der Ldr als Lautsprecherersatz an Klang verändert gibt Anlass zur Hoffnung wirklich ohne einen Kondensator arbeiten zu können.
Ist mir im Prinzip gar nicht wichtig, ob da jetzt ein C drin wäre oder nicht, aber ich probiers mal, aus Prinzip...

Dass der OP direkt an die Anode angeschlossen werden kann liegt einfach daran dass die Anode auf Nullpotenzial liegt, durch den Trafo schwankt die Spannung an der Anode um diesen Null, mit einem Anodenwiderstand ginge das nicht, wäre aber auch machbar, nur so ist es viel einfacher.
 
Viele Grüße,
Georg
 
 

silverface:
Danke für die Erklärung!

Wäre interessant, ob eine abgespeckte Variante sinnvolle Ergebnisse bringt: Ein LDR zwischen die Anoden des PI, natürlich nach den Kondis. Der Dunkelwiderstand liegt so etwa bei 1 MOhm, das dürfte den PI noch nicht sonderlich belasten. Mit Verringern des LDR-Widerstandes könnte man den PI kontrolliert zum Schwitzen bringen.

Gleichzeitig steigt die Grenzfrequenz der Anordnung. Bei Kondis mit 2x 0,1 uF und Bias-Einkoppelwiderständen von 2x 220 k ergeben sich ca. 10 Hz, bei einem LDR von 10 kOhm ca. 318 Hz. Vielleicht probier ich das mal aus, aber mit größeren Kapazitäten. Die Übertrager bringen hier schon große Vorteile.

Gruß, Gernot

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