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Inaktiven Kanal auf Masse legen - wo?

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Jürgen:
Moin,
kurze Frage: wenn man z.B. gerade den Clean-Kanal benutzt, soll man ja, um unkontrolliertes Schwingen des inaktiven Lead-Kanals zu vermeiden, selbigen auf Masse legen. Wo wäre dies anzuraten? Direkt an Pin 2 oder 7 der ECC? Möglichst weit vorne?

Grüße, Jürgen

Martin M:
Moinmoin,

wie immer gibt es auch hier nicht die reine Wahrheit, sondern immer den Kompromiss, mindestens, wenn mehr als eine Stufe "lahmzulegen" ist.
Außerdem hängt es vom Umschalter ab: trennt er die inaktive Stufe "hinten" oder schaltet er das Eingangssignal "vorne" auf eine von mehrerenb Stufen, die "himten" parallel anliegen?
Möglichst weit vorne ist gut, weil die gesamte nicht aktive Kette "festliegt". Das sollte man tun, wenn der Umschalter den inaktiven Kanal an dessen Ausgang trennt. Möglichst weit hinten ist gut, weil dann das ganze Rauschen der nicht aktiven Stufe gegen Masse gelegt und damit weg ist. Das sollte man tun, wenn der Umschalter den inaktiven Kanal nicht an dessen Ausgang trennt.
Auf keinen Fall aber direrkt an den Elektroden der Röhre auf Masse legen! Dort liegt nämlich nicht nur das Signal, sondern auch die Gleichspannung für den Arbeitspunkt der Röhre an! Bei Pin 2 und 7 der ECC8x-Röhren macht man zwar bei den üblichen Schaltungen als Eingangsstufe nichts kaputt, hat aber beim Umschalten ggf. mit Knacksern zu kämpfen. Das Signal immer an deren Gitter-abgewandten Seite der Eingangs-Kondensatoren auf Masse legen. Sind zwei aufeinander folgende Stufen direkt gekoppelt (kein Kondensator zwischen Anode der ersten und Gitter der zweiten Röhre) an diesem Schaltungspunkt gar nichts machen!

Also (Ferndiagnose, es kommt auf die konkrete Schaltung an):
- Einstufige Parallelwege immer direkt an deren Eingang auf Masse legen.
- Bei mehrstufigen Parallelwegen würde ich das auch machen. Nur für den Fall, dass es aus dem Parallelweg deutlich in den benutzten Kanal reinrauscht (kann je nach Ort des Umschalters und mit High Gain Parallelwegen durchaus passieren) am Eingang der letzten Stufe vor dem Umschalter auf Masse legen.

HTH

Martin

Nils H.:
Moin,

ich würde sagen, das hängt auch immer vom Layout und der Topologie ab. Ich würde es immer erst mal hinter dem Koppelkondensator hinter der ersten Stufe probieren, Gitter auf Masse ziehen ist auch unproblematisch. Ggf. müssen aber auch andere Stufen stumm geschaltet werden, falls die Gefahr von Übersprechungen aus dem anderen Kanal besteht.


--- Zitat von: Martin M am 29.10.2012 11:44 ---Moinmoin,

Auf keinen Fall aber direrkt an den Elektroden der Röhre auf Masse legen! Dort liegt nämlich nicht nur das Signal, sondern auch die Gleichspannung für den Arbeitspunkt der Röhre an! Bei Pin 2 und 7 der ECC8x-Röhren macht man zwar bei den üblichen Schaltungen als Eingangsstufe nichts kaputt, hat aber beim Umschalten ggf. mit Knacksern zu kämpfen.

--- Ende Zitat ---

Das stimmt so nicht. Das Gleichspannungspotential der Vorstufengitter ist bei den üblichen Beschaltungen 0V (Kathodenbias). Der Arbeitspunkt wird hier durch anheben der Kathode eingestellt, nicht durch Gleichspannung am Gitter (das wäre fixed bias). Habe ich in der Praxis so auch schon gemacht - also Gitter auf Masse gezogen. Das ist total unproblematisch. Einzige Ausnahme ist der DC-Kathodenfolger, aber der ist ja eh mit der Stufe davor direkt gekoppelt, da schaltet man eh nicht stumm.

Gruß, Nils

Martin M:
Moinmoin Nils,

das ist prinzipiell für die übliche Beschaltung der Eingangsstufen sicher richtig. Dennoch würde ich das Gitter nicht gleichspannungsmäßig auf Masse zwingen. Ich halte es nicht nur im Zweifel immer für besser, nicht an der Röhre selbst das Potential festzulegen: Nahezu alle Schaltungen stellen hier etwas "automatisch" ein, was da bleiben sollte und nicht immer Massepotential (und schon gar nicht immer echte Masse) ist.
Neben fixed bias gibt es weitere Arten, die Gittervorspannung zu erzeugen, die das Gitter nicht auf Massepotential legen, z.B. die von mir selber sehr geliebte Anlaufstrom-Vorspannungserzeugung. Ich weiß, "schlaue Schaltungen" sind selten geworden, die Eingangsstufen heute gebauter Röhrenamps sind sich bis zur Langeweile ähnlich, aber es gibt sie noch, die Exoten.

Martin

Nils H.:

--- Zitat von: Martin M am 29.10.2012 13:57 ---Dennoch würde ich das Gitter nicht gleichspannungsmäßig auf Masse zwingen. Ich halte es nicht nur im Zweifel immer für besser, nicht an der Röhre selbst das Potential festzulegen: Nahezu alle Schaltungen stellen hier etwas "automatisch" ein, was da bleiben sollte und nicht immer Massepotential (und schon gar nicht immer echte Masse) ist.

--- Ende Zitat ---

Naja. Was macht wohl ein zugedrehtes Volume- oder Gainpoti vorm Gitter? Genau. Ich halte das für eine konstruierte Problematik. Aber jeder so, wie er will.

Gruß, Nils

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