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KT66-PP

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Doublecut:
Hallo miteinander,

Weihnachtszeit ist Bastelzeit und ich möchte Euch gerne mal den Verstärker vorstellen, an dem ich jetzt seit geraumer Zeit plane. Inspiriert bin ich dabei von Bassman, JTM45, VOX AC30 und Marshall Major, weil praktisch alle meine Gitarrenhelden damit spielten. Ich bin jetzt über 50 und in den 70er Jahren musikalisch sozialisiert, dass sind also die Klänge meiner Jugend, denen ich nachhänge.
Mir ist natürlich vollkommen klar, dass es nicht möglich ist mit einem Verstärker alle Vorbilder auf Knopfdruck zu imitieren. Das ist ja auch gar nicht meine Absicht. Ich nehme nur die Zutaten und spiele damit ein wenig herum.

Basis des Schaltungsentwurfes ist der Bassman/ JTM45: drei Vorstufenröhren mit V2b als CF und einem Long-Tail als PI. Die Enstufenröhren sind KT66, wie im JTM oder auch im Major, wobei hier die großen Brüder KT88 werkeln.
Aber mal von vorne:

V1 ist eine 6N2P-EV (praktisch gleich zur ECC83), beide Kathoden mit LEDs, um maximum Gain mit Minimum Matsch zu erhalten. Brilliant und Normal-Kanal unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Koppel-Cs. Die beiden Kanäle können einzeln, parallel und seriell geschaltet werden.

V2 ist ebenfalls eine 6N2P-EV mit LED an der Kathode des ersten Systems, dann kommt der CF und der Tonestack. V2 kann mit dem gesamten Tonestack aus dem Signalweg genommen werden, so dass im Prinzip der klassische Normal-Kanal des AC-30 simuliert wird:  V1a direkt in den PI. Die zusätzliche Kaskadierung von V1 bringt dann den gleichen Spannungspegel an den PI wie mit eingeschalteter V2.

V3 soll eine ECC82 sein. Die ist wesentlich unempfindlicher im Eingang (zerrt später) und hat mehr Wumms im Ausgang, d.h. sie liefert genug Strom um den KT66 so richtig einzuheizen.
Um die ECC82 eingangsseitig nicht zu unterfordern sind V1 und V2 mit den vorher schon erwähnten LEDs auf max-Gain eingestellt. Rein rechnerisch erreiche ich damit bei einem Eingangspegel von 50mV  einen Gesamtpegel von knapp 50 Volt an den Gittern der ECC82, also rund 1000-fache Verstärkung. Der JTM ist hier bei rund 650-fach ( wenn ich richtig gerechnet habe)

Die Enstufe ist, wie der AC30, im Kathoden-Bias. Das hat den Vorteil, dass die Schaltung ( für mich) einfacher wird, das der PPIMV durch ein einfaches Tandem-Poti zu realisieren ist und das eine sehr effektive Leistungshalbierung durch einfaches Wegschalten der (getrennten) Kathoden-Cs möglich ist. Die Endstufe ist Ultra-Linear, wie im Major, betrieben. Damit kann der gesamte OT mit einer Spannungsregelung über den Center-Tap geregelt werden. Zusammen mit dem Master-Volume lässt sich damit der Anteil der Endstufen-Zerre lautstärkeunabhängig am Sweet-Spot halten.
Die UL-Schaltung hat meiner Meinung nach zu Unrecht einen schlechten Ruf, vermutlich auf das 135-Watt-Monster von Fender zurückzuführen. Klanglich liegt diese Schaltung eher auf der Triodenseite und ist damit tendenziell "wärmer" als die Pentode. Richie Blackmore ( Major)  und Leslie West ( Sun-PA-Head) sind sicher bekannte Protagonisten, die solche Amps spielten.

Ich häng mal noch den Schaltplan dran und dann geh ich in den Keller und fang an das Chassis zu bauen.
Fröhliche Weihnachten Euch allen :-)

Fody:
Hallo,

Erstmal frohe Weihnachten und frohes Basteln.
Die Arbeitspunkteinstellung mit den LEDs sieht man sehr selten (eigentlich nie). Welchen Vorteil bringt das gegenüber der herkömmlichen Methode mit Widerstand und parallelem Kondensator um die Gegenkopplung aufzuheben?
Wenn es dir um maximale Spannungsverstärkung geht, wieso benutzt du dann nicht höhere Anodenwiderstände?
Wie deine Schalterei dann in echt aussieht, würde mich interessieren. Im Moment siehts etwas komisch aus. Ich würde aufjedenfall die Gitterableitwiderstände immer bei der Röhre lassen. Wenn die Schalterei bei V1b wirklich so ist, wie gezeichnet, wirst du da kein Ton rausbekommen. Es gibt nämlich keinen Gitterableitwiderstand. Die Röhre wird sperren. Mit einem Gitterableitwiderstand von sagen wir 470k, kommt mir die Grenzfrequenz des Koppelglieds ziemlich hoch vor. Da wärst du bei über 3kHz. Das ist sogar für Bright sehr hoch, oder? Bei V2a siehts ähnlich aus.
Den DC-gekoppelten Kathodenfolger kenn ich doch irgendwoher... :)
...Da sieht man gleich wer aufmerksam den Valvewizard liest.
PPIMV und Presence-Regler...Der letztere wird je nach Stellung des ersteren an Wirksamkeit verlieren. C22 würd ich nur reinbauen wenns wirklich nötig ist.
Was hast du mit den verschiedenen Kathodenwiderstände an den Endröhren vor? Willst du damit verschiedene Arbeitspunkte einstellen, also "Bias: Heiss/Kalt"? Den Kathodenkondensator wegzuschalten find ich nicht so gut. Zumindest ist die Bezeichnung "30/15W" irreführend. Schliesslich reduzierst du damit ja nicht die möglich Ausgangsleistung der Endstufe sondern die Eingangsempfindlichkeit. Ich glaube, wenn du den Kondensator drin lässt und nur den Master zurückdrehst, hast du klanglich das gleiche Ergebnis.
Die Ultralinearschaltung find ich im Zusammenhang mit der regelbaren Anodenspannung und dem Autobias super. Bin echt gespannt wie weit du da dranrumdrehen kannst bis die Parameter nicht mehr passen. Gib bitte Bescheid wenn das läuft!

Gruss Casim

Achtpanther:
Casim, dieses Dioden-Bias wurde auch vom Wizard thematisiert ... wurde auch schon hier im Forum besprochen, soll zu sehr "definierten" Bässen führen, wurde allerdings gerade im Zusammenhang mit Cleansounds gelobt.

schöne Weihnachtsgrüße  ;D

Fody:
Hallo,

Danke für die Antwort.  Dumm ist die Methode ja nicht.
Man spart sich ein Bauteil und verhindert wohl, dass der Kondensator ständig umgeladen werden muss. Meist werden ja an dieser Stelle Elkos eingesetzt. Diese sollen ja sowieso keine hervoragenden Audioqualitäten liefern. Ich denke, ich werde das demnächst auch mal ausprobieren.

Gruss Casim

Doublecut:
Hallo,
danke für Euer Interesse :-)
Ja, der Schaltplan ist wenig präzise, was die Schalter angeht, ich glaube da bessere ich noch ein bischen nach und mache kenntlich, wo zwischen den Stufen geschaltet wird und wo nur Cs dazugeschaltet werden, um den Frequenzgang zu biegen.
Das Lautstärkepoti der vorhergehenden Stufe ist immer auch der Gitterableitwiderstand am Eingang der nächsten Stufe, nicht zu verwechseln mit den Gridstoppern, die immer direkt an die Fassung gelötet werden.

Die abschaltbaren Kathoden-Cs bei den Endröhren habe ich auch schon in anderen Verstärkern eingebaut. Beim Abschalten wird die Lautstärke subjektiv halbiert (!) und der Ton wird etwas klarer. Das deutet eher darauf hin, dass die Verstärkung gesenkt wird, nicht die Eingangsempfindlichkeit. Sonst müsste der Ton ja verzerrter werden, oder?
Im Prinzip sollte das doch so sein, wie wir das von den Trioden kennen: mit C an der Kathode steigt die Verstärkung der durch den C abgeleiteten Frequenzanteile ?
Auf jeden Fall hat dieser Schalter einen hohen praktischen Wert auf den ich nicht mehr verzichten möchte, weil mit minimalem Aufwand eine deutliche Lautstärkenabsenkung ohne wesentliche Klangänderung möglich ist.
Und ja, die Bezeichnung 30/15 Watt ist einfach falsch, ich lasse sie am besten ganz weg.
Die Umschaltung der Kathoden-Rs ermöglicht den Einsatz von KT66 und 5881 oder auch 6P3S-E.

Mit den LEDs an den Kathoden: die rote LED an V1a bringt die Kathode auf 1,6 Volt, was in dieser Schaltung in etwa einem Kathoden-R von 1K6 entspricht, also dem Wert den auch Bassman und JTM an V1 haben. ( De facto haben sie 820 Ohm an gekoppelten Kathoden). Die LED bietet für Tonfrequenzen praktisch einen Kurzschluss dar und ersetzt damit einen sehr großen Elko, d.h. alle Frequenzen werden gleichmäßig verstärkt.

Die LED an V2a ersetzt den dort üblichen 820 Ohm-R und erhöht dadurch frequenzunabhängig die Verstärung von 38-fach auf 59-fach. Das ist genau der Platz an dem gegenüber der Standard-Schaltung mehr Gain gewonnen wird.

Ob ich die LED bei V1b, dem Brillint-Kanal, lasse oder doch noch durch eine RC-Kombi mit Höhenbetonung ersetze, weiss ich erst, wenn ich das Ding mal gehört habe.

schöne Weihnachtsgrüße
Robert

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