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Invertierender Opamp Zerre

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FloPoeKo:
Hallo Allerseits,

ich kam gerade an einem Schaltplan von drei Ibanez-Pedalen (SM-9/SML/MS-10) vorbei.
Die verwenden interessanterweise eine invertierende Schaltung in den beiden ersten Zerrstufen.
Wie muss ich mir denn das vorstellen? Was ist der Unterschied zur nicht-invertierenden Schaltung z.B. beim Tubescreamer?

Beste Grüße

Florian

Headsurgeon:
Moin,

diese invertierenden Schaltungen fahren richtig in die Sättigung, wie bei einem Distortion Pedal (Ratte und ähnlich),
nur das der OpAmp selbst dabei *nicht* übersteuert wird, was sicherlich positiv zu werten ist.

Hier ist der Unterschied erklärt und es sind Signalformen abgebildet:
http://www.bteaudio.com/articles/TSS/TSS.html

Der Autor scheint ein Fan des Tube Screamers zu sein.
Ich hingegen finde den TS nur dann erträglich, wenn er als Booster eines Röhrenamps eingesetzt wird.
Eben genau weil er nicht richtig in die Sättigung fährt und zu clean klingt.

Die Blackstar Amps (Röhrenamps!) benutzen in der Vorstufe ebenfalls diese invertierende Topologie,
erst dahinter sitzt dann eine Röhre.


Hope it helps   :gutenacht:


--- Zitat von: FloPoeKo am 14.09.2015 15:29 ---Hallo Allerseits,

ich kam gerade an einem Schaltplan von drei Ibanez-Pedalen (SM-9/SML/MS-10) vorbei.
Die verwenden interessanterweise eine invertierende Schaltung in den beiden ersten Zerrstufen.
Wie muss ich mir denn das vorstellen? Was ist der Unterschied zur nicht-invertierenden Schaltung z.B. beim Tubescreamer?

Beste Grüße

Florian

--- Ende Zitat ---

doctormolotov:
Tag zusammen,

das is ja ne interessante Schaltung! Und super erklärt bei bte audio. Danke für den Link!

Da gehts glaub ich nicht um den Unterschied zwischen OpAmp-Sättigung oder nicht. Keiner der Opamps der beiden Varianten von bte Audio (oder wie im Tube Screamer) geht in Sättigung - die Dioden in der negativen Rückkopplung setzen ja bei starker Aussteuerung die Verstärkung massiv herunter und "limiten" die Signalspitzen. Anders bei der Rat oder MXR Distortion Plus - da sind ja keine begrenzenden Elemente in der Rückkopplung, und der OpAmp kann "gegen die Wand fahren" und die Dioden clippen was das Zeug hält. Das hattest Du ja schon geschrieben, Headsurgeon.

Der springende Punkt zwischen invertierend und nichtinvertierend ist hier meine ich, daß bei der nicht-invertierenden Version das Eingangssignal noch mit dazugemischt wird. Das sieht man allein schon an den Formeln für den Verstärkungsfaktor von invertierendem und nichtinvertierendem OpAmp:

Invertierend: A = -R2/R1 (http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0210141.htm)
Nichtinvertierend: A = 1 + R2/R1 (http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0210151.htm)

Die 1 steht dann wohl für das direkte Zumischen des Originalsignals, und die R2/R1 für das verstärkte Signal.
Zu R2 gehören ja die Dioden, R2 ist also abhängig von der Aussteuerung...

Soweit mal

Gruß Bernhard

chipsatz:

--- Zitat von: doctormolotov am 18.09.2015 11:09 ---Der springende Punkt zwischen invertierend und nichtinvertierend ist hier meine ich, daß bei der nicht-invertierenden Version das Eingangssignal noch mit dazugemischt wird. Das sieht man allein schon an den Formeln für den Verstärkungsfaktor von invertierendem und nichtinvertierendem OpAmp:

--- Ende Zitat ---

richtig,
man kann es auch noch anders ausdrücken:
Bei der nicht-invertierenden Version haben wir mindestens eine Verstärkung von 1. Wenn also die Dioden clippen und somit niederohmig werden folgt der Ausgang dem Eingangssignal.

Die invertierende Version kann auch eine Verstärkung kleiner 1, also eine Dämpfung des Eingangssignals erzeugen. Wenn der Widerstand der Dioden durch das clippen kleiner wie R1 wird, haben wir diesen Fall.

Gruß
mike

Reinhold Messmal:
Hallo,

das unterschiedliche Verhältnis entsteht dadurch, dass R1 bei invertierend einen Teil des Eingangsignals abführt. Ist aber egal, weil R1 in der Ibanez -Schaltung sowieso nicht stattfindet.

Normal nimmt man nichtinvertierende Zerr-Stufen, weil man dann die Möglichkeit besteht durch ein R/C-Glied vom -Eingang zu Masse oder VRef die Verstärkung und damit die Zerre frequenzabhängig zu gestalten, weil die meisten ja eigentlich nicht mögen, wenn die Bässe wegen zuviel Clipping matschen.

Bei symmetrischem Clipping ist inv/noninv in meinen Augen total egal, eine Rolle spielt das höchstens bei asymetrischem Clipping, aber das hat schon Kollege Paul Cochrane in Timmy-Thread auf freestombboxes erklärt, viel besser als ich das könnte.

Ein Freund von mir hat vor Jahren mal einen MS-10 auf dem Sperrmüll (!!!) gefunden, den ich dann zum modden in die Finger gekriegt habe. Bei der Mid-Regelung ist ja klar, welches Pedal des Hauptkonkurrenten dort erbarmunglos abgekupfert wurde, aber so gibt es wenigstens einen Teil in der Schaltung, der brauchbar ist. Und dann hat man sich gnadenlos jedes mögliche Eigentor geschossen, was man sich beim designen eines Zerrpedals schiessen kann.

Es gibt diese lustige Seite: http://www.diystompboxes.com/distmaker/DistMaker.html. Selbst dort schafft man es nicht, sich eine derart sinnlose Schaltung zusammen zu klicken. Der SM-9 und der SML müssen völlig zurecht wie Blei in den Regalen gelegen haben, man findet sie kaum auf dem Gebrauchtmarkt.

Was dann beim MS-10 passiert ist, lässt sich heutzutage schwer nachvollziehen. Obwohl exakt das gleiche unerträgliche Pedal wie seine Vorgänger, wurde dies zum totalen Verkaufsschlager. Am Sound kann das nicht gelegen haben, es muss wohl die Farbe gewesen sein. Sein Wert auf dem Gebrauchtmarkt heute sieht so aus, dass man schon ein richtig gutes Pedal mit dazu geben muss, damit ihn jemand auch nur geschenkt nimmt.

Was mir jetzt gerade auffällt, ist dass der MS-10 rein strukturell einige Parallelen zum Amptweeker Tight Metal aufweist, da könnte man sich ganz gut ein paar Angegungen holen.

Grüsse
Stefan

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