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Klasse AB - Unterschied zw. Fixed und Kathodenbias

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doctormolotov:
Nabend zusammen!

Zu später Stunde plagt mich noch ne Verständnisfrage bei den Planungen zu ner neuen Lötübung (oder: Amp).

Wenn ich mir die Lastkurve für eine Klasse AB - Endstufe ins Ua/Ia - Diagramm einzeichne, dann zeichne ich ja

-die Klasse A- Gerade mit Steigung -1/(Raa/2) durch den Punkt Ub / Ibias  (DC-Spannungsabfall am OT mal außen vor)
-die Klasse B - Gerade mit Steigung -1/(Raa/4) durch den Punkt Ub / 0 mA

Richtig soweit?

Und im echten Leben ist die Lastkurve dann ein sanfter Übergang von A nach B.

Hab ich das richtig verstanden, daß mit Kathodenbias der zunehmende mittlere Kathodenstrom die Endstufe erst recht weiter in Richtung Klasse B treibt?Also daß die leitende Röhre durch Stromerhöhung die sperrende Röhre noch weiter sperrt?

Und daß bei fixed bias beide Röhren einfach stumpf sperren bei Unterschreitung der Sperrspannung am Steuergitter?

(Reden wir mal vereinfachend so, als wäre die Ug1/Ia - Linie eine Gerade mit sauberem x-Achsenschnitt..).

Ist der Knick in der AB-Arbeitslinie bei Kathodenbias dann schärfer als bei fixed bias? Und deshalb die Fläche unter der Arbeitslinie und somit die Ausgangsleistung kleiner?

So, ich hoffe, Ihr konntet mit folgen! Oder soll ich noch Zeichnungen mit reinstellen?

Ich hab leider im Netz noch nichts gefunden, wo die Auswirkung der Bias-Methode auf die Arbeitslinie dargestellt wird.
Ein kommentarloser Link auf sowas würde mir als Antwort schon reichen!

Beste Grüße und erstmal eine gute Nacht!

Bernhard

Günthergünther:
Hallo Bernhard,

ja, das ist erstmal soweit richtig. Bei Klasse B ist der Lastwiderstand pro Röhre Raa/4, im A Betrieb bei Raa/2.

Automatische Gittervorspannung hat den Vorteil, dass der Übergang, wie du geschrieben hast, sanfter ist, da die Röhre bei Aussteuerung in den B Bereich driftet. Du hast also geringe Verzerrungen bei geringer Aussteuerung und hohe Leistung bei großer Aussteuerung.

Feste Gittervorspannung hat den Vorteil, dass du den AB-Bereich jederzeit problemlos ändern kannst.

In der Praxis habe ich die Erfahrungen gemacht, dass der Übergang von A zu B idealerweise bei (-Ug1)/2 stattfindet. Das entspricht zwar nicht der gängigen Meinug, dass der A Betrieb bis Aussteuerungsgrad 2/3...3/4 vorhanden sein soll, aber bei (-Ug1)/2 hast du zwei positive Fälle - entweder du sparst Ruhestrom oder du reduzierst Raa, beides führt zu einem zeitigeren Übergang nach B. Manche behaupten, dass es dann Übernahmeverzerrungen gäbe, die konnte ich aber auf dem Oszi bei 10mA Ruhestrom einer ECC99 nicht feststellen.

Zusammengefasst - wären mir Leistung & Wirkungsgrad egal, würde ich als Autobias aufbauen.

Grüße, Thomas

_peter:

--- Zitat von: doctormolotov am  6.10.2015 00:34 ---Ist der Knick in der AB-Arbeitslinie bei Kathodenbias dann schärfer als bei fixed bias? Und deshalb die Fläche unter der Arbeitslinie und somit die Ausgangsleistung kleiner?

--- Ende Zitat ---

Naja, der Winkel zwischen den Lastgeraden für A und B kann ja nicht steiler werden (falls du das meintest),
weil es ja sonst nicht mehr Raa/2 und Raa/4 wären. Aber der Punkt, an dem sich beide Linien kreuzen,
verschiebt sich mit der Aussteuerung.

Gruß, Peter

doctormolotov:
Guten Morgen!

@Thomas: Danke für deine ausführliche Antwort!

Also ist der Übergang doch bei Kathodenbias sanfter.. da hab ich irgendwie noch einen Knoten drin..
Ich hatte die Vorstellung, der Übergang ist bei Kathodenbias schärfer, weil sich die Endstufe im Übergangsbereich selbst aktiv in Richtung B-Betrieb schiebt. Oder versteh ich da was falsch?

@Peter:

Danke für deine Antwort!

Wie meinst Du das - der Punkt, an dem sich beide Linien kreuzen, verschiebt sich mit der Aussteuerung? Kannst Du das bitte nochmal genauer berschreiben?
Meinem Verständnis  nach ist das Ansetzen von Last - GERADEN ja eine Vereinfachung, um eine irgendwie effiziente Aulsegung machen zu können. Meine Frage war, wie die reale Last -LINIE von den idealisierten Geraden abweicht in abhängig von der Bias-Methode.

Der Plan ist, mal beide Bias-Varianten schaltbar aufzubauen. Mir gehts nicht um die Leistungsdaten, sondern ums Erfahrung sammeln, und zu verstehen was ich tue und wies dann klingt. Kathodenbias klingt nach Beschreibungen, die ich gefunden habe, "squishier" und "more compressed" und fixed bias "stiffer" - das sind soweit schöne Worte. Meine Ohren wollen das aber live hören...

Beste Grüße

Bernhard

_peter:
Hallo,

jetzt nur in Bezug auf die Verschiebung: Das war eine rein theoretische Überlegung, die in der
Praxis gar keine Entsprechung hat. Ich stelle mir das Signal vor, wie es bei ansteigendem Sinus
die Lastgerade hochläuft. Wenn es so weit ausgesteuert ist, dass eine Röhre klippt, steigt der
mittlere Kathodenstrom und die Spannung Ug-k steigt - es wird also "kälter gebiast". Weil die
A-Gerade durch den Bias-Punkt geht, muss sie also nach unten wandern und der Kreuzpunkt
der beiden Lastgeraden für A und B ebenfalls. Aber da das Signal diesen Punkt bereits passiert
hat, ist das ganze komplett irrelevant und nur ein Gedankenspiel. Sorry für die Verwirrnug.

Gruß, Peter

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