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Champ mit Nachbrenner - ein Laborversuch

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Offline doctormolotov

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Champ mit Nachbrenner - ein Laborversuch
« am: 20.12.2016 21:13 »
Nabend zusammen,

bei diesem Restpostenversand in der Hallertau gabs doch ne Weile lang die GI 150 Scheibentrioden zum Schleuderpreis. Und ja, ich hab ne Handvoll gekauft. Was nun damit machen?
Wenn Bastler Scheibentrioden verbauen, sind das gerne mal Amateurfunker, die daraus leistungsgesteuerte HF-Endstufen in Gitterbasisschaltung machen.
Das ganze geht auch mit "Gleichspannung bis 20 kHz" ganz passabel. Nach Effizienz fragt hoffentlich in nem Röhrenverstärkerforum niemand ;)

https://frank.pocnet.net/sheets/018/g/GI15B.pdf

THEMA LABORVERSUCH:

Beim Versuchsaufbau ist die GI150 direkt mit dem Gitteranschluß ins Chassis montiert, und die Kathode und Heizung sind mit einem von unten montierten, vergewaltigten 811-Magnum-Sockel kontaktiert. Der unter Hochspannung stehende Anodenkühlkörper schaut munter oben raus - das geht so noch gar nicht, deshalb erstmal keine Fotos, nicht daß noch jemand denkt, des ghört so.
Da ich nun weiß, daß das ganze so funktioniert, kann ichs nochmal ins Reine aufbauen, mit der Endröhre liegend und berührgeschützt im Gehäuse, in ner fachgerechten Fassung mit fingerstock. Eventuell auch mit nem kleinen Lüfter. Ein Rohchassis kostet ja zum Glück nicht die Welt.
Der ELA-Übertrager ist bei den Spannungen (s. Schaltplan) eigentlich auch nicht geeignet. Zum Testen verschiedener Übertragungsverhältnisse zwar super, muß da letztlich doch ein vernünftiger Eintakt-OT hin.

Ausgehend von der üblichen Champ/Princeton/etc. Struktur (2 Trioden und SE-Endröhre) ist die Endröhre hier nur Treiberröhre.
Die GI150 steuere ich - wie in besagten HF-Endstufen - an der Kathode mit Steuerleistung aus dem Zwischenübertrager an. Das hat sich zum einen bei meinem Versuchsaufbau durch den Direkteinbau mit dem Gitter ins Chassis ergeben, und zum anderen soll es das Einsetzen des Gitterstroms für die Treiberstufe "abfedern": Während am Gitter die Eingangsimpedanz bei 0V von (fast) unendlich auf unter 100 Ohm abfällt, ist die Kathode auch bei negativer Gitterspannung schon niederohmig, und der Übergang ist etwas geschmeidiger. Auf die harte Tour, zugegeben.
Desweiteren soll die sehr straffe Rückkopplung den Übergang weiter glätten.

Der Arbeitspunkt ist bei ca. 0V, im Kathodenzweig ist nur die Sekundärwicklung des Zwischenübertragers.
Im konkreten Fall hilft das vielleicht, möglichst die komplette Halbwelle
"Zero Bias" nannte man das in den 30ern, kurz bevor die Mehrgitterröhren ihren Siegeszug antraten. Aber Gitarristen sind ja bekanntlich sehr altmodisch ;)

Das ganze funktioniert soweit gut und klingt schön transparent bei amtlich Lautstärke. Erst hatte ich eine russ. 6"Sh"4 als Treiberröhre(6AC7), die hat dank sharp cutoff Charakteristik gebratzelt, bevor sie richtig Dampf machen konnte. Die 6L6 ist wie gesagt übers Ziel hinaus, aber die war halt da. Auf Dauer peile ich ne 6V6 als Treiberröhre an.

Versorgt wird das Ganze im Moment von Dirks 62VA - Ringkerntrafo - Spannungen und Ströme an den Abgriffen siehe Schaltplan.
Von den 30VA Nennleistung der HV-Wicklung nimmt die Schaltung im Stilltand 22,9W ab (76,5%) - 69 mA DC bei 120 mA AC Nennstrom.
Das ist, wenn ichs richtig verstanden habe, am Limit.

Mehr kann ich mangels Oszi und Signalgenerator grade leider noch nicht sagen.. also Leistung x bei Klirrfaktor y, Wellenform am Zwischenübertrager und was sonst noch so interessant wäre.
Daher der Arbeitstitel Tunguska: Et knallt, aber ich weiß an vielen Stellen (noch) nicht wirklich warum....

Soweit mal von mir - Ring frei für  ???;D>:(:o und  :facepalm: !

Gruß Bernhard

Edit: Der Schaltplan ist "as is" - was die Bastelkiste hergegeben hat. z.B. die Presence-Regelung ist grad noch eine "absence" Regelung - verkehrter Drehsinn mit viel zu großem log-Poti. Ebenso wie gesagt 6L6 statt 6V6...
« Letzte Änderung: 20.12.2016 21:25 von doctormolotov »

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Offline SvR

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Re: Champ mit Nachbrenner - ein Laborversuch
« Antwort #1 am: 21.12.2016 08:45 »
Salü,
Ich habe auch noch so ne Scheibentriode irgendwo liegen. Kannst du mal Bilder machen wie du das mit der Fassung gellst hast? Auf jedenfall en cooles Projekt. Nicht so alltäglich ;-)
mfg Sven
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Offline doctormolotov

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Re: Champ mit Nachbrenner - ein Laborversuch
« Antwort #2 am: 21.12.2016 12:13 »
Hallo Sven,

im Anhang mal ein paar Bilder zur Montage der GI150.

Der Sockel ist der hier: https://www.tube-town.net/ttstore/Sockel-Halter/Sonstige-Sockel/Sockel-4-Pol-Keramik-Jumbo-Bayonet::772.html
Ich habe den Alu-Topf abgenommen, die Kontaktfedern umgedreht, so daß sie nach oben zeigen und die zwei Federn für den Nur-Heizungs-Kontaktpin schmäler geschnitten. Das ist aber immer noch eine wacklige Fummelei. Gut genug für nen Versuch, aber sicher nicht roadtauglich.

Von oben habe ich die Röhre mit dem Befestigungsring von nem Oktalsockel ins Chassis geschraubt, der passt zufällig ziemlich genau.

Der Kühlkörper ist ein LED-Kühlkörper - in den habe ich eine M6-Mutter eingelassen (knapp gebohrt und die Mutter mit ner Schraube ins Alu gezogen).
Auch zu schwer für den Büneneinsatz - Auf irgendeiner holprigen Landstraße reißt der noch mal die Anode aus der Endröhre..
Außerdem liegen da so wies jetzt ist 335V frei berührbar an. Nicht gut. Zum Messen kann ich das Chassis immerhin  so auf den Kopf drehen, daß zwischen mir und dem Kühlkörper der Ausgangstrafo als Berührschutz zum Liegen kommt.
Eine GI-15B mit original Kühlkörper ist schon aus Moskau zu mir unterwegs - mit der soll die Endröhre dann beim Neuaufbau mit fachmännischem Fingerstock-Sockel ganz im Chassis verschwinden.

Für die Anodenleitung habe ich einen Kabelschuh mit Schraubauge ohne Lötzinn ans Kabel gequetscht und mit dem Hammer die Quetschung so flach gehauen, wies ging. Über den letzten ca. 5 cm ist noch ein Silikonschlauch aufgeschoben, das mit dem Schrumpfschlauch über dem Kabelschuh ist deutlich erkennbar mißlungen ;)

Wie gesagt - das ist kein Vorbild zum Nachbau. Der Aufbau hilft mir, die Schaltung unter Laborbedingungen zu testen, mehr nicht. Ich hoffe, ich hab das in den Fotos ausreichend kenntlich gemacht..

Gruß Bernhard


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Offline SvR

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Re: Champ mit Nachbrenner - ein Laborversuch
« Antwort #3 am: 21.12.2016 17:41 »
Hallo Bernhard,
Danke für die Bilder. Ich finde da hast du ein sehr spannendes Projekt am Laufen :)
Viele Grüße,
Sven
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Offline doctormolotov

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Re: Champ mit Nachbrenner - ein Laborversuch
« Antwort #4 am: 1.02.2017 10:53 »
Hallo zusammen,

gerade bin ich am überlegen, ob mir vielleicht in der Treiberstufe eine ECC82 in Kombination mit dem 3,5W Fender-Reverb-OT aus dem Shop reicht - das wäre mir von der Bauhöhe her lieber, und ich kann evtl. mit dem Strom der Treiberstufe runtergehen, damit mehr für die Endstufe übrig ist.

Bevors ans Löten geht hab ich eine Frage zu den Spannungsfestigkeiten der ECC82.

Im Phiips-Datenblatt sind für die ECC82 Maximalwerte Ua=300V und Ua0=550V angegeben. Im JJ-Datenblatt kommt kein Wert für Ua0 vor. Treffen da die 550V auch zu? Und wie sieht es bei der JJ ECC802s aus? Die Ua=330V stehen im Datenblatt - Darf ich auch hier die Ua0=600V annehmen?

Sehe ich das richtig, daß bei Ua0 wirklich kein Strom mehr fließen darf? Also Bias-Strom ausreichend niedrig wählen, damit bei den Spannungsspitzen im OT nicht die Röhre grillt?

Sprich: Wenn ich den max. Anodenverlust einhalte, wo ist die kombinierte Grenze von Anodenstrom und Anodenspannung, um ein sofortiges Schießen der Röhre zu verhindern und den Verschleiß zumindest im Rahmen zu halten?

Beste Grüße

Bernhard

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Offline earnst

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Re: Champ mit Nachbrenner - ein Laborversuch
« Antwort #5 am: 1.02.2017 11:41 »
Hallo,

das Ua0 ist die Spannungsfestigkeit bei kalter Röhre (also im Einschaltmoment). Dann sind die Röhrenelektroden nur Kondensatorplatten mit Vakuum als Dieelektrikum und Ua0 charakterisiert die "Durchschlagsfestigkeit". Zu bedenken ist, daß bei "modernen" Netzteilen (Si-Dioden-Glr) die Spannung am Lade-C schnell aufgebaut ist und wegen fehlender Belastung (kein Stromfluß wegen kalter Röhren) und höher als im Betrieb ist.
Diese zu erwartende Spannung kann man (mit guter Näherung) errechnen:
Wechselspannung an leerlaufender(!) Wicklung mal Wurzel(2) minus zwei Diodenstrecken (1,4...2 V).
Darauf achten, daß die Messung der Trafospannung, nicht gerade gemacht wird, wenn die Netzspannung deutlich unter Normal ist.

Diese Erhöhung im Einschaltmoment kann man mildern durch einen Bleeder-R über dem Lade- oder Sieb-Elko.
Der erfüllt dann auch gleichzeitig die Funktion, daß die Elkos nach dem Auschalten sicher in einer "endlichen" Zeit entladen sind.

mfg ernst

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Offline doctormolotov

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Re: Champ mit Nachbrenner - ein Laborversuch
« Antwort #6 am: 1.02.2017 11:53 »
Hallo Ernst,

danke für deine schnelle Antwort! Im Moment habe ich den 62VA Ringkern aus dem Shop in Verwendung, mit 250V Nennspannung auf der HV-Wicklung.
Macht Spitzen von rechnerisch 353V plus Überschwingen im kalten Leerlauf (die Dioden schenk ich mir mal für die Sicherheitsbetrachtung). Ein Bleeder ist drin im Netzteil. Die 550V werde ich so denke ich nicht erreichen. Da würden vorher auch die 450V-Elkos Männchen machen.

Also spitze ich meine Frage mal ganz naiv zu: Kann ich die 300V/2,75W (330V/3W) voll ausreizen, und muß mir um die Spannungsspitzen dann keine Sorgen mehr machen?
(Die Ua möchte ich wegen dem hohen Wicklungsverhältnis 60:1 im Reverb-OT ausnutzen, der Anodenverlust wird wohl deutlich unter dem Maximum sein).

Beste Grüße

Bernhard