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Tiny Terror Caps und "Mods"
slinky:
Hallo zusammen,
ich brauche mal etwas Schützenhilfe von Euch. Hab hier seit kurzem einen Orange Tiny Terror stehen. Den Sound finde ich ausgezeichnet. Vielleicht mit viel Gain etwas fizzig, die Bässe könnten leicht aufgeräumter sein. Aber rundum find ich den klasse.
Egal, trotzdem mal geguckt was es so gibt und was drin verbaut ist. Caps sind gelbe Carly Poly Filmkondensatoren. Das geht bestimmt besser.
Und hier gehts los... ich neige stark dazu, diese gelben Carly's gegen Röderstein MKT1813 zu tauschen. Da gibt es aber auch noch Mallory 150er, Sozo NextGen, Dijon bzw. die T*Ds. Was nehm ich denn jetzt? Ich könnte durchprobieren, zumindest unter den günstigeren Varianten, aber bei Platinen, obendrein noch aus China, bin ich lieber zurückhaltend. Bestärkt mich für die 1813 oder überzeugt mich von was anderem. Viele Caps sind nicht drin, aber wenn ihr nicht unbedingt sagt, es müssen die Sozo's sein wegen der tollen Vintage-Mitten oder was auch immer, dann lass ich das auch.
Ansonsten ist der Amp etwas "komisch" aufgebaut. Heizleitungen sind teils gesteckt, das werd ich wohl ändern. Vielleicht finde ich noch was, dass es zur Betriebssicherheit zu verbessern gibt.
Eventuell hat hier auch schonmal jemand seinen Tiny Terror unter dem Lötkolben gehabt und hat Tipps? Der Grundsound soll allerdings genauso bleiben wie er ist. Rotzig, kantig, nicht weichgespült sondern dreckig bleiben. Widerstände sind die kleinen blauen Metallfilm. Vielleicht gibts hier auch Verbesserungsbedarf. Kohlepress? Metalloxid? Den Eingangskondensator werd ich auch mal testweise überbrücken. Was macht der eigentlich außer Gleichspannung blocken?
Das wars schon, hauptsächlich gehts mir um die Kondensatoren. Freu mich über Tipps von euch.
Grüße
Jan
Magnus:
Hallo,
das ist eine philosophische Frage - da werden die Meinungen sicherlich sehr weit auseinander gehen.
Ich habe mich bei meinem kleinen Röhrenamp, für den ich extra ein Eyelet-Board angefertigt habe
für die "Mojo"-Variante entschieden und dort vier NOS Mullard Mustards
sowie zwei Sozo Nex Gen Vintage Mustard Kondensatoren verbaut.
Wenn man sich schon die Mühe macht ein extra Eyeletboard im Vintage-Style anzufertigen
kann man da ruhig auch mal klotzen statt kleckern (finde ich)...
Das kommt aber auch auf die Anzahl der Kondensatoren an.
Sind es vier bis maximal 6 Stück kann man den Preis der Sozo's zum Beispiel noch gerade so verschmerzen,
sind es über 6 Stück würde ich 1813er oder Mallorys verwenden.
Bei einem Verstärker mit Platine kommt das "Mojo" sowieso nicht so ganz rüber,
also mach Dir da mal keinen Kopf bei der Auswahl ;)
Hier mal zwei Zitate aus einem anderen Forum - ich hoffe ich darf die verwenden - über das Wort "Mojo":
--- Zitat ---Das ist so ein Begriff, der sich in der Musikszene eingebürgert hat; keiner weiss es genau und alle wissen was gemeint ist.
Ich auch nicht ;)
Habe mal nachgeschlagen:
Musikalisches Talent, sexuelle Attraktivität
Quelle: dict.cc/englisch-deutsch/mojo.html
Mojo - I got my mojo workin' - jeder Bluesfan kennt diesen Hit von Willie Dixon bzw. Muddy Waters. Aber was ist ein Mojo? Das weiß heute nicht einmal jeder, der diesen Blues singt oder den Refrain mitgrölt. Ursprünglich ist ein Mojo weiter nichts als das wichtigste Amulett des Hoodoo oder auch Voodoo genannten Kultes, der aus verschieden Elementen afrikanischer Religionen besteht und durch die Sklaventransporte zunächst in die Karibik gelangte. Die christlichen Missionare verboten diese für sie unverständlichen Bräuche, so dass die Zeremonien des Voodoo nur als heimliche Rituale praktiziert werden konnten. Das Mojo, so glauben die Anhänger der Religion, kann verschiede Lebensangelegenheiten beeinflussen, etwa das Haus zu schützen. In diesem Falle wurden ein Mojo nahe an der Tür befestigt. Je nach Zweck sind unterschiedliche Zutaten erforderlich. Um beispielsweise das Glück in der Liebe oder beim Pokern zu beeinflussen, musste man es versteckt am Körper tragen. Was das Mojo besonders ominös machte und zur sexuellen Assoziation führte, ist die Tatsache, dass Frauen das magische Amulett in einem kleinen Beutel unter ihrem Rock trugen. "Going to find that mojo", ist demnach eine Metapher für "unter den Rock greifen". Ein Beispiel für diese Zeideutigkeit ist der Scarey Day Blues von Blind Willie McTells. Wo der ursprüngliche Sinn des Wortes unbekannt oder verloren ist, überwiegt die sexuelle Konotation. Der synonyme Gebrauch für Penis ist demnach eine weit hergeholte Interpretation.
--- Ende Zitat ---
--- Zitat ---Mojo bedeutet viel mehr und klingt besser!
Alles worüber igendwelche Grössen gespielt haben (Vermutung: wahrscheinlich hatten sie gerade nichts anderes) hat Mojo.
Ich denke unser Gehör hat sich darauf so eingestellt, dass viele Geräte uns dem heiligen Gral etwas näher bringen. Bin selbst nicht gefeit davon.
Warum spiele ich Marshall?
Warum habe ich Stratspieler ne Les Paul?
Warum baue ich aus nicht mal 10 Teilen den fünften Verzerrer?
Warum baue ich als Besitzer eines Super-Delays und eines Super-Modulators weitere Teile selbst?
Antwort: meine Helden haben so vor 40-50 Jahren darüber gespielt und der Sound kommt dem in meinem Kopf relativ nahe.
Mojo halt... ;)
--- Ende Zitat ---
Den Grundsound des Amps wirst Du auch mit edlen "Mojo"-Kondensatoren nicht ändern können.
Ein Beispiel:
Wenn die Grundschaltung des Amps nicht gefällt, können teure Kondensatoren auch keinen Boutique-Sound bewirken.
Wenn die Grundschaltung Deinen Geschmack trifft,
kann man das mit den Kondensatoren noch ein wenig verfeinern.
Wima Kondensatoren sind zum Beispiel auch eine gute Wahl...
Bei den Widerständen würde ich mir die Arbeit an der Platine sparen,
Metallfilmtypen sind schon völlig in Ordnung.
Zum Einangskondensator:
http://www.diyaudio.com/forums/tubes-valves/215832-how-come-signal-input-capacitors-not-every-amp.html
Ich würde empfehlen mit den Röhren zu experimentieren,
da sind definitiv schon Unterschiede zu erwarten.
Da müssen es auch keine teuren NOS-Typen sein,
einfach ein paar verschiedene Hersteller wie. z.B. JJ, Electro Harmonix, Sovtek, Tungsram ect.
Da auch auf die Typen achten, für 12ax7 gibts auch verschiedene Varianten, 5751 12au7 ect.
MfG
Magnus
Laurent:
Moin,
Ich schließe mich Magnus an. Wenn du mit dem Klang grundsätzlich zufrieden bist, ändere so wenig wie möglich. Vor allem der Footprint der 1813 ist anders als die Caps, die drin sind. Ich bin immer der Meinung 'never change a running system'. Höchstens koenntest du an dem Bypass Cap der 2. Roehre was drehen, wenn du den 22uF ganz ganz vorsichtig reduzierst (zB 4u7 oder gar 2u2).
Leichte Unterschiede am Klang kannst du aber einfach erreichen, wenn du die erste Roehre tauschst (bei mir derzeit kommt die Tungsol ECC83 reissue als Standard) und sogar die PI Roehre tauschst (insbesondere beim Tiny Terror). Hängt auch davon ab, was du jetzt drinnen hast (Stock sind JJs drin). Aber das ist alles sehr zu Tests gebunden.
Für die Heizung lohnt es sich die Drähte direkt ohne diese Stecker zu loeten und richtig zu verdrillen.
Gruss,
Laurent
slinky:
Grüsst Euch,
da Vorfreude die schönste Freude verbunden mit Glücksgefühlen ist, bin ich immer wieder gern für Voodoo und Mojo zu haben, wenn es sich im finanziellen Rahmen hält. Was und vorallem ob am Ende das herauskommt, was man sich vorgestellt hat, weiß man doch nie.
Wobei in Bezug auf Bauteile in Amps aus eigener Erfahrung schon eher die Realität anstatt Voodoo die Nase vorn hat. Hier ändert sich für meine Ohren und mein Empfinden schon was. Und da der Orange sowieso offenherzig auf dem Basteltisch liegt, muss er eben für neue Spannung und Glücksgefühle herhalten. Dafür machen wir es doch alle hier ;-)
Die Heizung habe ich heute schon geändert und wieder gemerkt, wie nervig vorallem das Entlöten und "freimachen" von Lötpunkten auf diesen billigen Platinen ist. Gibts hier noch einen Spezialtrick? 2 Entlötpumpen im Wechsel, mit Entlötlitze komm ich so gar nicht klar... es ist immer spannend und man will nicht x mal den selben Punkt erhitzen um die Pumpe nochmal anzusetzen. Deshalb wirds für die Caps definitiv nur einen Versuch geben. Das muss reichen. Das Beste gibts natürlich nicht, alles Geschmackssache. Aber eine Tendenz gibts immer. Das eine bassiger, das andere mittiger, das nächste wieder in den Höhen spitz. Sowas eben.
Da der Orange british ist, voxig und zwei Gainstufen, gibt es bestimmt Empfehlungen ob lieber Mallory oder eben die anderen genannten Kandidaten. Manch einer sagt wieder, Mallory seien langweilig mit wenig Charakter. Sozo haftet dieser unserer Voodoo wohl am meisten an, nur deshalb wäre es mal interessant dann vielleicht festzustellen, dass es die Rödersteins auch getan hätten. Oder sogar die Werks-Carly's. Aber die kommen raus, das steht fest. Nur gegen was, die Frage ist immer noch offen. Wenn ichs wüsste, hätt ich nicht gefragt ;)
Grüße und danke euch
jan
Dirk:
Hallo,
wenn es ein eher modernerer Sound ist, dann tendiere ich persönlich zu den Roederstein oder Mallory, ist es eher oldschool, dann mehr Richtung Orange Drops, wobei der Wert des Kondensators den deutlich grösseren Unterschied machen wird als der Hersteller.
Aber wieso überhaupt die Kondensatoren tauschen wenn der Verstärker eigentlich schon OK ist ? Da würde ich in erster Linie mal an den äusseren Parametern ansetzen. Röhren wurden schon genannt. Ja, macht möglicherweise etwas aus - je nach Schaltung. Lautsprecher / Box macht sehr viel aus. Instrument ebenso. Und dann was da noch so in der Kette hängt. Höhe der Spannungen in Vor und Endstufe haben nach meinem Empfingen ebenfalls mehr Einfluss auf den Sound als die Namen der Kondensatoren, Bias-Einstellung ebenfalls.
Gruß, Dirk
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