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Rauschen und Surren in modifiziertem Mesa Subway Blues

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iefes:
Hallo Leute,

nachdem mir in einem anderen Thread (https://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,22829.0.html) wirklich sehr gut geholfen wurde, das Brummen meines Subway Blues sowie einige andere Problemchen zu beseitigen, eröffne ich hier ein neues Thema, da es sich dabei eher um allgemeine Fragen handelt, die vermutlich auch für andere Amps zutreffen. Im alten Thread wurde es langsam unübersichtlich und die ursprünglichen Fragen sind geklärt worden.

Ich habe den Verstärker im Laufe der Fehlersuche und vor Allem auch zum Lernen, ordentlich modifiziert. Die Preamp-Röhren werden durch eine DC-Heizung versorgt und die Topologie des Preamps habe ich generell zu einem AB763 Style umgewandelt. Eine Triode ist dadurch momentan ungenutzt, aber das ist erstmal egal, sie soll in Zukunft als schaltbarer Boost eingesetzt werden.

Seit ich den Amp habe (gebraucht vor ein paar Monaten erstanden), rauscht er ordentlich. Da der Verstärker in erster Linie fürs Wohnzimmer gedacht ist, sollte er also leise ohne allzu viele Nebengeräusche auskommen. Die DC-Heizung hat diesbezüglich sehr viel gebracht, so ist das Brummen fast komplett eliminiert. Das Rauschen (white noise) stört allerdings nach wie vor.

Ich habe bereits ein paar Tests gemacht, um die Rauschquelle zu charakterisieren:

- Das Rauschen ist ohne eingestecktes Kabel und mit Volume auf 0 vorhanden. Aufdrehen der Lautstärke fügt etwas mehr Rauschen hinzu, aber das würde ich als normal beschreiben.
- Es wird deutlich geringer wenn man das grid von V2b auf Masse legt.
- Ganz stumm wird es, wenn der Input des PI bzw. der Koppel-C hinter V2b auf Masse gelegt wird.
- Der Großteil des Rauschen wird nicht vom Tonestack beeinflusst.

Daher vermute ich, dass viel des Rauschen zwischen der zweiten und dritten Stufe erzeugt wird. Da sieht man im Schaltplan zwei aufeinander Folgende Spannungsteiler. R13 (680k) ist leider in Epoxy vergossen und kann nicht geändert werden, die anderen Widerstände sind allerdings gut erreichbar. Vor C13 soll in Zukunft der FX-Loop wieder eingeschliffen werden. Das wollte ich aber erst machen, wenn ich das Rauschen verringert habe.

Was kann ich nun probieren, um das Rauschen weiter zu verringern? Ich habe verschiedene Röhren im Preamp getestet, die aber nicht signifikant etwas verbessert haben. Die Anoden-Widerstände sind Metall-Film oder -Oxid Typen soweit ich das erkennen kann. Die Kathoden-Widerstände ebenfalls. Ich habe gelesen, dass diese jeweils für Rauschen verantwortlich sein können. Bevor ich da jetzt aber alle tausche, wollte ich gern eine Meinung einholen. Wonach kann ich noch schauen? Sollten die Spannungsteiler zwischen zweiter und dritter Stufe so weit möglich entfernt werden? Kann das Rauschen auch von schlechten Endstufenröhren kommen? Oder von falschem Bias? Der fixed Bias in dem Amp ist nämlich nicht regelbar und es sind keine originalen Mesa Röhren verbaut. Allerdings würde ich dann vermuten, dass es weiter rauscht, wenn der PI Input auf Masse gelegt wird, was es aber nicht tut.

Außerdem "rasselt" irgendwas im Amp bei ein paar bestimmten Noten. Ich hatte erst die Röhrensockel in verdacht, aber die sind es doch nicht. Dann hatte ich die Vorstufenröhren in Verdacht, aber da habe ich auch verschiedene getestet. Ich habe jetzt eine neue TAD ECC83W in V2 und es rasselt immernoch, aber es hört auf zu rasseln wenn ich meinen Finger leicht an V2 lege. Ohne die Röhre rasselt es nicht, aber es scheint egal zu sein, welche Röhre genau in der Position steckt. Könnte da vielleicht so ein Röhren-Dämpfer Ring helfen um generell die Schwingung auf der Platine zu verringern?

Ich wäre für einige Tipps sehr dankbar. Ich lerne sehr viel dadurch, den Amp nach und nach zu "verbessern" und mir hier im Forum Ratschläge zu holen :-)

Ich habe den Original Schaltplan für den Subway Blues angehängt. Der ist aber nur für die Endstufe und die Stromversorgung repräsentativ (C+ Spannung habe ich aber von 168 auf rund 250V erhöht). Den Schaltplan für Preamp und PI habe ich ebenfalls angehängt. Das ist der Stand, so wie ich ihn modifiziert habe. Über Anregungen dazu würde ich mich auch freuen. Der Klang gefällt mir wirklich sehr gut, einzig das Rauschen und das gelegentliche Surren stören mich.

Vielen Dank und Grüße!

GeorgeB:
Hi,

Ja, das Teilergedöns zw- V2a und V2b ist das Problem. Das Signal wird auf gut 1/20tel (!!) runtergeteilt (wenn wie gezeichnet die FX-Loop überbrückt ist) und dann wieder verstärkt um den Faktor 80 oder so. Damit laufen beide Systeme von V2 auf sehr ähnlichem Pegel, gleichen Arbeitspunkt haben sie ja eh schon. Das verringert die Verzerrungen unterhalb des Clippings, die beiden Kennlinien heben sich quasi zum Teil auf wg. der Invertierung. Und es clippt symmetrischer, aber zum Clippingzeitpunkt wird die Endstufe bereits lange am Ende sein (ohne NFB erst recht). So richtig klar wird mir das nicht, also warum das so gelöst wurde und worin der Vorteil liegen soll.

Wenn du genug Spielraum am Volume-Poti nach oben hast, würde ich mal V2b effektiv überbrücken, d.h. C14 holt sich sein Signal von der Anode von V2a statt von V2b (der Rest kann so bleiben). Gibt etwas Gain-Verlust (ohne NFB aber wohl eh wurscht weil immer noch genug, s.o.), und deutlich weniger Rauschen und vmtl. auch sonst mehr Transparenz. Im "Vollgasbetrieb" wird das bestimmt auch anders klingen, aber ob evtl. sogar besser weiß man erst durch Ausprobieren.
Weiteres Tuning Richtung weniger Rauschen geht auch danach noch, ist aber in der Auswirkung erstmal nachrangig ggü dem Teiler-Problem, würde ich sagen.

GeorgeB:
Und wenn ich jetzt genau nachdenke, der Spannungsteiler ist eh verdächtig, weil es war sicher so gedacht dass da immer ein Buffer (V1b??) vor R9 ist, damit der zweite Teiler nicht den ersten belastet. Dann gibt's schon weniger Teilfaktor in der Verkettung, nämlich ca. 1/10. Das ändert aber so nicht essentiell was, d.h. das Rauschen wird weniger bei gleichem Signal was die Endstufe erreichen soll aber mehr als bei V2b-Überbrückung.
Sprich, die Loopschaltung muss man sich mal genau ansehen.
EDIT: Oder über die Loop generell nachdenken: würd bei dem Amp nicht Pedal vor dem Amp reichen?

iefes:
Hi George, top! Vielen Dank für dein ausführliches Feedback.

Die beiden Teiler an der Stelle waren im Original tatsächlich schon vorhanden, sie haben insgesamt sogar noch mehr Signal geschluckt (im Original 680k / 100k gefolgt von 15k / 8k2). Den 8k2 habe ich dann durch einen 47k ersetzt um mehr Pegel zu haben. Vor R9 kam im Original ein 500pF als Loop zurück von der Anode von V2b, kann man im original Schaltplan noch gut nachvollziehen. Da sieht man auch die FX-Loop Schaltung. Der FX-Loop ist tatsächlich erstmal nicht so wichtig, würde den Amp erstmal gern ordentlich nutzen können und mir im Nachhinein überlegen, ob ein FX-Loop noch sinnvoll nachgerüstet werden kann.

Ich hab mich beim modifizieren einfach am AB763 orientiert und mit Spice die Spannungsteiler so justiert, bis ich ähnlich viel Gain und ein ähnliches Frequenzspektrum bekommen habe.

Ich habe ja schon eine Triode aus der Original-Schaltung überbrückt, deswegen wäre ich jetzt nicht auf die Idee gekommen, noch eine zu überbrücken. Es wäre schon auch ganz cool, etwas Zerre bei hohen Pegeln aus der Vorstufe zu bekommen. Aber auch bei den momentan 3 Trioden habe ich definitiv genug Lautstärke. Habe das Volume-Poti immer nur ganz leicht geöffnet, auch mit den ganzen Spannungsteilern dazwischen.

Im Original ist V2b, also die letzte Stufe vor dem PI als Aufholstufe für den FX-Loop gedacht, so wie ich das verstehe, vielleicht soll sie also ursprünglich eigentlich garnicht so viel zum Pegel beitragen.

Also ich werde mal testen, auch V2b inkl. den Spannungsteiler davor noch zu überbrücken. Wenn mir das gut gefällt, muss ich mir allerdings was einfallen lassen, denn zwei ungenutzte Trioden-Stufen kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.
Und trotzdem frage ich mich dann noch, warum ursprünglich 4 Trioden im Preamp vorgesehen waren...? Für Preamp-Zerre? Mehr Distortion generell?

iefes:
Okay, Update:

Habs gemacht wie von George vorgeschlagen. Funktioniert (wie erwartet) sehr gut! Top. Das Rauschen ist immernoch vorhanden, also falls es hier noch ein paar andere Möglichkeiten gibt, die ich testen kann, bin ich dafür gern offen. Mit Volume auf 9 Uhr ist es immer noch so brüllend laut, dass mir die Ohren ordentlich klirren. Und dabei bleibt das Signal weitestgehend clean. Habe einen WGS G10C drin, der "nur" rund 96dB liefert und es ist trotzdem definitiv laut genug.

Ich hatte den Eindruck, dass ein paar Höhen weniger vorhanden waren, aber das kann auch täuschen und lässt sich sowieso mit dem Tonestack wieder reindrehen. Zusätzlich habe ich mal, á la Matchless, die zweite Triode der ersten Röhre parallel an die erste Triode angeschlossen. Also einfach alle drei Pins verbunden, ohne die Widerstands-Werte anzugleichen. Ich höre keinen sehr großen Unterschied zu vorher, aber denke es ist lauter und klingt etwas "voller"...? Hat mir jedenfalls ganz gut gefallen. Ich weiß, dass der Bias Point damit verschoben ist, aber so lange es gut klingt :-) Ich denke, das lasse ich erstmal so, oder habt ihr diesbezüglich noch weitere Vorschläge?

Jetzt bleibt aber die Frage: Was mache ich mit der zweiten Triode von V2? Ich habe überlegt, sie als Aufholstufe von einem schaltbaren FX-Loop zu verwenden. Oder ich könnte sie einfach hinter V2a hängen und dann zwischen V2b und PI mittels Spannungsteiler etwas Signal verbraten. Das wäre cool, weil es vielleicht ermöglichen würde, etwas Verzerrung aus der Vorstufe zu holen, es würde aber wahrscheinlich wieder Rauschen verursachen. Allerdings erst später in der Schaltung und damit evtl nicht so ausgeprägt..?
Bin für weitere Ideen, was ich mit der freien Triode anstellen könnte auch gern offen.

Viele Grüße,
Yves

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