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typischer Frequenzgang für Gitarren-Lautsprecherbox?

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Thaddäus:
Hallo Leute

Frage: Wie schaut eigentlich ein typischer Frequenzgang für Gitarrenboxen aus?

Was ich meine, mit meinem Halbwissen bereits verstanden zu haben:
1) Frequenzen über ca. 5-6kHz sollen bedämpft werden. Dies wird durch die Wahl des Gitarren-Speakers berücksichtigt.
2) Im Bereich einiger 100 Hz zeigen Gitarren-Pickups eine Resonanzüberhöhung, was durch das typische "Loch" im Tonestack kompensiert werden kann.
3) Frequenzen unter 80Hz (tiefe E-Seite) interessieren nicht, Im Gegensatz zu HiFi-Boxen.

Stimmen meine obige Annahmen überhaupt?
Nicht so recht kapiert habe ich vorallem der typische Frequenzgang bei tieferen Frequenzen (80...250Hz). Man findet ja oft Combos, die hinten halb geöffnet sind. Da muss man ja einen akustischen Kurzschluss "befürchten", oder nicht?  ::)

Besten Dank für eure kompetenten "Weiterbildungslekionen"   ;)

Und einen guten Rutsch ins neue Jahr!  :bier:

Lg Adrian

Stubenrocker81:
Hallo Adrian,

ich möchte mal versuchen meine 5 Cent da zu lassen.

Zu 1:
Viel Wirkungsgrad in dem Bereich und höher lässt auf guten Clean Ton schließen aber auch auf die Gefahr im Overdrive kratzig zu werden.
Also der Wirkungsgrad in dem Bereich ist wichtig ob der LSP eher hell/klar oder dunkel/warm klingt.
Alles was darüber kommt ist dann eh nur Müll/Rauschen/ Nebengeräusche.

Zu 2.
keine Ahnung

Zu 3.
Würde ich unterschreiben. Gibt sicher auch Ausnahmen.......


Je nach dem wie kräftig der Antrieb eines LSP im Verhältnis zu Membranfläche/Einspannung(ganz grob umrissen) ist, ist der Lautsprecher für offene Gehäuse über geschlossene und Bassreflex bis zu Hornkonstruktionen geeignet.
Ablesen kann man das an den TSP.
Die TSP beschreiben die physikalischen Eigenschaften eines LSP bei KLEINSIGNALEN!
Grob gesagt Qts ~0.2 geht für Hörner, Qts ~0.4 gut für Bassreflex, Qts ~0.7 gut für geschlossene Gehäuse und alles was darüber hat verhältnismäßig zur Membran einen so schwachen Antrieb überhaupt kein Gehäuse sondern teilweise nur noch Platten als Gehäuse taugen.
Kannst dich mal zum Thema open Baffle einlesen denn da geht's ziemlich um das selbe wie bei den Combos.

Die TSP spielen bei Gitarrenboxen nicht wirklich eine große Rolle.
Im Gegenteil die LSP die wir so benutzen sind aus technischer Sicht gesehen absolute Fehlkonstrukte.
Zudem Membranverzerrungen und Klirr noch gar nicht angesprochen wurden.

Die Fehler die ein bestimmtes Bauteil produziert machen den Ton und Charme eines Amps! Und das zieht sich durch den kompletten Amp weiter durch.

Gruß Stephan

cca88:


zu 2 - das hab ich so noch nie gehört - der Resonanzpeak bei Tonabnehmern liegt eher bei 1k-3k wenn ich mich recht erinner - und den will man sogar eher haben, weil er den Charakter ausmacht...

Akustischer Kurzschluß - ja den haben offene Boxen - mehr oder weniger - mach auch den Charakter aus.

Meine persönliche Meinung: Gitarrenboxen und Speaker sind aus "technischer" Sicht Katastrophen - also mit der HiFi-Brille auf


Für die Klangformung des Instrumentes sind aber genau diese Unzulänglichkeiten essentiell. Die Box ist die halbe Miete

Grüße
Jochen

Dirk:

--- Zitat von: Thaddäus am 31.12.2019 07:09 ---Frage: Wie schaut eigentlich ein typischer Frequenzgang für Gitarrenboxen aus?

--- Ende Zitat ---

Es gibt nicht DEN typischen Frequenzgang. Die Box und der bzw. die Lautsprecher sind immer dem Anwendungszweck und den Soundvorstellungen an zu passen.


--- Zitat von: Thaddäus am 31.12.2019 07:09 ---1) Frequenzen über ca. 5-6kHz sollen bedämpft werden. Dies wird durch die Wahl des Gitarren-Speakers berücksichtigt.

--- Ende Zitat ---

5-6 kHz sind deutlich zu viel. Der Bereich zwischen 1,5 und 2 kHz ist der Bereich der zwischen charaktervoll und katastrophal kratzig entscheidet.

Gruß, Dirk

Stubenrocker81:
Und was der Eine als total kratzig empfindet ist für den Anderen ein knalliger Cleantone zum Beispiel.
Jeder hat halt andere Vorlieben und einen Speaker der alles besonders gut kann ist nicht.
Fängt ja schon mit amerikanisch und britisch an.

Du kannst dir auch winsdbeta runterladen und bisschen mit den TSP simulieren.
Und ich sag mal Berge können in der Simmulation auch was gutes sein.

Z.B hatte ich mal ein altes Radio geschlachtet und aus dem Restern vom Gehäuse eine kleine Box mit dem Breitbänder vom Radio gebaut.
Nun der Breitbänder hat Qts sicher weit über 1 ist 20cm×12cm groß und spielt original in einer 40L großen Kiste mit gelochter Rückwand. Der Klang war bestimmt mal gut und über zuwenig Tiefton wird sich auch keiner beschwert haben.

Jetzt steckt der LSP in einem 4L geschlossenen Gehäuse aus 4mm Hartfaserplatte. Die Box hat keinen Bass dafür aber einen heftigen Buckel bei den Tiefmitten. Zum Musik hören ungeeignet. Bei Rock aus der Konserve gibts praktisch keine Bassdrum und keine Basslines. Die Snare macht der Speaker jetzt aber spürbar!
Ich benutze die Box sehr gern mit ganz kleinen Amps und freu mich über Garagensounds die damit möglich sind und die kann so nicht mal der 300€ super alnico LSP. In dem Sinne ist die kleine Box genau so zum Instrument für mich geworden. Ich hege ein innige Beziehung zu meiner Ausrüstung unabhängig von den Anschaffungskosten)
Bei Aufnahmen kommt die auch super und kein Mensch glaubt hinterher das die Aufnahme mit dem Schuhkarton gemacht wurde.  :devil:

So und jetzt kommt der nächste und meint das ist absoluter Müll was du da machst denn der Lautsprecher gehört in eine offene Schallwand oder KU oder was weiß ich.

Also in dem Sinne gibt es keine klare Richtung.
Der nächste hängt vielleicht nen Sack piezo Tweeter an seine PC Soundkarte und macht damit Welthits und ne Menge Leute wirds halt nach machen wollen.

Am Ende Entscheidet das eigene Ohr und die Kreativität.

Gruß Stephan



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