Technik > Tech-Talk Design & Konzepte

Klangregelung in Röhrenverstärkern und parametrische Mitten

(1/3) > >>

brötchenbitteohnekümmel:
Hallo zusammen,

ich versuche mich gerade an einer neuen Klangregelung für meinen Gitarrenverstärker und bin bei meiner Recherche auf verschiedene Ansätze gestoßen:

Zum Einen bin ich auf eine Klangregelung von H. Lemme von 2010 gestoßen. Darin ist eine aktive Höhen- und Bässeregelung gefolgt von einem passiven Mittenregler (Kuhschwanz-Filter) dargestellt. Hier wird also das Konzept verfolgt Höhen und Bässe anzuheben und die Mitten abzusenken um einen möglichst vielseitigen Sound zu kreieren.
Zum Anderen habe ich gute Erfahrungen mit einer parametrischen gemacht, welche ich in einigen Bodeneffektgeräten kennen lernen durfte. Hier wird im Gegensatz zur Lemme-Klangregelung das Konzept verfolgt die Mitten anzuheben bei variabler Güte und Frequenz. Nun zu meinen Fragen:

1.Welchen Ansatz könnt Ihr aus Erfahrung empfehlen und womit habt Ihr einen möglichst vielseitigen Klang erreicht? Ich habe mich bisher nur an passiven Klangregelungen geübt und bin mit meinen Ergebnissen noch nicht zufrieden.
2. Wie lässt sich eine parametrische Mittenregelung möglichst leicht realisieren? Ich habe mich bisher an State-Variable-Filter und Bandpassfiltern versucht und diese mit Spice simuliert.

Ich würde mich sehr über Tipps, Literaturempfehlungen, o.Ä. freuen, um den Bau einer parametrischen Mittenregelung auch mal im Detail zu kapieren und bin auf Eure Meinung bzgl der gegensätzlichen Konzepte gespannt.

Viele Grüße,

Max

Mr. Lime:
SVF hat mMn im Gitarrenamp wenig verloren. Sowas ist besser als Pedal im FX-Loop aufgehoben. Schau mal hier: https://buildyourownclone.com/products/paraeq

Willst du die Mitten verschieben, reicht auch eine passive Klangregelung auf Basis der James Tone Stack.
Ich hab das aktuell so umgesetzt in einem Röhrenpreamp, siehe Anhang.
220p Treble Cap und 100k Stereo-Poti hab ich verbaut, weil sinnvollerer Regelweg.
Der Mittenregler reagiert natürlich anders als gewohnt, jedoch ergeben sich in Kombination mit Treble und Bass sehr viele Einstellungsmöglichkeiten.
Die Frage ist, ob es benutzerfreundlich ist und gut klingt, das Ergebnis kann je nach Amp variieren..
Aktive Klangregelungen wie im Peavey XXX oder generell der Ultra Serie sind ganz nett, den Aufwand aber oft nicht wert, da sich das besser über ein Pedal abbilden lässt und dadurch auch flexibler ist.
Mesa macht's mit dem Graphic-EQ aus meiner Sicht auch komplizierter als notwendig.

James mit extra Mitten wie bei Dumble gefällt mir sehr gut im Vergleich zur klassischen Fender/Marshall Tone Stack.
Tuning by Ear wird aber nicht erspart bleiben..

Nigel:
Guten Morgen!

Ich stimme Mr. Lime soweit zu. Aktive Klangregelungen im Amp klingen oft nicht so gut, ob mit Röhren oder Opamps. Röhren mit einzelner Gegenkopplung gehen sprunghaft in die Verzerrung und lassen einen smoothen Überang vermissen.

Allerdings gibt es am  Marshall Valvestate S80 einen parametrischen Mittenregler, der mir immer gut gefallen hat. Beim Hughes&Kettner Tubeman II gibt es einen Voice-regler, der von Mittenbetonung zu Mittenloch regeln kann. Alles alter Kram, klingt aber okay.

Für mich reicht es mit dem Slope-Resistor einer Fender/Marshall-Klangregelung herum zuspielen.


Vielleicht hilft die Info.

Liebe Grüße

Nigel

chaccmgr:
aktive Klangregelungen haben alle das Problem, dass sie sehr niederohmig angesteuert werden müssen, um so zu funktionieren, wie designt. Das ist in Röhrenamps immer ein Problem. Du müsstest Kathodenfolger davor schalten und die Aufholstufe für das Feedback dahinter, also ein ganzes Röhrensystem mehr. Meistens klingen die dann nicht so, wie erhofft und ich habe es wieder gelassen.
Der gute Klang der ganz einfachen Amps kommt auch daher, dass sie so einfach sind. Wenn Du die Komplexität erhöhst, handelst Du Dir viele Nebenwirkungen ein, die nicht beabsichtigt sind. Entscheidend ist auch das Zusammenspiel mit der zu spielenden Gitarre. Der Pickup im Zusammenspiel mit allem, was bis einschließlich der Eingangsstufe dahinter kommt, bildet einen Schwingkreis mit einer Resonanzüberhöhung der Mitten. Der Tone-Stack muss diese Überhöhung wieder rausfiltern, sonst klingt es quäkig. Kuhschwanzfilter (wie die meisten aktiven Klangregelungen) können das nicht oder nur mit weiteren Kunstgriffen und klingen deshalb für E-Gitarre nicht gut.

Die eierlegende Wollmilchsau in Bezug auf die Klangregelung ist schwierig, aktive Klangregelungen in Röhrenamps aus gutem Grund nicht verbreitet. Ich habe noch kein Konzept gehört, das gut gewesen wäre. Röhrenamps lassen sich nicht nach Belieben klanglich verbiegen, ohne insgesamt Verluste zu erleiden.

Eine vielseitige Klangregelung gibt es in den Dumble Steel-String-Singern, da reden wir dann aber über 7 Doppeltrioden in einem einkanaligen Amp!
Aber auch diese Klangregelung kann nicht alles und ist passiv.

Eine Mischung von Röhren und einer Klangregelung über Opamps halte ich nicht für empfehlenswert, da verkompliziert sich auch das Netzteil erheblich und bei der Leitungsführung ist große Vorsicht geboten (Einstreuungen). Die meisten solchen Amps, von denen ich gehört habe, brummen.

dimashek:
Ich würde das mit dem Mesa Grafik-EQ probieren. Vielleicht etwas schlanker, mit nur 2 Reglern für hoch- und Tiefmitten.  Und dann mit Potis, und nicht mit Schiebe-Rs.
Falls du Tips brauchst, wie man die Induktivitäten dafür selbst bauen kann - melden. Ist gar nicht so schwer.

Ich würde keine Parametrik mit variabler Güte machen. So was können dann die Tonmenschen im Mix benutzen.
Einfach zwei feste Frequenzen in den Mitten mit festem Q.
Und aktive Bass-Treble Regelung geht am einfachsten mit der Baxandall schaltung. Entweder eine Doppeltriode extra oder auch mit Transistoren

Aber das stimmt schon, das Netzteil und layout werden komplizierter ;)  Am einfachsten - man nimmt eine extra NT Wicklung für die kleinspannung.


Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln