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Endröhren parallel schalten

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Offline ChristianMS

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Endröhren parallel schalten
« am: 20.09.2023 17:59 »
Werte,
bitte um Nachschub ....
Endröhren in PP-Methode parallel zu schalten (zB. 4xEL34) ist kein besonderer Aufwand, konstruktiv gesehen.
Bei EINEM Paar EL34:
Die Last (OT, zB. 6k6 CT) erlaubt nun bei einer Anodengleichspannung von zB. 460Vdc und einer max. theor. Signalspannung von 325Veff einen Strom von 45mAeff (f = 1kHz). Macht eine Leistung von 325 ^2 / 3300 ~ 32 Watt.
Diese Leistung ist nach dem OT annähernd auch zu messen.
Bei ZWEI Paaren EL34:
Was ändert sich? Die Anodenspannung bleibt gleich, die Last bleibt gleich, muss wohl auch die Leistung gleich bleiben, hieße, der Signalstrom teilt sich auf die beiden EL34 Paare auf ---- Frage nun: Was überlege ich hier falsch? Mehr Tuben sollte doch mehr Power bedeuten ....

OT ist tt-otjtm45 (TT)
Netztrafo ist tt-t135 (TT)
Zweiweggleichrichtung (ist mit Brücke wirklich mehr zu holen? Muss ich testen.
Schaltung easy gemäß textbook, zB.Marshall

Bitte um eure geschätzte Aufklärung, danke,
Gruß Christian



Grüße
Christian

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Offline Helmholtz

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Re: Endröhren parallel schalten
« Antwort #1 am: 20.09.2023 18:39 »
Zunächst einmal ist ein Raa von 6.6k für 2x EL34 viel zu hoch.
Bei Marshall wurde 6.6K nur mit 2 x KT66 oder 2 x 5881 in frühen JTM45 verwendet (RS OT).
Die 2 x EL34 Amps bekamen einen 3.4k OT. Damit lassen sich etwa 50W erreichen.
Zu hoher Raa bedeutet erhöhte Schirmgitterbelastung, geht also auf die Röhrenlebensdauer.

Mit 4 x EL34 am selben OT ändert sich die Ausgangsleistung praktisch nicht.
Allerdings sehen die einzelnen Röhren jetzt eine verdoppelte Lastimpedanz, da jeweils 2 Röhren synchron Strom liefern (doppelt schlecht für die Schirmgitter).

Die doppelte Leistung erhält man nur, wenn man den Raa halbiert.
Natürlich müssen auch OT und PT die verdoppelten Ströme abkönnen.

« Letzte Änderung: 20.09.2023 18:54 von Helmholtz »

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Offline ChristianMS

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Re: Endröhren parallel schalten
« Antwort #2 am: 20.09.2023 21:35 »
Meister Helmholtz,
vielen Dank für deine aufklärenden und bestätigenden Zeilen!
Da waren meine Betrachtungen doch nicht ganz verkehrt.
Liegt es am Innenwiderstand der EL34, dass 6.6k des OT zu hoch sind? Leistungsanpassung schlecht?
Mit 5881 bzw. 6L6GC konnte ich am selben OT auch nicht mehr als die 32W erreichen (?)

Mein Durchblick verlässt mich bei deiner Aussage: "Allerdings sehen die einzelnen Röhren jetzt eine verdoppelte Lastimpedanz, da jeweils 2 Röhren synchron Strom liefern", Bei gleichbleibender Last und Anodenspannung fließt der erhöhte Strom dann wohin?
Werde mir noch den Kopf zerbrechen und das ganze aufskizzieren.

Ich hatte einen Marshall 6100 LM Anniversary am Tisch, der tatsächlich gemessene 100W Sinus lieferte. Der Amp hatte einen Low/High-Powerschalter.
In Stellung LOW brachte er tatsächl. nur 20Vspitze im Gegensatz zu Stellung HIGH 40Vspitze. Das am selben OT. Da werden bei LOW die Kathoden eines Röhrenpaares einfach durchtrennt. Seltsam, wie das also funken soll? Tuts aber.

Gerne erwarte ich noch Statements, wenn es dir beliebt.

Grüße Christian
 


 
Grüße
Christian

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Offline Helmholtz

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Re: Endröhren parallel schalten
« Antwort #3 am: 20.09.2023 22:50 »
Liegt es am Innenwiderstand der EL34, dass 6.6k des OT zu hoch sind? Leistungsanpassung schlecht?
Mit 5881 bzw. 6L6GC konnte ich am selben OT auch nicht mehr als die 32W erreichen (?)

Endröhren werden nicht mit Leistungsanpassung betrieben.
Der Röhren- Innenwiderstand ist i.d.R. viel höher als die Lastimpedanz.
Die optimale Lastimpedanz wird aus den Kennlinien unter Beachtung der Röhrengrenzwerte und Betriebsspannungen durch "Lastgeraden-Konstruktion" ermittelt oder man hält sich an die Empfehlungen/Beispiele aus dem Röhrendatenblatt.
Generell steigt mit kleinerer Lastimpedanz die Anodenbelastung, während bei großer Lastimpedanz das Schirmgitter stärker belastet wird.

Um die 32W sind mit 5881, KT66 oder 6L6GC an 6.6k normal.
Originale JTM45 brachten natürlich auch nicht mehr.
Mit 8k OT sogar nur etwa 27W.

Ich besitze einen der ersten JTM50 (Bj. 1966) mit 2xEL34 und originalem 3.4k OT.
Gemessene Ausgangsleistung um 47W vor Clipping.

Zitat
Mein Durchblick verlässt mich bei deiner Aussage: "Allerdings sehen die einzelnen Röhren jetzt eine verdoppelte Lastimpedanz, da jeweils 2 Röhren synchron Strom liefern", Bei gleichbleibender Last und Anodenspannung fließt der erhöhte Strom dann wohin?

Das ist etwas schwer zu verstehen.
Jede Röhre "sieht" sozusagen nur, wieviel Spannungsänderung sie durch eine Stromänderung produziert und interpretiert den Quotienten der Änderungen als Lastimpedanz.
Arbeiten 2 Röhren parallel, muss jede Röhre für die gleiche Spannungsänderung den Strom nur halb so stark ändern.
Das wirkt wie eine Verdoppelung der Lastimpedanz pro Röhre.

Oder man denkt sich jede Röhre mit eigener, aber doppelter Lastimpedanz und schaltet dann gedanklich beide Röhren und beide Lastimpedanzen parallel.
Hierbei ändert sich für die Röhren nichts.

Um also bei Parallelschaltung den Röhren wieder die ursprüngliche Last zu bieten, muss man den Raa halbieren.


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Offline carlitz

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Re: Endröhren parallel schalten
« Antwort #4 am: 21.09.2023 08:56 »
"Ich besitze einen der ersten JTM50 (Bj. 1966) mit 2xEL34 und originalem 3.4k OT.
Gemessene Ausgangsleistung um 47W vor Clipping."

Hier ist natürlich auch sehr entscheidend, welche Anodenspannung du in deinem alten Marshall has, um diese Ausgangsleistung zu erhalten.
Ich vermute, die liegt so um die 480V
If you don't know how to fix it, stop breaking it!

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Offline ChristianMS

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Re: Endröhren parallel schalten
« Antwort #5 am: 21.09.2023 09:17 »
Dank für deine Expertise, Mr. Helmholtz.
Dein Zitat:
"Das ist etwas schwer zu verstehen.
Jede Röhre "sieht" sozusagen nur, wieviel Spannungsänderung sie durch eine Stromänderung produziert und interpretiert den Quotienten der Änderungen als Lastimpedanz.
Arbeiten 2 Röhren parallel, muss jede Röhre für die gleiche Spannungsänderung den Strom nur halb so stark ändern.
Das wirkt wie eine Verdoppelung der Lastimpedanz pro Röhre."

... ist wirklich schwer verständlich, aber ich lass es weiterhin in meinen Überlegungen kreisen.
Nur, wie kanns dann der genannte Marshall 6100LM Anniversary an ein und denselben Anschlüssen am OT (Dagnall Type C3112)?
Schaltplan anbei.

Gibts etwa eine zu empfehlende Lektüre über Röhrentheorie?
 
Grüße
Christian

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Offline roseblood11

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Re: Endröhren parallel schalten
« Antwort #6 am: 21.09.2023 11:29 »
Otto Diciol, Röhren-NF-Verstärker-Praktikum

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Offline ChristianMS

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Re: Endröhren parallel schalten
« Antwort #7 am: 21.09.2023 12:29 »
danke rose!
Grüße
Christian

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Offline stephan61

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Re: Endröhren parallel schalten
« Antwort #8 am: 21.09.2023 13:50 »
Otto Diciol, Röhren-NF-Verstärker-Praktikum

Leider nur noch antiquarisch zu Mondpreisen erhältlich.
"It must schwing!"

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Offline ChristianMS

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Re: Endröhren parallel schalten
« Antwort #9 am: 21.09.2023 14:57 »
tja, habs gesehen. leider. Aber als Weihnachtspräsent - ähh -wunsch erlaubt  ;)
Grüße
Christian

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Offline Helmholtz

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Re: Endröhren parallel schalten
« Antwort #10 am: 21.09.2023 15:00 »
Man kann natürlich einen 100W OT für 4xEL34 auch mit nur 2xEL34 betreiben.
Dann sollte man aber die sekundäre Lastimpedanz verdoppeln, damit die Primärimpedanz wieder passt.
Also z.B. 16 Ohm Speaker an 8 Ohm Ausgang.

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Offline Stahlröhre

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Re: Endröhren parallel schalten
« Antwort #11 am: 21.09.2023 15:19 »
Der Quotient aus Spannung und Strom ist einfach der Widerstand (Ohmsches Gesetz). Wenn du eine weitere Endröhre parallel schaltest teilt sich der Strom auf beide Röhren (zumindest in der Theorie) gleichmäßig auf. Damit jetzt auch wieder der gleiche Betrag an Strom durch jede Röhre fließt (so wie es vorher ohne Parallelschaltung war) muss die Last halbiert werden.
Durch die halbierte Last verdoppelt sich der Gesamtstrom bei gleichbleibender Spannung.
Aus Sicht der Röhre, die nur ihren "eigenen Strom sieht" ändert sich der Betriebspunkt dann auch nicht, da sie weiterhin die gleiche Spannung und den gleichen Strom sieht, eben so wie es auch vorher mit nur einer Endröhre der Fall war.

Vielleicht hilft es dir ja statt einer PP Endstufe, eine einfache Kathodenbasisstufe aufzumalen, das Prinzip ist da exakt das selbe: Wenn ich zwei Röhren parallel schalte muss ich die Last halbieren um wieder den alten Ausgangszustand mit nur einer Röhre zu erhalten.


Diese High/Low Umschaltungen, die bei einem Röhrenpaar die Kathodenleitung unterbrechen wird gibt es in mehreren Amps. Sofern die Last, also der Lautsprecher am Aü nicht umgeschaltet wird laufen die beiden verbleibenden Endröhren dann mit einer Fehlanpassung, da die Last nur noch die Hälfte beträgt. Wirklich optimal ist das nicht, bei einer "korrekten" Umschaltung würde die Last an der Sekundärseite mit umgeschaltet werden, wodurch der alte Betriebszustand wieder hergestellt werden würde.

Warum diese Umschaltung trotzdem augenscheinlich funktioniert leigt daran, dass schwach gegengekoppelte Röhrenverstärker, wie es Gitarrenverstärker nun mal oft sind einen hohen Innenwiderstand besitzen. Sie verhalten sich in grober näherung wie eine Konstantsstromquelle und können auch bei sich stark änderender Last noch relativ "gut" ihre angedachte Leistung erbringen. Bei einem Halbleiterverstärker, der einen Innenwiderstand von nahezu null besitzt und sich wie einer Konstantspannungsquelle verhält bedeutet z.B. ein verdoppeln der Last auch direkt ein halbieren der Leistung.

Bei vielen Gitarrenverstärkern kommt außerdem noch dazu, dass das Netzteil unterdimensoniert ist. Bei zwei Endröhren (mit optimaler Last) werden dann teils 55-60W erbracht, bei vier Endröhren aber nur knapp 100W. In der Praxis kommt außerdem noch dazu, dass ein Lautsprecher keineswegs eine konstante Impedanz aufweist. Im Tief- und Hochtonbereich steigt diese stark an, was somit der zu geringen Last durch die 50W Umschaltung wieder entgegenwirkt.

Ich persönlich halte von derartigen 50/100W Schaltern nicht viel.
Gruß,
Max

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Offline ChristianMS

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Re: Endröhren parallel schalten
« Antwort #12 am: 21.09.2023 15:36 »
ah, ja, danke euch beiden, Helmholtz und Stahlröhre, sehr hilfreiche Hinweise. Meine Expertise (bin eindeutig Praktiker)  gewinnt :-)
Es scheint ja doch, dass die Amp-Bauer gewisse Dinge nicht so ernst nehmen ..., gehts da ja schon um Deal und Sound.

BTW: Habe im TT-Powersoak POS100 eine Wattmeteranzeige reinkonstruiert. Ist so was interessant? Könnte ich bei Bedarf ins Forum stellen.
Grüße
Christian

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Offline Helmholtz

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Re: Endröhren parallel schalten
« Antwort #13 am: 21.09.2023 16:12 »
Im Manual des Amps : https://www.manua.ls/marshall/30th-anniversary/manual?p=4
gibt es den Hinweis (operational note H, Seite 4), dass im 2-Röhrenbetrieb die Röhren "härter" betrieben werden und dadurch die Lebensdauer sinkt.

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Offline Stahlröhre

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Re: Endröhren parallel schalten
« Antwort #14 am: 21.09.2023 16:19 »
Die 50W Optionen sind meiner Meinung nach vorallem Marketing und lassen sich eben mit minimalsten Aufwand implementieren. Die wahrgenommene Lautstärke eines 50W Verstärkers gegenüber einem 100Wer ist nicht so viel geringer. Vorallem ist bei 50W eine Übersteuerung der Endstufe bei moderater Lautstärker bei weitem noch nicht möglich. Für Zuhause ist man selbst mit 1W schon hart an der Grenze. Von daher habe ich den Sinn hinter solchen Schaltern noch nie verstanden. Meiner Meinung nach will man entweder Lautstärkemässig handlebare Endstufenzerre, was wenige Watt bedeutet, oder ich möchte nen cleanen Poweramp mit Headroom, was eher viel Leistung bedeutet.

Edit zu meinem vorherigen Post: Auch beim Röhrenverstärker gibt es klare Leistungseinbußen wenn er mit falscher Last betrieben wird, ansonsten könnte man sich die verscheidenen Abgriffe am AÜ ja sparen. Auch die Näherung als Konstantstromquelle ist sehr grob es kommt dabei doch sehr stark auf die verwendete Gegenkopplung, den Endröhrentyp (Triode/Pentode) usw. an.
Gruß,
Max