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Spannungsteiler / (Attenuator - Grid Leak) Marshall/Friedman Preamp

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Offline frizzy

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Servus miteinander,

ich bin gerade dabei meinen doch ein wenig verbastelten MadAmp M15 neu und sauber aufzubauen und dabei über ein Thema gestolpert, dass mich schon länger interessiert. Und zwar um die Werte für den Spannungsteiler in einem Marshall(esken) Preamp.

In den Plexis gibts ja irgendwie die Mix-Resistors, die dann im JCM800 zu dem 470K/470K Spannungsteiler werden. Meine Frage bezieht sich auf die Dimensionierung der Widerstände. Dass bei 470K/470K die Hälfte der Spannung gegen Masse abfällt, das Signal eben halbiert wird ist mir klar (zumindest denke ich das). Meine Frage jetzt: warum gerade 470K? Warum nicht 220K/220K? Weiters gibt es ja den 500pF Freund parallel zum ersten Widerstand.

Beim MadAmp ist dieser Spannungsteiler sogar 100K und 1M zu ground :o Parallel zum 100K Widerling sind 1nF statt 500pF. Heißt hier werden nur 10% des Signals reduziert?

Mich würde jetzt interessieren: Was passiert mit meinem Signal/Sound wenn ich die Widerstände größer/kleiner mache (auch in Richtung Frequenzgang)? Welchen Einfluss hat der Kondensator parallel zum ersten Widerstand? Wie hängt dieser Spannungsteiler mit dem Gainpoti zusammen, das unmittelbar davor hängt? Zum Vergelich habe ich zwei Schaltplanausschnitte angehängt. Die Ausschnitte sind hoffentlich OK für die jeweiligen Urheber/Adaptierer - daraus kann man nicht viel kopieren ;)

In einem anderen Forum habe ich folgende Aussage gefunden:
Zitat
If you remove the resistor to gnd of the divider, you get all gain, but thats all the mud too. By lowering the resistor to gnd, you dump the mush and tightens up that stage. Opposite if increasing the value.

Zitat
Yes, going up on the signal side and clamping the response by dropping the ground side is better than the opposite too.

Sprich: je kleiner der Widerstand Richtung Ground ist, desto mehr Signal wird Richtung Masse abgeführt und gleichzeitig der Sound tighter?

Für mein Beispiel heißt das: was passiert wenn ich die 100K/1M durch 470K/470K ersetze? Niedrigeres Signal in die nächste Stufe (also tendenziell weniger fizz oder mud?)? Oder hab ich da einen Denkfehler?
Was man dazu sagen muss: den 470K Spannungsteiler habe ich bisher immer bei Amps mit mehreren Gainstages gesehen und kam dabei immer nach der 2.Gainstage. Beim MadAmp sitzt das Gainpoti direkt nach der ersten Gainstage (V1b - Gainpoti - V2a - V2b - TMB - Master - PI)

Danke im Voraus für die Erhellung des theoretischen Hintergrundes :D

LG













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Offline Stahlröhre

  • Sr. Member
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Hallo, die 470k im JCM800 sind wahrscheinlich historisch bedingt, da die alten Plexis schon 470k als Mixwiderstände hatten. Das Verhältnis aus den Widerständen bestimmt das Teilungsverhältnis (schau dir dazu mal die Spannungsteilerformel an). Werden die beiden 470k durch zwei 220k ersetzt, bleibt das Teilungsverhältnis das gleiche jedoch wird der gesamte Spannungsteiler niederohmiger. Dadurch wird die vorherige Stufe höher belastet, was zu einem veränderten Verhalten dieser führt/führen kann. Zusätzlich bildet der Koppelkodensator der vorherigen Stufe mit dem Spannungsteiler einen Hochpass. Je niederohmiger der Spannungsteiler ausgelegt wird, desto höher verschiebt sich die Grenzfrequenz des Hochpassfilters.

Wenn jetzt wie im Mad Amp vor den Spannungsteiler noch ein Gainpoti gesetzt wird, hängen die Einflüsse des Spannungsteilers auf die vorherigen Stufe stark von der Poti Stellung ab. Bei sehr hohen Stellungen bestimmt der Spannungsteiler immer mehr das Verhalten der vorherigen Stufe und des Hochpasses, während bei sehr niedrigen Stellungen das Gainpoti beide Schaltungsteile zunehmend von einander isoliert. Eine pauschale Aussage ist da nicht so einfach.

Der Kondensator parallel zum Widerstand bildet einen Hochpass Shelf Filter. Die Grenzfrequenz wird dabei durch den unteren Widerstand und die Kapazität bestimmt. Die maximale Anhebung wird durch das Teilverhältnis des Spannungsteiler bestimmt. Ganz auf den Spannungsteiler sollte man dabei nicht verzichten, da ansonsten die nächste Stufe sehr hart angefahren wird, was meist nicht sehr gut klingt.

Wenn du deinen bisherigen Spannungsteiler durch die 470k Kombi ersetzt, bleibt der Gesamtwiderstand des Spannungsteiler in etwa gleich. Was sich ändert ist vorallem das Teilverhältnis und der Shelf Filter. Die Grenzfrequenz rutscht dabei höher und die Anhebung wird stärker. Deine nächste Stufe wird nicht mehr so stark angefahren und zerrt dadurch auch weniger.

Die meisten High Gain Verstärker folgen bewährten Konzepten bzw. wurden daraus entwickelt. Aus dem Grund sieht man eben oft ähnliche Dinge in der Vorstufe.
Gruß,
Max

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Offline frizzy

  • Jr. Member
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Danke dir für die ausführliche Antwort! Den Spannungsteiler kenn ich noch aus dem Studium - der Einfluss auf den Frequenzgang war mir eben so nicht ganz klar und ist eben für mich sehr interessant!

Mich würde der Vergleich der 470K+500pF / 470K Kombi zu 100K+1nF / 1M interessieren, also wie das graphisch aussieht. Gibt es da (außer LT Spice) eine Möglichkeit das schnell mal zu visualisieren?

Danke schonmal!

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Offline Basti

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Du kannst den Tone Stack Calculator von Duncan Amps nehmen und eine der Schaltungen entsprechend umstricken. Bischen den Quellwiderstand anpassen usw, das erklärt sich mehr oder weniger da von selbst. 

Gruß
Sebastian

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Offline frizzy

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Danke für den Tipp!

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Offline Clipfishcarsten

  • Jr. Member
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Viele der Kniffe die mit der Zeit verwendet wurden um aus dem JCM800-Layout mehr Schmalz oder vorallem "moderneren" Sound rauszubekommen basieren eigentlich auf Effekten die durch Wechselwirkungen der aufeinanderfolgenden Röhrenstufen bzw. das Experimentieren damit  aufgetreten sind.

Wenn du Beispielschaltungen möchtest was mit dem Standardlayout eines 2203 noch so möglich ist, check mal die Website von Ceriatone aus. Die haben dort zwar keine Schaltpläne, allerdings sind alle Layouts einsehbar und die Amps haben teilweise Schaltmöglichkeiten die weniger den gesamten Gainpegel als eher das Frequenzverhalten der Amps betreffen.

Ein ganz gerne verbauter Switch wird dort z.B. "Feel" genannt und schaltet hinterm Gainpoti einen 82k (oder sogar teils 68k) gegen Masse. Das reduziert zwar den Pegel und Gain etwas, der resultierende Hochpass ist aber viel wichtiger für den Effekt, der Amp wird deutlich aufgeräumter und "matscht" damit quasi nicht mehr. Nicht zuletzt deswegen spielen manche schwermetalligen Bands diese "Jose"-Marshalls weil sie auch tiefe Tunings mit dieser Schaltung akkurat wiedergeben.

Ein populäres Gegenbeispiel wäre der SLO100, der den Filter nach der ersten Gainstufe etwas anders aufbaut (2n2 statt 470p Treblepeaker) und z.B. 2.2MOhm gegen Masse hat anstatt 470k. Einer der Gründe warum die Schaltung so pfundiges, aber nicht besonders tightes Low-End hat.