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Flyback Dioden für einen Class B Amp mit 800 V B+

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Helmholtz:
Man sollte immer das Datenblatt des Herstellers lesen und sich nicht auf Händlerangaben verlassen.
Laut Diotec ist der Dauerdurchlassstrom der 2CL72A 5mA.
https://diotec.com/request/datasheet/2cl72a.pdf

Showitevent:
Moin,

Im Grunde ist eine low Forward current Diode eig. besser, weil sie eher durchschlägt. Und ich muss auch überdenken, ob eine By12 das richtige ist.
LG

Helmholtz:
Hier: https://dalmura.com.au/static/Output%20transformer%20protection.pdf
ist eine ausführliche Abhandlung zum AÜ-Schutz vom Australier Tim Robbins.

Showitevent:
Moin,

das ist bestimmt eine interessante Abhandlung, ich habe das gerade grob überflogen aber auch gespeichert. Vielen Dank dafür.


Bei mir ging der Gedanke dahin, dass ich dem Forward Current nicht sonderlich kritisch gegenüberstehe.
Sowohl als auch wäre durchaus suboptimal bzw. birgt Risiken für entweder Trafo oder Diode.

Low If:
Wenn die Diode selbst durchschlägt, bleibt zu hoffen, dass sie das mit einem Kurzschluss tut, ansonsten ist die Schutzfunktion ansich ja aufgehoben. Dann bliebe nur zu hoffen, dass der Luftspalt entsprechend gering ist, sodass er für folge-Flybacks einen Entsprechend geringen Widerstand hat. Durch Ladeelko und Induktion sowie parasitären Kapazitäten kann natürlich durchaus ein reaktiver Kreis entstehen, der genügend Energie hat die Diode zu "vaporisieren".

High If:
Unter der Berücksichtigung, dass die Diode auch eine hohe Spannungsfestigkeit haben soll, ist klar, dass sie mechanisch eben einfach enorm groß ist.

Von Recoveryzeiten denke ich können wir getrost absehen.
Bei Netzteilen wollen wir bewusst, dass die Diode nichtleitend ist, bevor der zweite Halbzyklus beginnt.
Im Flyback Fall an einem AT kommt uns eine langsame Recoveryzeit aber eigentlich sogar zu Gute, weil sich die Leitfähigkeit über mehrere Flybackzyklen erstrecken kann.

Über Anstiegszeiten könnte man noch debattieren. In der Regel sind die für Dioden kein großes Thema, da wir die fast immer im Low Band betreiben (sagen wir 50 oder 100 HZ oder bei Sperrwandlern vielleicht auch 200Khz). Allerdings dürfte sich mit zunehmender Fläche einer Sperrschicht, diese auch negativ auf das Vorhaben auswirken und die Periodendauer eines Flybacks ist unbekannt.

Ich denke abschließend von meiner Seite, dass eine Low If Flyback Diode völlig ausreichend ist. Die Chance, dass die eigentliche Pulsdauer lang genug ist, ist relativ gering da der Flyback ja sofort kollabiert.
Ich denke sogar, dass selbst im schlimmsten Fall eher die Röhren überschlagen würden, als dass die Diode hopps geht.

LG Geronimo

Koenigpop:
Alles nicht so einfach. Ich weiß nicht woher ich jetzt die 0,001 hatte, aber sei's drum. Der Unterschied ist für hiesige Zwecke wohl vernachlässigbar.

Mein Ansatz ist im Grunde der von Geromino, Doppelhypothesenbildung:

Die Gefahr rührt meines Erachtens daher, dass man im Fehlerfall so viele potentielle Quellen hat, dass man nicht zuerst auf fehlendes Kabel/durchgebrannter LS tippt, sondern erstmal auf die üblichen Verdächtigen auf dem Pedalboard etc.
Das kann dazu führen, dass man erstmal einige Zeit ohne Last an allem möglichen "rummacht", und schlimmstenfalls mit Signal.


Wenn die Diode im Fehlerfall einen Kurzschluss baut, mag das ja noch angehen, außer man merkt es länger nicht... Sie täte dann auch "gut durchgebacken" als faktische Drahtbrücke zunächst einmal das, was sie soll, nämlich die Spannungen gen Masse ableiten. Allerdings jetzt in beide Richtungen, und auch dann, wenn man wieder eine Last anschließt. Das sollte dann im Zweifel den Abflug der HT Sicherungen zur Folge haben, hoffentlich noch vor dem OT.

Wenn die Diode im Fehlerfall einfach offen ist, ist die gewünschte Funktion praktisch sofort weg und der OT durch die flyback-Situation wieder in Gefahr, die sich m.E. durchaus längerfristig/öfter ergeben kann (also nicht ein singuläres Ereignis im Bruchteil von Sekunden Bereich sein muss, aber das ist geraten).

Wenn sie im Fehlerfall hält, tja, dann macht sie halt was sie soll und leitet gegenäufige Spannungen gegen Masse, aber nicht umgekehrt. Das scheint mir  vorzugswürdig.

Das setzt aber eben voraus, dass sie die auftretenden Ströme verkraftet, da war anderorts hier mal von 1A die Rede, was ausreichend sein soll für eine EL34 Endtufe.

Aber gilt das auch bei 800 V, 200 Watt class B?

Wenn denn zutrifft, dass Induktoren im Flybackfall den Strom wieder abgeben, der dort zuletzt anlag, folgende Überlegungen: 
Aus dem Datenblatt von Telefunken ergeben sich 180 mA Ia bei class B mit 800 V B+ für zwei vollausgesteuerte EL 34, macht dann wohl 360 mA für deren vier. Da sollte bei einem Ampere also immer noch eine nicht geringe Sicherheit eingebaut sein.

Das ist mithin eine ganz erhebliche Menge mehr als 5 mA, Pegelspitzen, die die Nominalwattzahl wohl auch noch  z.T. erheblich überschreiten können mal außen vor gelassen. Schon der Ruhestrom überschreitet die 5mA der 2CL72A ja beträchtlich.

Und dass z.B. ein Lautsprecher gerade eine solche Pegel-Spitze zum Anlass seines spontanen Ablebens nimmt, wäre je eher zu erwarten.


Wichtig scheint mir also eine ausreichende Spannungsfestigkeit zu sein, um einen Durchbruch im Regelbetrieb auch bei heftigen Transienten in Sperrichtung auszuschließen. Die jedenfalls haben alle hier besprochenen Exemplare.

Und dann scheint mir eine auch ansonsten stabile Diode, nach Möglichkeit schnell öffnend, tunlich, oder?

Gruß,
Felix

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