Moin,
C1 und C2 dienen dazu, Gleichstrom vom Gitter und Lautsprecher fernzuhalten. Ist soweit klat (weil ein C nur Wechselstrom durchlässt).
Warum wird in vielen Schaltungen, die ich gefunden hab anstatt dem C am Eingang aber ein R verwendet (z.B. beim Soldano, TT66 usw. hängt da ein 68k drin)?
Bei dem 68k handelt es sich um einen so genannten "Gridstopper". Ob er zum Einsatz kommt und wie groß er ist, das hängt (auch) vom Design ab und davon, um welche Stufe es sich handelt. Grundsätzlich hat der GS zwei Funktionen: Stabilisieren der Stufe gegen parasitäre Schwingungen und unterdrücken (ungewollter) hoher Frequenzen - in der ersten Stufe sind das vor allem HF-Einstreuungen. Dazu bildet der GS zusammen mit der
Miller-Kapazität der Stufe einen Tiefpass. 68k ist ein "klassischer" Wert, oft reicht ein kleinerer GS aber aus (ich verbaue am Eingang immer ~10k, oder halt was gerade da ist).
Aufgrund der Tiefpasswirkung wird der GS auch zur Klangformung benutzt, sieht man oft weiter hinten in Amps mit mehr Gain - da wird der Gridstopper gerne mal 220k oder 470k groß und hat damit einen deutlich hörbaren Effekt als Tiefpass.
Merlin schreibt z.B., man kann Gridstopper allgemein ruhig sehr klein machen (wenn sie nicht zur Klangformung dienen sollen), aber niemals weglassen. Kommt aber halt immer drauf an. Auf jeden Fall gehört ein GS immer (immer immer!) an die Fassung, sonst ist er in Sachen Stabilisierung und HF-Unterdrückung wirkungslos.
Einen C am Eingang des Verstärkers findet man nicht immer bzw. eher selten. Man macht das, um z.B. eventuelle Gleichspannungen von vorgeschalteten Effektgeräten von der ersten Stufe fernzuhalten, da sich sonst der Arbeitspunkt verschiebt. Weiter hinten braucht man den C aber auf jeden Fall zur Auskopplung des Gitters von der Anode der vorherigen Stufe.
R3 sorgt dafür, dass die Spannung am Gitter negativ ist. Grund: Bei Röhren werden (auch im Datenblatt) die Spannungen immer in Bezug auf die Kathode betrachtet.
Deshalb geht man (bzw. die Röhre ;-) normalerweise davon aus, das die Kathode an Masse hängt und deshalb nen Spannungsabfall von 0 hat.
Da aber R3 drunter hängt, fällt Spannung ab wodurch am Gitter die Spannung "0 minus Spannungsabfall an R3" entsteht? Also ein negativer Wert, richtig?
Oder kann mir das noch jemand anders erklären? Irgendwie schnall ich das noch nicht...
Das Steuergitter muss gegenüber der Kathode negativ sein, dabei ist es aber egal, ob man das Gitter über eine negative Vorspannung negativ macht und die Kathode auf Masse legt (fixed bias) oder, wie hier, das Gitter auf Massepotential hält und die Kathode positiv macht (Kathoden- oder Auto-bias). Was passiert ist: Durch die Röhre fließt ein Ruhestrom, der über dem R3 einen Spannungsfall bewirkt. Das eine Ende des R ist auf Masse, also bleibt keine andere Möglichkeit, als dass das andere Ende des R3 (an dem die Kathode hängt) auf ein positives Potential wandert, und schwupps - die Kathode ist positiver als das Gitter, und damit das Gitter negativ gegenüber der Kathode.
Und auch das mit dem C3 leuchtet mir noch nicht so ein. Man will damit irgendwie den R3 überbrücken, aber wie genau?
Kann mir das irgendjemand "für Dummies" erklären?
Ohne C3 hast Du eine starke Gegenkopplung. Das Signal ist ja eine Wechselgröße. Wenn am Gitter das Signal ansteigt, wird es weniger negativ gegenüber der Kathode, und der Strom durch die Röhre steigt an. Ohne Bypass-C bedeutet das aber auch einen Anstieg des Spannungsfalls über R3, die Kathode wird weiter angehoben und damit der Anstieg des Gitters gegenüber der Kathode "gedrosselt" und die Verstärkung der Stufe reduziert.
Wenn man jetzt den R3 mit einem C brückt, wird der Wechselanteil an der Kathode quasi kurzgeschlossen, die Kathode bleibt auf festem Potential, und die Verstärkung der Stufe steigt. Das kann man auch zur Klangformung nutzen, indem man als Kathoden-C nicht ganz so große Werte nimmt; dann bleibt die Stufe für tiefere Frequenzen stärker gegengekoppelt, für hohe Frequenzen dagegen wird diese Gegenkopplung aufgehoben. Im Endeffekt kommt es zu einem Treble-Boost. Nimmt man einen großen C (10-22µ), kann man die Stufe als (für Gitarrenfrequenzen) "fully bypassed" betrachten, und sie hat maximale Verstärkung über den gesamten Frequenzbereich.
Wenn man die Heizung an Kathode einschaltet, werden (negative) Elektronen emittiert und fliegen zum Gitter (und bleiben an diesem hängen).
Damit diese wieder"abfließen" können, vor allem, wenn noch kein Signal reingespielt wird, hängt R1 dran (damit das Gitter an Masse hängt)??
R1 muss von der Größe her in etwa so dimensioniert sein, wie der Eingangswiderstand (=Eingangsimpendanz??) der Röhre...Warum?
Was/Wo genau ist der Eingangswiderstand der Röhre? Zwischen Anode und Kathode? Zwischen Gitter und Kathode?
Wozu wird R1 noch gebraucht (siehe auch nächster Absatz).
Ohne Signal sorgt der R1 dafür, dass das Gitter auf Masse liegt, da über den R1 (theoretisch) kein Strom fließt. Über das Gitter fließen keine Elektroden ab.
Wenn das Gitter zu positiv wird, kommt es zu "Forward Grid current", d.h, dann fliegen die positiv geladenen Elektronen des Gitters zur Kathode zurück, d.h. der Strom fließt nicht von Anode zu Kathode, sondern von Gitter zu Kathode.
Positiv geladene Elektronen gibt's nicht. Wenn das Gitter positiv gegenüber der Kathode wird, zieht es die Elektronen an, und die fließen über das Gitter statt über die Anode ab.
Gruß, Nils
Edit: Nochmal zur Verdeutlichung: Wenn Du zwei der abgebildeten Stufen hintereinander hängst, dann ist C2 der ersten Stufe gleich C1 der zweiten, und er heißt dann "Koppelkondensator", weil er die beiden Stufen (wechselspannungsmäßig) koppelt. Ein potentieller Gridstopper befände sich zwischen R1 und dem Gitter. /Edit