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Doppelwandiges Isolation Cabinet

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phosgen:
hi there

seit geraumer zeit befasse ich mich mit dem bau einer kleinen aufnahmezelle für die gitarrenbox. bereits im vergangenen jahr hatte ich einige male kontakt mit dirk, denn ich wollte mir ein solches iso-cabinet bauen lassen. der damalige entwurf von dirk war als einwandige, innen mit dämmmaterial ausgerüstete box. aus verschiedenen gründen verschob ich die realisierung, unter anderem auch weil keine erfahrungswerte vorlagen.

bis ich meinen nächsten job antrete habe ich sehr viel freizeit und habe dieses thema wieder aufgegriffen. mittlerweile ist dieses projekt bereits zur hälfte realisiert, aber ich muss auf bestelltes material warten (ferienzeit). eine gute gelegenheit, das projekt an dieser stelle vorzustellen.

die situation im studio
unser studio ist relativ klein (50qm). ein aufnahmeraum mit dem üblichen gerätepark sowie den synths und ein etwas grösserer raum, in dem wir spielen. beide räume befinden sich in einem luftschutzkeller und sind durch eine selbst eingezogene doppelte wand abgetrennt. akustisch sind die räume nicht wirklich gut isoliert, aber für's abhören ist die dämmung ok. im instrumentenraum befindet sich die drum batterie, wie auch die bass- und gitarrenanlage(n). die drums werden natürlich über mics direkt abgenommen und zum mischpult geführt. ein abnehmen der gitarre über lautsprecher und mic war aufgrund der nähe des schlagwerks nicht gut realisierbar. eine weitere unterteilung des raumes ist nicht möglich.

bisher benutzte ich die Palmer PDI09 in verbindung mit einem lastwiderstand, um das lautsprecherausgang des amps abzugreifen. die besten ergebnisse mit dieser lösung erhielt ich mit folgender konfiguration

amp --> palmer DI09 --> TT-attenuator --> lastwiderstand
                ¦
                +--> sub-mixer --> compressor --> main desk
                        |      ^
                        V      |
                        multi-fx (delay, reverb)

diese setup klingt respektabel - auf jeden fall viel besser als mit hot-plate, aufwändigem EQ'ing, simulationen und dergleichen. dennoch ist es eben nicht dasselbe, wie wenn man die gitarre über die gitarrenbox hört. die box ist einfach teil des instruments. punkt!

die lösung
die gitarrenbox soll in eine akustisch dichte box gestellt werden, die quasi die aufnahmekammer bildet. im innern befinden sich zwei mikrophone, welche die gitarrenbox abnehmen. nach aussen hin soll nur noch ein leises grummeln hörbar sein.


das problem
wer von euch schon mal mit schallisolation sich befasste, weiss, dass dieses ergebnis nicht ohne erheblichen aufwand an material und schliesslich schotter erreichbar ist. ich habe mir in den vergangenen  wochen selbst ein bild über isolierkonzepte und material gemacht. akustische dämmstoffe gibt es scheinbar zu hauf in allen möglichen qualitäten - doch worauf kommt es wirklich an?

ich hatte schliesslich das glück, irgendwann auf einen auskunftsfreudigen akustiker zu treffen, der mich in dieser angelegenheit beriet und mir die möglichkeiten des langen und breiten erläuterte. er wies mich darauf hin, dass es folgende teilprobleme zu lösen gibt:

* reduzierung des körperschalls
* verhindern von resonanzen
* schallisolierung
* schalldämpfung

phosgen:
schalldämpfung oder schalldämmung?
diese beiden begriffe begegnen uns auf schritt und tritt! doch was ist deren bedeutung, was unterscheidet diese? ich versuch, mich ganz kurz zu fassen:

- schalldämpfung = absorption von schall, d.h. umwandlung der schalldruck-energie in beispielsweise wärmeenergie

- schalldämmung = transmission (durchlässigkeit) des schalls durch körper

das ziel der iso-box soll daher die bestmögliche schalldämmung für ein frequenzband von 0-11'000 Hz (=wiedergabefrequenz eines gitarrenlautsprechers), d.h. möglichst geringe transmission des schalls von innen nach aussen aber auch von aussen nach innen.

die gitarrenlautsprecherbox, 2x12 sind nominell bis 200W belastbar, generieren in einem solch kleinen raum wie im isolation cabinet massive schalldrücke, die irgendwie in eine andere energieform überführt, meist als abwärme, und somit 'vernichtet' werden muss. in der regel wird eine 212 mit einem amp mit max 100W.

meine mit jensen neodym (100W/8ohm) bestückte box weist eine empfindlichkeit von 98.4dB bei 1W und 1m abstand auf. somit haben wir über den daumen gepeilt folgende schalldrücke:
1W --> 98dB
10W --> +10dB = 108dB
100W --> +20dB = 118dB

die iso-box-innenwände sind jedoch weniger als einen meter von der quelle entfernt, sagen wir einfachheitshalber rund 0.5m, so dass wir eine verdoppelung des schalldrucks auf die innenwand der iso box vorliegen haben, d.h. +6dB und in der totalen 118+6= 124dB - düsenklang!

absolute ruhe wird auch von meinem iso-cabinet nicht zu erwarten sein, denn sie muss einigermassen semi-mobil gestaltet sein. deshalb muss man versuchen , mit einer geeigneten kombination von materialien und massnahmen den besten kompromis zu erzielen.

je länger man sich mit dem thema beschäftigt, desto komplexer erscheint so ein system. anhand der kommentare des akustikers habe ich mir aus dem netz zusammengetragen, welche einflussfaktoren für die schalldämmung von bedeutung sind.

Dirk:
Hallo,

willst Du unbedingt eine vorhandene Box in eine Kabine stellen ? Das ist in der Tat umständlich und wird teuer und auch gross.
Das hier: http://www.tube-town.net/ttstore/index.php/cat/c222_TTC-ISO-Cabs.html ist eine bessere Lösung und lässt sich auch so ausführen, dass man nahezu auf Zimmerlautstärke kommt, wobei die jetztige Lösung ebenfalls schon eine sehr hohe Isolation aufweist.

Gruß, Dirk

phosgen:
salut dirk

natürlich weiss ich von deinen iso-cabs. aber ich benötige weniger als zimmerlautstärke, d.h. noch bessere isolation und ausserdem will ich unterschiedliche gitarrenboxen einsetzen können. dieses ding, das ich derzeit baue, ist tatsächlich sehr kostspielig. let's wait and see.

cheers
/ martin

phosgen:
baustoffeigenschaften


* dichte
* dicke
* elastizität
* allgemeine schalldämpfungs-/dämmungseigenschaften
* homogenität des materials
die verwendeten baustoffe (platten) sind lediglich ausgangslage und garantieren für sich alleine noch keine gute schalldämmung. eine geeignete auswahl begünstigt jedoch die konstruktiven massnahmen zur schalldämmung.

ich beabsichtige eine doppelschalige iso-box zu bauen, nachdem mir der akustiker diese bausweise wärmstens empfohlen hat. einwandige systeme müssten vergleichsweise mit mehr materialaufwand (=kosten) gebaut werden, um den selben effekt zu erzielen.

für die innenschale werde ich 18mm starke duripanelplatten (hersteller: eternit) verwenden, eine zementgebundene holzspansplatte. duripanel wird oft für brandschutz- wie schallschutzmassnahmen eingesetzt.
das material hat eine hohe dichte (1333kg/m3), ist aufgrund der herstellungsmethode sehr homogen (keine akustischen schwachstellen) und weist von sich aus über sehr gute schalldämmwerte auf (32dB bei 18mm).

für die aussenschale werde ich 25mm MDF platten einsetzen, deren dichte rund 800kg/m3 beträgt. besser wäre, auch dafür duripanel einzusetzen. doch ich hatte bereits die MDF platten bestellt und zudem würde das ding noch schwerer als es schon sein wird.

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