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Besteht Interesse an Lautspr.-Umrüstung von Permanentmagnet auf Feldspule?
pentatone:
Hallo -
im Rahmen der Realisierung meines Verstärkers mit Feldspulen-Lautsprecher kam die Diskussion auf, ob man nicht einen herkömmlichen Lautsprecher auf Feldspulen-Antrieb umbauen könnte.
Martin (Kpt.Maritim) sieht da technisch keine Probleme sofern man einen LS findet, dessen Permanentmagnet demontierbar ist. Darüberhinaus bräuchten wir wen, der den Polkern, den Spulenkörper und evtl. eine Polplatte dreht sowie das Hufeisen biegt.
Martin hat sich freundlicherweise bereit erklärt, die technisch-wissenschaftliche Betreung zu übernehmen sobald die Sache angeschoben ist, und ich könnte im Bekannten- und Verwandtenkreis unter den Besitzern einer Drehvorrichtung und einer Schlosserei fragen, ob und zu welchen Kosten sie die Herstellung der benötigten Teile übernehmen würden.
Das ganze ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn sich ein paar Leute zusammenfinden, die ein ernsthaftes Interesse an einem solchen Umbau hätten.
Deshalb ist jetzt erst einmal einiges an Feed-Back vonnöten, bevor man da weiteres ins Rohr schiebt.
Viele Grüße
Arne
Kpt.Maritim:
Hallo
da sich die allermeisten sicher nicht sofort wissen werden wozu diese Idee sein soll, will ich mal kurz erklären.
Die alten 40ger und 50ger Jahre Verstärker hatten fast durchweg Feldspulenlautsprecher und diese Lautsprecher sind ein signifikanter Teil des Tons.
Bei diesen Lautsprechern wird das Magnetfeld nämlich durch einen Elektromagneten erzeugt. Der Einfachheit halber nimmt man den Strom, der in den Amp geht also den Anodenstrom. Der Elektromagnet wird wie eine Drossel hinter den Gleichrichter geschaltet und wirkt auch als solche.
Nun kommt der Pfiff bei der Sache. Die Feldstärke Lautsprecher hängt damit von der Stromaufnahme des Amps ab. D.h. je mehr Strom der konsumiert desto stärker wird das Feld. Da nun die Stromaufnahme eines Amps mit der Aussteuerung also mit der Intensität des Anschlages an der Gitarre zunimmt. Nimmt auch die Feldstärke im Lautsprecher mit dem Anschlag an der Gitarre zu.
Was passiert nun im Lautsprecher, wenn die Feldstärke zunimmt. Zunächst einmal verändern sich die Thiele Small Parameter. Das bedeutet dass gängige Beschreibungen des Lautsprechers nicht mehr greifen. Wie verändern sich diese Paramter. Durch die größere Feldstärke wird die Kraft auf die Membran größer. Das bedeutet das der Wirkungsgrad des Lautsprechers zunimmt. D.h. wenn wir döller in die Saiten hauen, dann wird auch der Lautsprecher lauter. Das ist genau das Gegenteill von Kompression, also Expansion. Dadurch wird der Dynamikumfang größer. Feldspulenlautsprecher bringen also mehr Dynamik.
Gleichzeitig wird auch der Qts des Lautsprechers mit mehr Schmackes aus der Gitarre kleiner. Dieses Maß gibt an wie stark das Verhalten des Lautsprechs vons einer Resonanz bestimmt wird. Oder anders gesagt, je größer der Qts desto schlechter der kann der Verstärker den Lautsprecher kontrollieren. Wird nun der Qts bei größerer Lautstärke kleiner dann wird er besser vom Verstärker kontrolliert. bei kleineren Lautstärken ist der Qts dann kleiner und kann freier Schwingen.
Insgesamt kann man also sagen, dass Bei Feldspulenlautsprechern nicht nur der Verstärker dynamisch gesteuert werden kann, sondern das ganze System bis hin zum Lautsprecher. Wer den Sound der legendären Verstärker der 40ger und 50ger Jahre haben will, der wird um diese zusätzliche Dynamik aus dem Lautsprecher nicht herumkommen. Gitarre, Verstärker und Lautssprecher wirken hier viel dynamischer zusammen, als ein permanentmagnetischer Lautsprecher, dessen Eigenschaften nicht durch das Spiel an der Gitarre beeinflusst werden kann.
Das Problem ist nun, und das hat Pentatone auch bemerken müssen. Das die alten Originale sehr teuer und in miesem Zustand sind. Deswegen wäre schön einen Felspulenlautsprecher neu aufzulegen.
Dass sowas möglich ist, beweist dieser Link:
http://www.greatvintageloudspeakers.com/kilimanjaro-series/components/a416wvl.html
Viele Grüße
Martin
bazookajoe:
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung, wenn ich auch großes Interesse an den Sounds auf Bluesaufnahmen der 40er und frühen 50er Jahre habe kann ich zu diesem Projekt leider nichts beitragen.
Fandango:
Hallo miteinander,
ich denke man sollte sich nicht viel davon versprechen.
So ein Lautsprecher passt auch nur zu dem Gerät das passend für den Lautsprecher gebaut wurde, oder andersherum. So wurden diese Lautsprecher früher in alten Radios benutzt die im Class-A-Betrieb liefen, da hat sich der Gesamtstrom also nicht erhöht.
Thema Eigenbau: Wenn man dan Magneten abbauen kann ohne den Rest zu zerstören, ja, warum nicht.
Ob es sich lohnt? Glaube nicht.
Thema Expansion: Sowas lässt sich doch viel einfacher und was das Wesenliche ist, regelbar aufbauen. Sogar mit Röhren.
Man benötigt dazu eine Regelröhre (z.B.EF89) und eine recht kleine Schaltung (Verstärkung - Gleichrichtung).
Das kann man auch so aufbauen dass man zwischen Expander und Kompressor regeln kann.
Die Lautsprecher mit Feldspulen wurden auch nur gebaut weil es damals noch keine kräftigen Magnete gab, das war erst seit etwa 1945 anders.
Man sollte sich ersnthaft überlegen warum man sowas also machen will.
Außer aus nostalgischen Gründen finde ich nichts dabei.
Wie gesagt, Du hast dann einen Lautsprecher der nur für EIN Gerät zu gebrauchen ist, viel einfacher wäre es ab und zu in die Bucht zu schauen, dort gibt es solche Lautsprecher recht oft.
Gruß,
Georg
Kpt.Maritim:
Hallo
@bazookajoe:
Woher weißt du, dass du nichts beitragen kannst? Ich weiß doch selbst noch nichtmal genau welche Ressourcen wovon wir brauchen? Vielleicht wird ja nur jemand gesucht, der mal zwei drei Schlossereien fragt, ob die etwas Drehen oder Fräsen können. Wenn du allerdings nichts willst, hätte ich völliges Verständnis. Wir sollten meiner Meinung nach erst iernsthafte Interessente suchen und dann überlegen was die überhaupt alle wollen. Dann wird sich zeigen, was zu tun ist und dann auch, was wer dazu beizutragen vermag.
@Georg
--- Zitat ---So ein Lautsprecher passt auch nur zu dem Gerät das passend für den Lautsprecher gebaut wurde, oder andersherum. So wurden diese Lautsprecher früher in alten Radios benutzt die im Class-A-Betrieb liefen, da hat sich der Gesamtstrom also nicht erhöht
--- Ende Zitat ---
Wie du auf solche Behauptungen kommst, ist mir total schleierhaft. Daran ist gerade so ein Fünkchen richtig, dass die Stromaufnahme des Gerätes nicht zu groß sein darf um die Felspule nicht durchbrennen zu lassen. Und allzuklein sollte der Strom auch nicht sein, damit der Polkern auch ordentlich ausmagnetisiert und wer Wirkungsgrad nicht zu schlecht wird. Der Rest in total falsch.
Legen wir den Draht auf 200mA aus und zapfen eine großzügige Feldwicklung 2...3 an, dann ist der Lautsprecher sehr universell einsetzbar und kann mit allen Endstufenröhren bis hin zu 6L6 im Gegentakt betrieben werden.
Solche Lautsprecher wurden damals bis in Größen von 18 Zoll gebaut, Henry war z.B. ein großer Österreichischer Hersteller Telefunken und Siemens solche in Deutschland. Altec hat 8"...15"er mit Feldpulen in den USA gemacht. Jensen hatte solche Teile auch mal im Programm. Es gab mit Sicherheit viele weitere Hersteller. Diese großen Feldspulenlautsprecher wurden nicht nur mit Klasse AB betrieben. Schon die größeren Amps von Gibson liefen in AB-Betrieb. Aber auch die großen Lichtton- und Beschallungsanlagen.
--- Zitat ---Thema Expansion: Sowas lässt sich doch viel einfacher und was das Wesenliche ist, regelbar aufbauen. Sogar mit Röhren.
Man benötigt dazu eine Regelröhre (z.B.EF89) und eine recht kleine Schaltung (Verstärkung - Gleichrichtung).
Das kann man auch so aufbauen dass man zwischen Expander und Kompressor regeln kann.
--- Ende Zitat ---
Wir wissen alle dass nicht alle Kompresssionen gleich klingen. Die Kompression aus dem Gitterstromeinsatz einer V1 mit Lecktsrom ist z.B. anders als die eines Weichen Netzteils und die ist wieder anders als z.B. eine Bandsättigung. Wenn man jede beliebige Expansion oder Kompression so einfach nachbilden kann, wie du schreibst, dann könnten wir ja aufhören Röhrenamps zu bauen. Einen Exciter für den Klirrfaktor und vielleicht noch ein Multibandkompressor würden dann völlig genügen um einen Amp nachzubauen. Neh neh, das ist schon eine andere sehr eigene Art von Expension die hier im Spiel ist, es verändert sich eben nicht nur die Verstärkung Pegelabhängig, sondern auch noch andere Lautsprecherdaten.
--- Zitat ---Außer aus nostalgischen Gründen finde ich nichts dabei.
--- Ende Zitat ---
Es gibt außer aus nostalgischen Gründen in spätestens 5..10 Jahren überhaupt keine Gründe irgendwas mit Röhren zu machen, weil die Modellinggeräte mitlerweise sehr gut sind. Gerade Software Modeller sind wie ich mich mehrfach überzeugt habe, auf einem Niveau auf dem wir keinen Unterschied mehr zu echten Röhren hören konnten. Die Zukunft werden modulare Modeller sein, in denen du dir einen Amp aus verschieden geschalteten und verschieden bestückten Stufen, Filtern usw. zusammensetzen kannst.
--- Zitat ---Man sollte sich ersnthaft überlegen warum man sowas also machen will.
--- Ende Zitat ---
Man sollte sich natürlich immer ernsthaft überlegen was man machen will. Wenn man aber etwas will, dann gibt es keinen Weg dahinzukommen, als mitzumachen.
Viele Grüße
Martin
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