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vorstufe RICHTIG clean, wie?

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*genni*:
hallo röhrenfans,

ich habe bereits einige gitarrenamps gebaut, größtenteils indem ich vorhandene pläne abgeändert habe. unlängst ist erst einer fertig geworden, basierend auf dem fender tweed deluxe preamp mit der klangregelung vom klampfomat. das problem was ich jedoch bisher immer hatte ist, daß die vorstufe nicht lange clean bleibt. bereits ab halbem gain fängt sie an leicht zu clippen, was speziell dann nervig ist, wenn man eigentlich den clean-kanal lauter drehen müsste, damit er zum zerr-kanal lautstärkemäßig passt.

daher wäre jetzt meine frage: wie sollte ein clean-preamp grundsätzlich konzipiert sein, damit er auch bei großem eingangssignal (hoher output der PU's) noch clean bleibt und gleichzeitig genug gain bietet, in einem 2kanaligen amp-konzept lautstärkemäßig mit dem zerrkanal mithalten zu können? viele gainstufen mit wenig gain? keine kathoden-c's?

eine weitere rahmenbedingung wäre, daß der angehangene peavey-tonestack verwendet werden soll. den habe ich bereits schon einmal zusammen mit einer matchless spitfire schaltung gebaut, was sehr gut klang und auch flexibel war. aber auch hier hatte ich das problem, daß der preamp schnell anfing die cleanen gefilde zu verlassen.

ich hatte mal die möglichkeit den diezel herbert anzutesten und der konnte genau das was ich hier erreichen will: clean bis fast zum anschlag des gain reglers. engl hingegen clippt sogar bei niedrigen gain-settings im cleankanal, sobald man mal richtig in die saiten greift.

viele grüße
carsten

jacob:
Hi Carsten,

das Zauberwort heisst hier "HEADROOM"  8)
Sehr gute Dynamik und hohe Endstufenleistung sind halt so leicht durch nichts zu ersetzen- siehe Herbert & Co.
Stell' doch einfach mal Deinen Schaltplan (mit angegebenen Spannungen natürlich) hier ein, damit man weiss, um was es eigentlich geht.
Es wird wohl die Endstufe sein, die anfängt zu zerren.
Wieviel Watt hat Deine Eigenkonstruktion denn, und vor allem: wie Wirkungsgrad- stark sind Deine Speaker?
Falls es, wie ich jetzt mal einfach vermute, ein kleiner Amp ist (15 Watt oder so), wird Dir wohl nur übrig bleiben, den Leadkanal leiser zu stellen  :(
Und/ oder einen Kompressor/ Limiter hinter die Gitarre zu hängen  >:(

Gruß

Jacob

Nils H.:
Moin,

das mit dem "Clean bis zum Anschlag" ist ja erstmal eine Frage der Reglerauslegung. Wenn das Signal schon so heiß ist, dass die nächste Stufe schon bei kleinen Einstellungen des Volumereglers clippt, dann zerrt der Amp gefühlt sehr früh; holt man das Signal vorher runter und / oder setzt z.B. ein logarithmisches statt einem linearen Poti ein, zerrt der Amp gefühlt später. Gefühlt deshalb, weil die nächste Stufe bei dem selben Pegel clippt, einzig der Regelweg des Potis wird verändert.

Wenn es Clean bleiben soll, sollten die einzelnen Stufen einen möglichst neutralen Arbeitspunkt haben - das erreicht man i.d.R. mit den klassischen Fender-Werten 100k/1k5. Je höher die Betriebsspannung der Stufe ist, um so später fängt sie an zu zerren. Meine BF-Vorstufe z.B. fahre ich mit Ub=340V, und da zerrt nix. Mit der Strat sowieso nicht, mit den Rockinger Alnicos in meiner einzigen HB-bestückten Gitarre auch nicht. Das sind jetzt keine Gain-Monster, aber mehr hab ich nicht. Wenn überhaupt, dann zerrt die zweite Stufe, laut einer schnellen Simulation, die ich gerade mal gemacht habe, so ab 700mV Peak-Eingangssignal (so ein Metal-Humbucker erreicht wohl angeblich auch gerne mal 1-2V Peak).

Bei einem aktiven Tonestack kommt dann noch dazu, dass, im Gegensatz z.B. zum klassischen Fender-Design, nicht wirklich ein Signalverlust auftritt, und dass dann eigentlich schon keine zweite Aufholstufe mehr benötigt wird, bzw. diese dann übersteuert wird.

Wenn der Preamp dann entsprechend gestaltet ist, dass er auch bei hohen Pegeln nicht zerrt (also durch hohe Betriebsspannung oder/und "runterholen" des Signals vor einer eventuellen zweiten Stufe), dann heißt das noch nicht, dass der Amp clean bleibt. Hinter dem Preamp kommt ja noch die Endstufe, die halt irgendwann auch überfahren wird - aus dem Preamp darf dann also eigentlich nur soviel Pegel rauskommen, dass die Endstufe (bzw. i.d.R. der PI) nicht übersteuert. Für lautes kompromissloses Clean hilft dann nur massig Endstufenleistung - und dann versteht man plötzlich doch den Sinn von 50-100W Leistung.

Gruß, Nils

röhrenlehrling-ordi:
Hi!
Ich finde den active Tonstack sehr interessant.

Nun zum Clean Sound. Ich habe in meinem AC-30 einen ganz primitiven Clean-Kanal, der aber den Sinn voll und ganz erfüllt: Rk = 2k7, Ra = 220k, Ck = 22u
Danach kommt einen Marshall 18-Watt Style "ToneControll", die etwas Pegel frisst. Erst wenn ich das Volume Poti auf mindestens 3 Uhr Stelle, dann zerrt der Amp und zwar der PI. Ich habe leider noch nie soweit aufgedreht, dass ich Endstufenübersteuerung ausmachen konnte.

Ich kann auch bestätigen, dass der Engl "Clean" Channel ja lächerlich "clean" ist. Ein Nachbar hat nen Screamer 50 und der Clean-Channel zerrt schon ziemlich locker ab 12 Uhr. Bei meiner Strat zerrts erst ab 14 Uhr richtig, aber das Prinzip wird denk ich schon klar.

Wenn du wirklich sehr laut richtig "clean" spielen willst, dann kommst du wohl über wirklich viel Endstufenpower nicht vorbei. Also so ab 50W. Alle Kanäle die Übersteuern müssen dann naturgemäßig leiser gedreht werden. Jetzt weißt du wieso die Hardcore Funk Typen immer mit 500W Amps ankommen ;D

Aber ich steht ja generell  nicht auf mehrkanal Amps. Ich spiele nämlich so: Pre-Amp immer auf Anschlag mit Booster und den Grad der Verzerrung regle ich dann über das Gitarren Poti. Funktioniert einwandfrei und gibt mir die volle Kontrolle über die Verzerrung ohne, dass sich die gefühlte Lautstärke jetzt sooooo überdimensional ändert! Das funktioniert leider nicht bei allen Amps!

Wenn du jetzt einen Amp konzipierst, musst du darauf achten, dass die Verzerrung des Pre-Amps so ausreicht, dass der PI nicht übersteuert werden muss, damit du "deinen" Sound bekommst denn sonst würde der Clean Kanal clippen, was du ja nicht willst. 

mfg ordi

Edit:
Hier findest du mal eine sehr alternative Clean Pre-Amp Lösung. Wenn ich noch nen Amp bauen würde, dann muss ich diese Schaltung einfach ausprobieren!
http://www.ax84.com/corepreamps.html

mfg ordi

es345 (†):
Hi Carsten,

Falls Du ganz sicher gehen willst, daß die erste Stufe clean bleibt , hier eine Möglichkeit (siehe unten).
R3/R5 bestimmt die Verstärkung der Stufe, je größer R5, desto kleiner die Verstärkung der Stufe
Ansonsten: siehe Nils Antwort.

Gruß Hans- Georg

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