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Reduzierung der Spannung an Endstufenröhren bei MusicMan Amp

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DocBlues:
Hallo Bernd,

da bin ich überrascht, denn nach meiner Erfahrung beim 150 Watt Bass-Amp ist der Bass-Kanal sogar so ausgelegt, daß der weniger Bass als der Normal-Kanal bringt (Kondensator 470nF statt 220 nF in der Klangregelung - 220nF bringt natürlich mehr Bass und die Grenzfrequenz liegt höher).Ansonsten achte mal auf den Kondensator in der Deep-Schaltung.  Ich habe in meinem 150 Watt-Top den Deep-Kondensator (also eigentlich die Bass-Reduzierung) komplett überbrückt (da er beim 150 iger sinnloserweise hinter der Overdrive-Stufe ist) und den Kondensator in der Klangregelung auf 220 geändert.

Hier der 150 iger Bass-Amp, von dem ich spreche.

Gruß,
DocBlues

trial and error:
Hallo Doc Blues,
da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt - denn ja, der Basskanal hat auch beim 130 Watt Amp weniger Bass. Der Basskanal ist laut Beschreibung im MusicMan Katalog extra so ausgelegt worden, um extrem basslastige E-Bässe (Gibson EB0 z.B.) nicht mulmen zu lassen. Der Deep- Schalter überbrückt lediglich einen Kondensator zur Tiefenabsenkung. Naja, beim Gitarrenamp mag die Bassabsenkung ja sinnvoll sein (allerdings hat die Strat nicht solche enormen Bässe), beim Bassamp habe ich den Kondensator überbrückt. Mir ist aufgefallen, dass viele "Mucker" wohl irrtümlich davon ausgehen, dass der MusicMan wie der Fender Bassman 135 aufgebaut ist - und somit den E-Bass "automatisch" in den Basskanal beim Music Man einstöpseln.
Es gibt inzwischen ein Buch zur Firma MusicMan. Leider ist da zu den Amps nicht viel geschrieben. Entwickelt hat die Schaltungen Tom Walker - nicht Leo Fender. Und dass es die 150Watt Serie gegeben hat lag darin begründet, dass Sylvania seinerzeit die Produktion der hochwertigen 6CA7 eingestellt hatte. Die Ansteuerung der Endstufenröhren über die Kathode habe Tom Walker aus der Radiotechnik - in der er sich sehr gut ausgekannt haben soll - übertragen. Damit sei der Einsatz der 6L6 völlig problemlos gewesen. Das der Sound der ersten Verstärkerserie verloren gegangen war, und der "neue Sound" nicht mehr so gut bei den Musikern ankam wurde schon bemerkt im Hause MusicMan. Daraufhin begannen neue Entwicklungen (RD50). Aber da war das "Todesurteil" zu MusicMan schon "spruchreif". Schon komisch, dass Leo Fender damals in seinem eigenen Betrieb nicht für ordentliche Qualität bei den Gitarren und Bässen sorgen konnte - und somit die finanziellen Verluste die "Nummer 1" vom Markt ausschied.

MfG Bernd

DocBlues:
Hallo Bernd,

also die Begründung "wir reduzieren die Bässe im Basskanal, damit bassig klingende Bässe nicht so viel Bass haben, ist schon etwas seltsam von MM gedacht". Ich habe einen MM StingRay Bass, der dank aktiver Schaltung ja nun Tiefbass ohne Ende bringt, wenn man es denn will. Meine modifizierte Basskanal-Schaltung mulmt auch überhaupt nicht. Das Problem bei MM war, daß man die Grenzen der OP-Amps und die realen Signalhöhen (incl. Transienten) falsch eingeschätzt hat. Besonders die ersten Serien (mit den Dioden am Eingang und Faktor 23 Verstärkung in der ersten Stufe haben viel zu wenig Headroom. In der zweiten Stufe (nach der Klangregelung kommt nochmal Faktor 6,5 dazu). Erst danach kann man die Lautstärke überhaupt regeln. Ein "Workaround" ist deshalb, die Bässe zu reduzieren, damit die zweite Stufe nicht schon überfahren wird.

Besser ist:
1. Standard-Dioden am Eingang raus - entweder ohne Ersatz oder durch LED oder besser MOSFets in Diodenschaltung ersetzen. Wenn man es bei den MOSFests richtig macht , kommen da zwischen 1,5 und 2,5 Volt Vorwärtsspannung raus mit schön sanftem (röhrigen) Durchbruch.
2. Verstärkungsfaktor der ersten Stufe im Basskanal maximal auf Faktor 7 reduzieren.
3. Kondensator in Klangregelung auf 220nF vergrößern.
4. Verstärkungsfaktor der zweiten Stufe im Basskanal auf 3 reduzieren.
5. Soweit möglich: OP-Amps gegen FET-Typen tauschen und Eingangswiderstand des Amps erhöhen.

Noch ein "Geheimtip" für die MM-Amps mit Röhren-PI: Anodenwiderstand auf 180 K bis 220 K ändern und Kathodenwiderstand auf 1,8 K bis 2,2 K ändern.
Klingt offener, hat mehr headroom und ich finde, der Crunch klingt besser. Dabei nicht vergessen, die Gegenkopplung anzupassen: Von 56 K auf 68 oder 82 K.

Gruß,
DocBlues

fiestared:

--- Zitat von: DocBlues am 19.04.2011 15:19 ---....

also die Begründung "wir reduzieren die Bässe im Basskanal, damit bassig klingende Bässe nicht so viel Bass haben, ist schon etwas seltsam von MM gedacht".

--- Ende Zitat ---

etwas off topic - auch "...seltsam gedacht..." ist relativ - die Amerikaner ticken halt doch irgendwie anders. Denkt nur mal an Windows - da muß man auf "start" klicken um es zu beenden ;D

gruß axel

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Hallo DocBlues,

stimmt natürlich, dass "weniger Bass" im Basskanal alles andere als optimal ist - tja, war halt "einfach" gelöst. Mein Fender Preci Special hat ja auch von Haus aus aktive Elektronik (kann aber auf rein passiven Betrieb umgeschaltet werden). Habe aber nie eine starke Anhebung der Bässe am Instrument gebraucht. Benutze den "Normal" Kanal.
Wenn ich dann mit den Modifizierungen "loslegen" werde (geht momentan leider nicht), werde ich natürlich Deine Tipps befolgen.
Zum "extrem bassigen Sound": habe mal bei einem Stadtfest in Bad Harzburg erlebt, wie sich das anhört. Da hat der Bassist (der auch noch Sänger der Band war) einen Epiphone Rivoli (baugleich Gibson EB2) über die PA laufen lassen - sehr laut! Und fast durchweg Wechselbass auf E- und A- Saite. Das Gedröhne ging recht schnell auf die Nerven, der "Rest" der Band ging in relativ kurzer Entfernung unter, aber dass Gewummere war noch deutlich zu vernehmen.

Einen Tip habe ich noch zu den Kathodenelkos bei Röhrenvorstufe. Da gibt es wirklich sehr starke Klangunterschiede bei verschiedenen Typen. Für die typische Kombination 1k5/25uF habe ich "Standardtype" und Bipolar "BP" aus der Apotheke getestet. Die letzteren Typen bringen die sahnige Brillianz a'la Fender, lohnt sich wirklich die größere Bauform und den höheren Preis anzunehmen!

MfG Bernd

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