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EL34 und 5881 in einem Amp?
darkbluemurder:
--- Zitat von: Martin M am 23.10.2012 12:00 ---Jürgen fragte außerdem nach näheren Angaben zur Unmöglichkeit, eine 6550 Endstufe mit einer ECC83 (und Äquivalent, siehe oben) zu treiben:
- Laut Datenblatt der 6550 darf deren Gitterableitwiderstand maximal 250k betragen, dies aber nur bei automatischer Vorspannungerzeugung, die nur in Klasse A-Endstufen möglich ist. Für die in AB- und B-Endstufen (alle Gegentakt-Endstufen für Instrumentalverstärker, zum Vox AC30 siehe unten) notwendige feste Vorspannungserzeugung sind nur Werte von maximal 50k erlaubt. Das ist die minimale Last, die von der Treiberröhre gesteuert werden muss!
- Die ECC83 ist mit dieser Last schlichtweg überfordert, sie will größere Widerstände sehen und kann den notwendigen Strom an 50k nicht liefern. Gedacht als Treiber für die 6550 ist eigentlich die ECC82, wer von den (theoretisch) besseren Werte der ECC81 bzüglich Verzerrungen und Klirr beeindruckt ist, kann auch die nehmen.
Zu großer Gitterableitwiderstand ist übrigens aus dem Grund zu vermeiden, dass das Gitter (hier: Steuergitter) ansonsten die gegen es anlaufenden Elektronen nicht mehr loswerden kann und sich dadurch zunehmend negativ auflädt. Die Faustformel: "Je mehr Anodenstrom, desto geringer der Gitterableitwiderstand" gilt immer, [/i]
--- Ende Zitat ---
Hallo Martin,
erst einmal vielen Dank für die hochinteressanten Ausführungen. Zu den 6550: nicht nur dort, sondern bei anderen Endstufenröhren kann man immer wieder sehen, dass die Designer die laut Datenblatt maximal zulässigen Gitterableitwiderstände überschreiten. Was vermutlich nicht besonders kritisch ist, solange die Amps so betrieben werden, wie es der Designer vorgesehen hat: clean. Eine der wenigen Ausnahmen, die für 6L6/5881 sich im zulässigen (= nach Datenblatt spezifizierten) Bereich halten, ist Naylor mit 82K bzw. 100k statt der (u.a. bei Fender) weit verbreiteten 220k.
Viele Grüße
Stephan
jacob:
Hi Martin,
die Amis haben so halt "bequem" das Philips- Patent umgehen können... ;)
Der max. Wert des Gitterableitwiderstandes hängt aber auch von der verwendeten Röhre (bzw. deren Hersteller) ab.
So waren bei der GE 6550A (m.E. eine fantastische Röhre!) sind bei fixed Bias max. 50K zugelassen,
bei der Winged C SV 6550C hingegen sind bei fixed Bias 200K zulässig.
BTW: bei einer 6L6GC waren z.B. ja auch nur 100K bei fixed Bias "erlaubt" ;)
Klar ist: mit den in den Datenblättern des jeweiligen Herstellers angegebenen Werten für RG1max. arbeitet die jeweilige Röhre garantiert stabil und man ist damit auf jeden Fall auf der sicheren Seite :topjob:
Den Leo hat das wohl aber ganz offensichtlich nicht sonderlich interessiert ;) 8)
Gruß
Jacob
darkbluemurder:
--- Zitat von: jacob am 23.10.2012 14:07 ---
BTW: bei einer 6L6GC waren z.B. ja auch nur 100K bei fixed Bias "erlaubt" ;)
Klar ist: mit den in den Datenblättern des jeweiligen Herstellers angegebenen Werten für RG1max. arbeitet die jeweilige Röhre garantiert stabil und man ist damit auf jeden Fall auf der sicheren Seite :topjob:
Den Leo hat das wohl aber ganz offensichtlich nicht sonderlich interessiert ;) 8)
--- Ende Zitat ---
Hallo Jacob,
eben - weil er gedacht hat, dass die Musiker den Amp clean betreiben. Da wäre uns aber viel entgangen, wenn sie das tatsächlich getan hätten :guitar:
Viele Grüße
Stephan
jacob:
Hi Stephan,
das "typische Symptom" bei einem zu hohen RG1 ist das Weglaufen des Ruhestroms- er wird immer höher :P
Hängt wohl auch mit der Präzision der Fertigung zusammen.
BTW: solch einen "Ruhestrom- Drift" konnte ich früher ab und an z.B. bei manchen JJ- EL34 beobachten.
Und zwar bei korrektem RG1 Werten!
Gruß
Jacob
Martin M:
Moinmoin zusammen,
Man darf glaube ich bei Leo Fender eines nicht vergessen: Er startete als Reparateur von Elektronik, nicht als Konstrukteur. Das tut seiner Leistung keinen Abbruch.
Bei seinen eigenen Entwürfen hat er sich immer an Schaltungen aus Applikationen der Hersteller orientiert, meistens sogar streng gehalten - was ja auch prizipiell nix Falsches ist. Ich persönlich denke, dass er im Fall der Gitterableitwiderstände ganz bewusst (er konnte sicher Datenblätter verstehen) gegen die Regeln verstoßen hat:
Wie bei seinen Gitarren, die er ja auch nach fertigungstechnischen mindestens ebenso wie ergonomischen und musikalischen Gesichtspunkten entwarf, wollte er auch bei seinen Amps mit möglichst wenigen verschiedenen Bauteilen auskommen.
Da außerdem die 12AX7 die handelsübliche Vorverstärker-Triode mit der größtmöglichen Verstärkung war (noch immer ist), hat er halt die genommen. Damit war in Verbindung mit den ihm zur Verfügung stehenden Endröhren die Entscheidung gegen die "richtige" Ansteuerung der Endröhren getroffen. Kompromisse einzugehen, ist das Wesen des Ingenieurs und man kann nie alles optimieren...
Für eine EL34 sind die Fender'schen 220k übrigens total im Rahmen, bis 500k ist das unabhängig von der Schaltung unkritisch. Die 6L6 ist eine gut erhaltene Oma aus den 30ern, die EL34 soweit ich weiß wie ich selber "Born in the 50s". Letztere ist sicher auch dahingehend entworfen worden, mit der weit verbreiteten ECC83 als Treiber auszukommen.
Schön, dass auch andere mein Lieblingsthema teilen :)
Martin
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