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Schwebungsgenerator oder...
SvR:
...ein Drahtigel am Sonntag ;)
Salü,
Hab heute angefangen für mein nächstes kleine Projekt zu experimentieren.
Ich hab vor einiger Zeit ein hübsches Stahlblechgehäuse erstanden, ähnlich wie es früher im "Röhrenzeitalter" für Messgeräte verwendet wurde. Dieses soll jetzt natürlich einen stilechten Inhalt bekommen. Ich habe einige Zeit gegrübelt, was ich da rein bauen könnte, da es a) mit Röhren aufgebaut werden sollte, b) nützlich sein muss, ich c) etwas dabei lernen will und d) immer nur Gitarrenverstärker auf dauer ein bissel langweilig sind ;)
Nach diversen Suchaktion in meinem Bücherregal und dem Internet, konnte ich mich für einen Bauvorschlag von Heinz Richter begeistern. In seinen Buch "Messpraxis" zeigt er einen Schwebungsgenerator als Niederfrequenz-Wobbler. Dieser wird mir beim Basteln bestimmt auch in Zukunft gute Dienste leisten und ich finde diese Kombination aus HF- und NF-Technik total interessant, zumal ich noch nicht allzuviel mit HF-Schaltungen zu tun hatte. Da ich aus einem Pollin-Röhrenüberraschungspaket noch diverse Röhren hier liegen habe, werde ich die Schaltung nicht 1:1 nachbauen, sondern möglichst vorhandenes Material verwenden.
Heute habe ich als ersten Test mit dem Quarzoszillator angefangen. Als Quarzoszillator (Triode) und Mischer (Heptode) soll eine ECH84 verwendet werden, da ich von dieser Röhre einige rum liegen habe.
Im Anhang mal den Schaltplan, zwei Screenshots vom Oszi und Bilder vom Aufbau. Versorgt habe ich die Schaltung erstmal aus meinem Labornetzteil mit 40V für die Anode. Der endgültige Aufbau wird dann mit "normalen" Anodenspannungen arbeiten. Aber für einen Testaufbau aufem Schreibtisch sind mir die 40V lieber :) . Die Bauteilwerte wurden erstmal Pi x Daumen dimensioniert und dran gelötet was die Bastelkiste gerade hergegeben hat. Auch da wird sich bestimmt noch der ein oder andere Wert ändern, bis die Schaltung fertig ist.
mfg Sven
PS: Abgegriffen wurde das Signal mit einem 1:10-Tastkopf am Gitter der Triode. Nächster Schritt ist jetzt der Mischer...
SvR:
Salü,
Ich hab mich jetzt noch am Mischer versucht, war aber bisher noch nicht erfolgreich.
Da ich keine zweite HF-Quelle habe, wollte ich erstmal das Signal des Quarzoszillators mit einem niederfrequenten Signal mischen (praktisch eine Amplitudenmodulation). Schaltplan kann man im Anhang sehen.
Problem: Um ein Übersteuern des Mischers durch den Oszillator zu verhindern, habe ich P1 vorgesehen. Allerdings ist das Signal an der Anode des Heptodenteils verzerrt. Auch das Signal an g3 der Heptode ist verzerrt. Das Signal am Gitter der Triode ist hingegen sauber, wie vorher auch. Ist evtl. das Poti zu hochohmig und macht in Verbindung mit irgendwelchen Röhrenkapazitäten Probleme? Wenn ich das Poti auf volle Signalstärke drehe, ist das Signal am Gitter wieder sauber (an der Anode allerdings noch verzerrter da zu groß). Vielleicht hat von euch noch jemand eine Idee? Ist grad so en bissel Versuch und Irrtum bei mir ;)
mfg Sven
PS.: Ich hab in diesem Schaltplan den Kathodenwiderstand nicht mit eingezeichnet, da sich Triode und Heptode die Kathode teilen.
SvR:
Salü,
Habe jetzt das Poti gegen eines mit 50kOhm ausgetauscht und nochmal ein wenig mit der Schaltung gespielt.
Das Ergebnis ist eine recht ordentliche Amplitudenmodulation des 4Mhz-Signals mit 10kHz aus der Soundcard.
Der Quarzoszillator und der Mulitplikative Mischer funktionieren also schonmal. Im Anhang sieht man auch noch eine FFT-Aufnahme, in der neben dem 4MHz-Signal auch die Differenz aus 4Mhz und 20kHz-Signal zu sehen ist (Peak links vom Hauptpeak). Die Summe konnte ich leider nicht darstellen, da die FFT-Auflösung sonst zu grob gewesen wäre. Als nächstes ist der VFO (Variable Frequency Oscillator) mit Reaktanzröhre dran.
Viele Grüße,
Sven
Edit: Mit der Triode als niederfrequenter Phasenschieber verschaltet, könnte die ECH84 auch ein nettes Tremolo ergeben
SvR:
Salü,
Mir ist eingefallen, dass ich nirgens das Funktionsprinzip erklärt habe und wahrscheinlich es nicht jedem bekannt ist.
Beim Schwebungsgenerator (oder Schwebungssummer) wird durch mischen von zwei hochfrequenten Sinussignalen ein niederfrequenter Sinus erzeugt. Mischt man zum Beispiel f1=3MHz mitf 2=3,1MHz erhält man als Ausgangssignal ein Signal mit fOut=f2+f1=6,1MHz und ein Signal mit fOut=f2-f1=100kHz. Unterdrückt man mit einem Tiefpass das Summensignal, bleibt nur noch das Differenzsignal über. Wo ist jetzt der Vorteil mit dieser Methode ein niederfrequentes Sinussignal zuerzeugen im Vergleich zu einem Phasenschieber oder einer Wien-Brücke? Es lässt sich ein viel größerer Frequenzbereich ohne Umschaltung erreichen. So kann ohne Bereichsumschaltung leicht der gesamte Audiobereich durch gestimmt werden. Gerade für einen Wobbler, mit dem Filterkurven in einem "Rutsch" aufgenommen werden sollen, ist das notwendig.
Im Anhang noch das Blockschaltbild und die Kurvenverläufe (von o. nach u.: Sinus 3MHz, Mischsignal nach TP, Mischsignal vor TP, Sinus 3,1MHz) dazu.
mfg Sven
Laurent:
Salut Sven,
Will dich nicht hier alleine schreiben lassen ;)
Ich finde deinen Bericht interessant. Das motiviert mich mit dem Thema näher auseinander zu setzen.
Einen Wobbler wuerde ich auch später bauen wollen. Thema ist auf jeden Fall abonniert!
Bin auf deine Weiterentwicklung gespannt.
Gruss,
Laurent
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