Technik > Tech-Talk Amps

Kemper vs. the real thing AB Test Bericht

<< < (10/13) > >>

elhorstos:
Hallo,
ich bin seit 25 Jahren Tontechniker (16 Jahre Hauptberuflich), und wirklich kein Verfechter der Analog- Technik, im Gegenteil ich genieße die Möglichkeiten der Digital-Technik,
in den letzten Jahren hab ich so ziemlich alles an Gitarren Lautmachern vor mir stehen gehabt,
von südhaft teuer bis spott billig,  von sehr guten wie grotten schlechten Gitarristen/Bands gespielt...
ich habe die Erfahrung gemacht bei Modellern wie auch Kemper, solange kein richtiger Amp mit dem digital Werkzeug zusammenarbeitet (ein Gitarrist), funktioniert das ganz gut.
Sobald aber ein zweiter Gitarrist mit einem richtigen vernünftigen Verstärker mitspielt wird es komisch, der Kemper z.B. setzt sich nicht mehr richtig durch,
Selbst wenn der Röhrenamp mit Loadbox betrieben und IR Speaker Simulator (AMT Pangaea) abgenommen wird, ist der Ton im Mix mächtiger als der vom Kempergitarristen.
Richtig schwierig kann es werden, wenn der Kempergitarrist von Song zu Song das Ampmodell / Box wechselt...
Alle Mühe um einen harmonischen stimmigen sahnigen fetten Sound sind für´n Arsch, Frequenz- und Lautstärkemässig befindet sie der Ton plötzlich in einer anderen Sphäre,
also muß man, nachdem man durch den Soundwechsel erschrocken ist, das Gerät (wie beim Keyboarder) in Dynamik und Frequenzgang brutal kastrieren...
es geht noch mehr an Durchsetzungskraft verloren...
ich als Tonmann, freue mich wenn ein Gitarrist mit 2- 3 richtigen Amps (A/B/C) aufläuft, jeder Verstärker bekommt einen Hebel, und wird einzeln gefiltert, und das klingt dann auch...

und bei der Top40 Bierzelt Cover Kapelle, interresiert es keine aber auch wirklich keine Sau, ob da jetzt ein Marshall Fender Boggie Profil oder ein billiges Zoom FX :-\ den Ton macht,
das Bier fließt, die Band rockt, es klingt besser als im Küchenradio, alle haben Spaß (außer vielleicht der Tonmann)

Gruß

haebbe58:
Hi,

das geht wieder mal in genau die gleiche Richtung wie bei allen Modellern zuvor, seit mittlerweile Jahrzehnten ....

In regelmäßigen Abständen erscheint neues, noch besseres Material auf dem Markt, das angeblich immer noch authentischer zu Werke geht.  Und dann kommen zig Meinungen um die Ecke, pro und contra und mit Argumenten, Fakten und viel Voodoo Gedöns wird versucht, sein Zeug besser zu reden als das andere. Und eins ist ja klar: die Sachen waren immer sehr teuer und vollgestopft mit Technik. Also musste der, der das kauft, natürlich auch überzeugt werden bzw. war dann auch überzeugt, dass es das Beste ist ... muss ja sein, weil es ja so viel kostet. Und as spielt unheimlich viel mit bei der Beurteilung ... das können so viele abstreiten wie sie wollen. Für mich ist das eine Tatsache.

Und das mit den authentischen Sounds mag ja nun alles auch stimmen ... aber immer kommt man dann doch zum Schluss, das die Modeller dann im Mix doch nie so richtig durchdrücken wie ein analoges Original. Und immer, wenn man mal nicht mit In-Ear und stattdessen mit wirklich echten gutem Monitorinmg, Boxen und Amps spielt, klingt es auf einmal doch wirklich besser... oder man fühlt sich zumindest wohler ... das habe ich selbst festgestellt.

Es gibt für mich eine Ausnahme (bitte mich dafür nicht steinigen!!!):

.. die DG-Serie von Yamaha und komischerweise auch die neue THR 100 Serie (aber nur die 100er Heads).

Die Yamahianer machten ja für mich gesehen nie den Fehler, irgendwelche Amps genau kopieren zu wollen, sondern einfach einen Amp zu kreieren, der wie ein Röhrenamp klingt und auch so bedienbar ist. Das ist nicht ein spezieller zu kopierender Amp, sondern etwas eigenes, aber durchaus vielfältig so hinzuformen, dass es die verschiedensten Geschmäcker befriedigen kann.

Der DG-1000 ist ein Preamp, der nach wie vor einen wirklich astreinen Sound hat, extrem vielseitig ist und auch noch hervorragend einfach zu bedienen ist. Er erklärt sich von selbst. Allein die cleanen Sounds sind schon eine Pracht, zum Dahinschmelzen.

Und die mittlerweile auch nicht mehr so neue THR Head 100 Serie (1- und 2-Kanaler) sind total unterschätzte nette Modelling Amps ohne Schnickschnack, allerdings halt nicht speicherbar und ohne Gimmicks, daher wohl auch nicht erfolgreich. Ich finde sie jedenfalls erfrischend gut im Sound und in der Bedienbarkeit und die drücken komischerweise auch im Mix extrem gut durch. Ich finde sie perfekt... Insbesondere der Amp-Type "clean" ist eine Wucht, der allein ist schon das Geld für den Amp wert .... der lässt sich wunderbar von warmem Fender clean bis zur fetten Endstufenzerre allein mit der Gitarre und dem Boost-Schalter steuern. Sehr authentisches Röhren-Feeling!

Einen Kemper will ich niemals haben. Das Design allein schon ist potthässlich und die Bedienbarkeit unterirdisch.

Ich habe so viel Amps und Boxen, einen Kemper hätte ich mir auch schon lange leisten können .... aber bitte entschuldigt, dass ich nach all der Kemper-Lobhudelei mit meiner Kritik so rüberkomme und so "wertloses" Zeug wie die ollen Yamaha-Teile dem Rolls Royce Kemper gegenüberstelle. Die sind auch Modeller, aber irgendwie haben sie trotzdem Charme

Bitte bedenken: Ist alles rein subjektiv und sehr viel Geschmacksache.

Gruß
Häbbe

Nils H.:
Ich glaube ja nach wie vor, dass das ein klassischer Fall von "Problem sitzt vor dem Gerät" ist.

Es ist super leicht, mit Kemper, Helix & Co. einen Sound vie von der CD zu zaubern, der im Blindtest kaum bis nicht vom echten Amp unterscheidbar ist. Problem: Mit so einem Sound geht man nicht auf die Bühne, und das machen die meisten, schätze ich. Da wird dann die komplette Studiokette nachgebildet, vielleicht noch so'n Quatsch wie fancy Kondesator-Miking und Raummikros beimischen (statt sich auf live gut funktionierende Mikros wie 57, 421 oder 906 zu verlassen), genau die Mitten rausziehen, die für die Gitarre im Livesound die nötige Schneise freimachen (weil die ja so unangenehm im IEM sind, aber das nötige Monitorequipment fehlt, um das im Post aufm Monitorweg zu machen), dann vieleicht noch zu viel Kompression, Hall und Delay, und wenn der Bediener gar keine Ahnung von Livesound hat vielleicht noch ein paar "Stereo-Widening-Tricks" die für den Sound voll fett machen, ey.

Meine Meinung: Die meisten schlecht klingenden (oder besser: Sich schlecht durchsetzenden) Digitaluser machen alles falsch, was für einen Livesound falsch machbar ist. Das kannste nicht den Geräten anlasten. Deswegen haben so Teile wie eben die Yamahas weniger Probleme: Die beschränken sich aufs Nötigste.

Basti:
Also meine Erfahrungen sind ganz ähnlich. Habe eine Zeit lang die Bierzeltnummer mit nem POD X3 gemacht mit überwiegend stark durchproduzierten Sounds, auch mit kurzen Stereo Delay zum "verbreitern" usw. Als Alleingitarrist funktionierte das hervorragend. Wenn noch ein ganz normal nach vorne strahlender Amp mit zweitem Gitarristen dran mit gespielt hat, dann wird der dadurch zunächst mal besser ortbar als der Modeler, weil dein Standort im akustischen Raum ja nur noch virtuell ist, das ist das erste Problem. Dann hast du noch das Problem mit dem Hallraum, in dem dein Gitarrensound konstruiert ist. Deine Bandkollegen befinden sich nämlich nicht im gleichen virtuellen akustischen Raum wie du und dann klingt es, als würdest du nebenan spielen.
 
In Kleinbesetzungen hat das bei uns aber immer trotz aller Einschränkungen gut funktioniert. Und ja, Livesounds müssen anders gebaut werden als Wohnzimmersounds, das machen wirklich viele falsch.

elhorstos:
...nochwas, nachdem ich 30min vor Showstart wegen permanent abstürzenden Kemper einen total abgerockten DSL40 geholt habe,
bin ich auch von der Zuverlässigkeit dieser Geräte nicht überzeugt...
der fucking DSL40 klang übrigens gar net schlecht, und  hat den Gig gerettet, und der Gitarrist spielt keinen Kemper mehr...

PS:...und zu was brauch man den Sound von ner CD? Keine Sau braucht das, nicht mal bei einer CD Aufnahme braucht man sowas,
bei der Aufnahme hängt auch nur ne Gitarre, Amp u. Box vor dem Mikro... der Sound entsteht beim Mix, dann wird der ganze Frequenzfasching noch in benötigte Form gebracht...

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln