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Fender Pro Reverb

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Koenigpop:
Hallo,

mein trusty old Pro Reverb rauchte kürzlich ab. Fast wörtlich gemeint. Mitten in der lauten Probe fiel uns ein übler Geruch auf, der Bereich des Gehäuses über den Endstufenröhren war knallheiß geworden. Erstmal schnell abgeschaltet. Wie das mit Röhrenamps und meiner Neugier so ist, konnte ich nicht widerstehen, und habe ihn nochmal mit aller Vorsicht angeschaltet, und siehe da, er lief.
Aber wie....

Der Sound, ehedem ein Musterbeispiel des berühmten Fender-clean, völlig in Trümmern. Es mischten sich garstige Verzerrungen schon bei geringen Lautstäken in den Ton, der regelrecht bröselig klang und immer wieder förmlich wegbrach oder vielmehr -bröselte.

Dies ließ mich zunächst an die Spanungsversorgung denken, und siehe da, Orginalteile, so weit das Auge reicht. Mallory-Papier Elektrolykondensatoren im Netzteil von 1971 und 1972.

Also erstmal die Netzteilkondensatoren erneuert. Ergebnis: Keins. Toll.

Weiter die Spannungen gemessen, und siehe da, viel zu wenig. Was nach den schlecht zu lesenden Schematics bei 440 V liegen müsste, lag in meinem Fall ohne Endstufenröhre bei gerade mal 335 V an PIN 3 auf Masse gemessen (bei beiden Endstufenröhren ).

Ich habe mich nun entschlossen, erstmal nach augenscheinlichen Defekten zu suchen und siehe da, der 1W-470 Ohm Kohlepress Widerstand einer Endröhre (von hinten betrachtet die linke) hatte Risse... Gemessen habe ich ihn über die PINs mit mehr als 800 Ohm, den anderen der zweiten Endstufenröhre zum Vergleich gemessen, 500 Ohm, also in der Toleranz. Der war physikalisch beschädigt, nämlcih schlicht zerbrochen, tatsächlich fiel er dann auch beim Ausbau in mehrere Teile auseinander.

Das Problem allerdings, es bleibt nicht nur, es ist jetzt sogar schlimmer als zuvor.

Ich habe jetzt mal die alten Röhren rausgenommen und geschaut, ob es daran lag, es ist ja nicht unwahrscheinlich, dass die alten durch die große Hitze Schaden genommen haben. Hat aber auch keine wirkliche Veränderung gebracht.

Ich habe jetzt folgende Spannungen gemessen:
Wenn ich Standby noch nicht umgelegt habe (also keine Last anliegt) liegt die Spannung hinter der Gleichrichterröhre auf Mase gemessen bei etwa 500 V.
Sobald ich den Hebel umlegen, fällt sie runter auf ca. 320 V, die dann auch an den Anoden anliegen.

Der Abfall ist also bei weitem zu hoch. Und was ich noch beobachtet habe, sind Schwankungen des Ruhestroms. Ich messe mit dem Adapter hier aus dem shop. Erstens sind die Werte bei den frisch von Dirk bezogenen Röhren recht unterschiedlich gewesen, zweitens veränderlich (will sagen, sie haben sich so sehr nach und nach bei einer Röhre innerhalb von etwa drei, vier Minuten bei 50 eingependelt, waren zwischendurch aber auch mal bei 70 und verweilten auch mal länger bei 25), drittens hatte es sich bei einer Röhre gerade so auf 50 mV (=mA) eingependelt, da höre ich eine Art Störgeräusch, gar nicht mal laut, und der Wert klettert ruckizucki von 0,050 auf 1,788 V (ich habe nicht so ganz genau hingesehen, weil Hektik ausbrach), hat sich also jedenfalls verzigfacht. Ich habe den Amp dann mal ganz schnell ausgemacht.
Das schreckt mich jetzt auch etwas ab, was weitrere Messungen angeht.

Augenschienlich sind weitere physikalische Defekte nicht erkennbar. Die negative Vorspannung liegt auch soweit halbwegs korrekt an, mit etwa -46 an der einen und -47 V an der anderen Endröhre.

Mir ist jetzt etwas unklar, wie derlei zustande kommen kann. Ich bin etwas in Sorge, dass es vielleicht doch das Netzteil erwischt hat, und dass die Spanung unter Last einfach nicht mehr bringt. Auf jeden Fall stinkt (und stank) es zumindest nicht und wird auch nicht heiß...

Auf der anderen Seite kenne ich mich nicht zB mit Defekten der Gleichrichterröhre aus, wie die sich äußern können. Schließlich kommen noch gefühlt 1,7 Mio andere Bauteile in Frage...

Ich habe mal alle Vorstufenröhren inkl. Phasentreiber gezogen, und das hat die Spannung auf etwa 348 V ansteigen lassen, jeweils an PIN 3 der Endröhren auf Masse gemessen.

Irgendwelche Ideen, was ich als nächstes machen könnte?

Ich füge mal den Schaltplan an.

Vele Grüße,
Felix

Rene2097:
Hallo Felix,

wie sehen denn die Spannungswerte ohne Vor- und Endstufenröhren aus?

René

Koenigpop:
Hi,

nur mit der Gleichrichterröhre messe ich an deren Ausgang auch so etwa 500 V, und zwar auch, wenn Standby an ist.
(Ich messe von PIN 2 der GR-Röhre an Masse).

Dabei ist mir gerade aufgefallen, dass es so eine Art Britzel-Geräusche gab, im Leerlauf als er ohne weitere Röhren warm wurde und die 500 V erreicht waren. Ich konnte leider nicht so orten, ob die von der GR-Röhre waren, oder dem Trafo (schluck).

Gruß,
Felix

bluesfreak:
Servus,

kann schon sein dass die GZ34 hinüber ist, das Britzeln deutet darauf hin (und eigentlich sollte es dann auch im Inneren funken), oft liegt das Frühableben dieser Röhre an einem zu geringen Wicklungswiderstand des Netztrafos. Mess mal am spannungsfreien Amp bei entnommener GZ34 vom CT auf Pin4 bzw Pin6, da sollten schon jeweils > 50 Ohm (bzw >100Ohm Pin4>6) anstehen. Falls nicht würde ich empfehlen hier 50 oder 100 Öhmer/5W zu verbauen wie es zB auf im TT JTM-45 gemacht ist. Ansonsten auch unbedingt den Bias Zweig checken, so ein Problem kann u.a. durch einen defekten Elko oder ein defektes Bias Poti verursacht werden....

Gruß
blues

Wuffenberg:
Und an Pin5 (Steuergitter) liegen stabil -45V an? Damit wäre die Röhre gesperrt, und sollte keinen Kurzschlüsse oder so machen.
Vielleicht sind die .1u Koppelkondensatoren zum PI (12AT7) durchgeschlagen.

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