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Framus Dragon / Cobra

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Clipfishcarsten:
Speziell im Bezug zum Dragon/Cobra: Ich sehe dahinter mehr so ein 2000er-Soundrevival und, der allergrößte Faktor: man kriegt Stand 2024 immernoch keine neuen Boogies in der EU. Die Leute wollen am Ende halt unbedingt Sound XY in ihrem Heimstudio und weil Thomann keinen Mark V:25 gönnt wird der Studio Preamp reingehamstert, der technisch eigentlich obsolet ist.

Ich hatte ja schon in jungen Jahren das mit den Räckgeräten hinter mir, die waren Anfang der 2010er sagenhaft günstig für die gebotene Funktionalität. Da hab ich noch für 1500€ n Triaxis, 50:50, Midi-Treter und Effektgerät bekommen, das hätte man damals schon fast für einen JVM410 ohne alles bezahlt. Aber der Kram ist halt auch sackschwer, waren fast 30kg im 5HE-Rack, das nervt als Hobbyband auf Dauer doch.

Da man nun eben keine originalen Boogies bekommt, steigt der Preis aller übrigen Verdächtigen. Die Facsimiles von Framus, Yerasov/Fame und co. wollte vor 5-10 Jahren niemand haben, jetzt ist es halt das was man so bekommt. Ich beobachte es ja selbst so ein bisschen passiv. 3ch-Rectifier wollen die Leute nicht so, auf Multiwatts wird gesessen wie ne Glucke d.h. die alten Singles, Rev G/F und älter steigen im Preis.


Was die Sache mit der kapazitiven Kopplung angeht find ichs auch sehr interessant, das PCB meines Triple RevF das ich aufgrund Verunstaltungen vom Vorbesitzer komplett ersetzt hatte hatte auch am Gitter von V2A ein Stück Draht ins Nirgendwo. Der Amp klingt aber mit dem neuen PCB zu 99% wie vorher, könnte mir einbilden dass er ein bisschen Sparkle obenrum eingebüßt hat, aber dafür keine Ausfälle mehr beim Umschalten etc. Kann gut sein dass die russischen Kollegen von denen ich das PCB-Design abgekupfert hatte manche Sachen schon bedacht hatten, who knows.

Showitevent:
Back to topic,

step one completed.

Also es sind neue PCBs da, eingebaut und getestet.
Dieses PCB hat noch ALLE original flaws mit an board.. Es geht/ging vornehmlich um proof of concept, also quasi schauen, ob mit einem etwas intelligenteren Routing, der Amp dies nervende Sizzle verliert und endlich mal etwas Ton kommt mit dem man arbeiten kann.

Resultat des neuen Boards
- Das Sizzle ist weg -
Undzwar komplett. Als Bonus kann man nun die Gainregler auch außerhalb der "sweet spots" benutzen. Vorher wars so, dass trotz wenig gain, ein unangenehmes Sizzle oben drüber lag - irgendwie als spielt eine zweite Gitarre im High Pitch mit. Ein Effekt, der auch mit mehr gain aber zurückgedrehtem Gitarren Volume und leisen Noten den Amp für mich unbrauchbar gemacht hat.

Flaws
- 100 HZ Brummen -

Das Brummen geht auf 2 Flaws zurück:
1.) Im Original, wie auch im Nachbau, wird die Heizung der 5 Röhren über 2 serielle DC Versorgungen gemacht. 1x 12 Volt für V1 und V2 und 1x 20 Volt für V3 bis V5, ohne Regulator. Während die V1 und V2 absolut ruhig sind, liegen knapp 5 Volt pp Ripple auf der V5, kleiner werdend zur V3 hin. Das Problem war bekannt. Schaltunsänderungen sollten aber bewusst nicht stattfinden, bevor nicht sichergestellt ist, dass das Hauptproblem behoben ist.

2.)
Problem A: Auch bekannt ist eine nicht ganz sinnvoll gestaltete Masseführung, die weniger mit Routing, als viel mehr mit Unwissenheit zu tun gehabt haben muss. Zwar ist es so, dass der Heater Pfad seinen GND VOR den Ladeelkos des Preamps hat, sie sehen ihren Ground aber gemeinsam über ein dünnes Käbelchen, kommend von der Endstufenplatine.

Problem B: Dann gibts aber auch einen nicht zu vernachlässigenden Groundloop. Denn V1 und V2 Regulator ist direkt, ohne Isolierung am Chassis montiert. Da dies ein relativ niederimpedanter Pfad zu GND Ist, ist eh fraglich, wieviel GND Potential der Audio Zweig über das dünne Käbelchen zur Endstufe sieht.


Eigene Flaws auf dem neuen PCB
Ja passiert... Ich habe beim Übertragen des Schaltplans natürlich an einigen Stellen den Kopf benutzt und nicht genau hingesehen. Audio ist 1:1, Heizung auch. Aber bei der Schalterei bin ich davon ausgegangen, dass diese ebenfalls ihr Potential an GND sieht. Ist aber garnicht so. Die Schaltelemente hängen alle an +20 Volt und werden vom Controller gegen entweder 5 Volt oder Floating gegrounded.
Also musste ich erstmal fröhlich dünne Leiterbahnen kratzen und durch Käbelchen ersetzen. Auf dem Foto hatte ich das noch mit Jumperwire am Connector gemacht um überhaupt testen zu können, was geht und was nicht.

Dabei habe ich dann erstmal schäään die Prozessorkarte abgeschossen, gottseidank nur einen ULN2003, welchen ich glücklicherweise noch liegen hatte. :D sh*t happens.

Wie gehts weiter
Vornehmlich gibts jetzt erstmal ein zweites PCB, auf dem ich
- meinen Schaltereifehler ausberssere und die Heizung revisioniere
- im Audio Zweig zusätzliche Komponenten für ein Modding, welche aber nicht bestückt werden müssen, damit kann der Amp dann zu entweder Dragon oder, sagen wir - besser - gestaltet werden. Das betrifft auch nur ein paar stellen. Spannungsteiler, Bypass Kondensatoren. Diese Änderungen sind bereits durch eigene Designs und auch auf dieser Platine getestet und für gut befunden
- Schalterei revisionieren. Hier denke ich, dass es nicht unsinning ist, 12 Koppler auf 5 Relais zu verteilen. Die beiden Master Koppler werden zu 3 Masterkopplern. 2x Master Volume und einen Mute, der die relais transienten beim Schalten weg muted. Dafür brauchts dann ggf. eine neue Firmware. Ich muss noch erproben, ob die Loslassträgheit der dann verwendeten Relais es ermöglicht, zeitnah zu muten. In der Regel geht das.

Vorläufiges Fazit
Der Amp ist natürlich, aufgrund des nun fehlenden Sizzles kein "Dragon" mehr und mit der Tatsache, dass sich das Klangbild ansich geändert hat, werde ich vermutlich auch gleich den PI Treiber, welcher einen 100nF Bypass Cap an der Kathode hat, auf 22uF aufbohren. Hintergrund ist, dass hier im Grunde das meiste Shaping der Dragon / Cobras stattfindet. Damit verliert er dann zwar entgültig seinen Chrarakter, gefühlt (aktuell) passt das aber einfach besser zu den erwähnten Audio Änderungen.
Auch zu überarbeiten sind die von mir erstellten EQ's. Diese sind aktuell nicht die von Framus verwendeten "James Style" EQ's sondern ein einfaches Marshalltypisches Prinzip. Da gabs auch 2 Gründe.
Zum einen ist das Routing auf den originalplatinen auch etwas dürftig, weil auch hier der PostPreamp vom EQ in den Gain überspricht, zum Anderen ist es immer Ratsam, ein Preamp Design anhand bekannter Parameter zum klingen zu kriegen.

Akutell muss ich aber gestehen, dass das Marshallprinzip nicht sonderlich gut funktioniert. Die Endstufe, sowie auch die letzten Stufen des Gains spielen runter bis 50 HZ. Dies wird dann über entsprechende Koppelkondensatoren ausgeglichen, aktuell ist aber im EQ eher das Gefühl, als greift der Bassregler nur dort und nicht weiter oben bis zum Mittenregler.

Und bevor jetzt einer meckert:

Die Abgeschirmten Kabel, haben keine Groundloops. Die Grounds sind an blind pads angeschlossen!
Hier muss dann im finalen PCB noch eine Integration her. Das kann so natürlich nicht bleiben.

Birger:

--- Zitat von: Showitevent am 10.02.2024 10:31 ---Und bevor jetzt einer meckert:

Die Abgeschirmten Kabel, haben keine Groundloops. Die Grounds sind an blind pads angeschlossen!
Hier muss dann im finalen PCB noch eine Integration her. Das kann so natürlich nicht bleiben.

--- Ende Zitat ---

Hallo,
da hätte ich mal eine Frage zu dem Thema, wo ich kürzlich, in einem anderen Zusammenhang, drüber gestolpert bin:
In diesem Thread im TI-Forum "https://e2e.ti.com/support/interface-group/interface/f/interface-forum/209010/ethernet-cable-shield-grounding" schreibt Larry West: "Two points: (1) A shield installed for shielding purposes only must be grounded at both ends preferably to the box connectors; (2) A coax signal line uses the shield for signal return therefore must be grounded to the line driver and receiver signal ground/common pins with no breaks in continuity.  If there is an EMI noise problem with this, the cable should be replaced with a triaxial cable with the outer shield grounded to chassis at both ends or a twinax."
Die Aussage, dass ein Schirm, vor allem gegen Hochfrequente Einstrahlung, nur wirken kann, wenn er beidseitig angeschlossen ist deckt sich deutlich mit meinem technischen Verständnis.
Wieso soll ein Röhrenamp da denn so eine dramatische Ausnahme bilden? Sind die Amps per Definition immer so "lausig" verdrahtet bzw. gelayoutet, dass man zwingend überall wechselnde GND-Potentiale hat, die dann dramatische Ausgleichsströme und damit hörbaren Brumm generieren? Oder liege ich da falsch? Ich muss dazu sagen, dass ich im Alltag nur "moderne" Multilayer-PCBs Designe, und da versucht man ja EMV-Themen, egal ob Ein- oder Abstrahlung, unter anderem durch möglichst massive GND-Planes zu unterbinden. Dass dies aufgrund der Hochspannung und entsprechend erforderlicher Kriechstrecken in einem Röhrenamp natürlich nicht genauso konsequent umzusetzen ist, ist nachvollziehbar. Aber die Amp-Designs, die Ich bisher gesehen habe gehen da ja quasi den komplett gegensätzlichen Weg und haben oft ein relativ dürres, irgendwie Sternförmiges GND-Leitungsgeäst.
Gibt es in dieser Richtung nicht auch Verbesserungspotential bei Röhrenamps? Wie hast Du das denn in deinem Layout vorgesehen?
Schöne Grüße,
Birger

Helmholtz:
Ich denke beim Anschluss des Schirms einer Koax-Leitung kommt es auf die Anwendung und insbesondere auf den Frequenzbereich an.
Im HF-Bereich wirkt die Leitung als Wellenleiter und bei beidseitigem Anschluss des Schirms werden sowohl elektromagnetische Abstrahlung als auch Einkopplung minimiert.
Im NF-Bereich hat der Schirm praktisch keinen Effekt auf magnetische Felder, schirmt also nur gegen elektrische Felder. Hierzu reicht es aber, den Schirm einseitig anzuschliessen, um ihn auf Massepotential zu halten.
Das ist auch empfehlenswert, um mögliche Brummschleifen zu vermeiden.
Auch können bei beidseitigem Anschluss zusätzliche Störungen durch von Masseströmen im Schirm verursachte Magnetfelder entstehen.

Ausnahmen sind Anwendungen, wo der Schirm als Signal-Rückleiter gebraucht bzw. missbraucht wird.
Z.B.: Asymmetrische Verbindungsleitungen zwischen Gitarre, Effektgeräten und Verstärker.

Showitevent:
Unter Umständen ist eine einfache dünne Leitung ohne Abschirmung sogar empfehlenswert.
Die ist durch die geringe Induktion nämlich deutlich unempfindlicher gegen Wirbelströme und die sind garnicht so selten wie man denken mag und diese will man auf keinen Fall nahe seiner Signalleitung entlang ableiten. Ob das in Gitarrenverstärkern ein Thema ist, liegt wohl viel am Aufbau ansich und der Umgebung wo er betrieben wird, sowie natürlich am "Gain".

Im HF Bereich muss zusätlich unterscheiden, ob man die eigentliche Leitung abschirmt ODER - und das ist genau das Thema - die Umgebung von dem Signal auf der Innenleitung.

Im Idealfall dient die Abschirmung immer dem Rückweg. Das ist natürlich bei Interconnects zwischen PCBs garnicht, bzw. nur schwer Umsetzbar.

Im Gitarrenverstärkerbau setzen wir ja auf sehr hohe Gains über viele Stufen und da ist es schon ratsam, zumindest die ersten abgeschrimt auszulegen, auch um Oszillationen vorzubeugen.

Man kann in der Theorie die Abschirmung einseitg auch mit einem Kondensator in den Ground einkoppeln. Damit ist die Schirmung dann wieder wirksam. Allerdings müsste der Kondensator so klein sein, dass er Blind für ein ggf. Brummschleife wäre und da reden wir schon über einen relativ hohes Frequenzband, wo die Schrimung wieder aktiv ist.

Auf PCB's sollte im Idealfall immer von 2 Grounds ausgegangen werden. Der eigentliche Signal Ground und der Switch/Heater Ground, die sich im Bestfall erst irgendwo bei ihren Gleichrichtern treffen.
Leider sehen das Einige Hersteller anders.

LG Geronimo

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