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Ibanez Octaver OT 10 FET-Schaltung defekt
ThanksJim:
Hallo ihr Lieben,
ich besitze einen Ibanez Octaver OT10 aus der 10er Serie, und der hat nun einen für mich eher ungewöhnlichen Defekt, bei dem ich eure Hilfe wirklich sehr gut gebrauchen könnte! Es handelt sich mal ausnahmsweise nicht um eines der üblichen 10er-Serie-Probleme wie mechanisches Schalterversagen oder ausgebrochene Buchsen, stattdessen scheint die Schaltung diesmal einen elektrischen Defekt zu haben.
Problem: Sobald ich das Gerät mit Strom versorge (sowohl Batterie als auch Netzteil), ist es eingeschaltet. Es lässt sich nicht wieder ausschalten. Die Funktion an sich ist in keiner Weise betroffen, klanglich ist auch alles wie immer. Die Kontroll-LED leuchtet.
Da ich die Schalterprobleme der 10er mehr als ausreichend kenne, habe ich den Schalter natürlich als erstes überprüft. Der Schalter funktioniert aber einwandfrei, zudem lässt sich das Gerät auch nicht durch direktes Kurzschließen der Schalterkontakte auf der Platine schalten, und das müsste ja auch bei defektem Schalter funktionieren. Ein Kurzschluss im Kabel liegt auch nicht vor.
Der Defekt müsste also irgendwo in der weitergehenden Elektronik zu finden sein, und weil ich ein solches Problem bisher noch nicht hatte, möchte ich diejenigen unter euch, die sich schonmal mit solchen FET-Schaltungen befasst und den Schaltungsaufbau verstanden haben, um ein paar Tipps für eine sinnvolle Fehlersuche bitten. Ich habe den Schaltplan natürlich angesehen, habe aber nicht wirklich den Eindruck, den Aufbau verstanden zu haben bzw. zu erkennen, welche Teile nun zum Switching gehören und welche nicht!
Vielleicht weiß ja auch jemand aus dem Stand heraus, welches Bauteil in Frage kommt. Ist es zwingend der Chip?
Ich konnte leider keinen exakten Plan für den Octaver finden, weil ich aber denke, dass zumindest die Schalter-Schaltung recht identisch sein dürfte, habe ich mal den Plan des TS10 angehängt. Falls jemand einen OT10-Plan hat, dann wäre das natürlich auch eine prima Hilfe.
Vielen Dank schonmal fürs Lesen und liebe Grüße in die Runde!
Maik
Guido:
Hallo Maik, beim TS10 wird das cleane Signal hinter Q1 abgezweigt und geht dann nach unten über Q6 auf den FET Q7, der es im Bypass-Modus nach Q2, also zum Output, durchlässt. Das Effekt-Signal kommt von rechts in den FET Q8 und gelangt von dort ebenfalls nach Q2, wenn der Effekt aktiviert ist. Q7 und Q8 sollten also immer entgegengesetzt geschaltet sein. Das erledigen die Transistoren Q3 und Q4 (Flip-Flop). Wenn Du dauernd nur das Effekt-Signal bekommst, bedeutet das dass Q7 nie und Q8 immer geschaltet sind. Daher folgendes Vorgehen :
1. An den Gates von Q7 und Q8 messen, welche Pegel dort anliegen und ob sie sich beim schalten verändern
2. An den Basen von Q3 und Q4 messen, ob sich was verändert wenn Du den Schalter betätigst
Die Schaltung vom OT10 wird die gleiche sein wie beim TS10, evtl. sind aber die Bezeichnungen anders. Einfach mal nachschauen...
ThanksJim:
Hi Guido,
herrlich! Das war nicht nur genau das, was ich brauche, sondern auch noch genau so, wie ich es brauche! ;-)
Dickes Dankeschön, ich setze mich gleich morgen nochmal dran, das werde ich dann schon hinkriegen.
Die Übertragung vom TS10-Plan auf den OT10 ist tatsächlich überhaupt kein Thema, die Baugruppe ist absolut identisch aufgebaut und die Teile sind leicht zu erkennen.
Ich geb nochmal Bescheid, wenn ich den Schuldigen gefunden habe ...
Viele Grüße und nochmal Danke!
Maik
ThanksJim:
Hallo, da bin ich wieder.
Ich habe mal versucht, meine FETs zuzuordnen, was leider doch nicht so einfach war wie gedacht, weil doch nur die Baugruppe direkt um Q3 und Q4 identisch ist, aber eigentlich kommen als Entsprechungen für Q7 und Q8 des Tubescreamers wohl nur zwei FETs in Frage, die bei meinem OT10 mit Q05 und Q06 bezeichnet sind. Insgesamt hat er nur sieben Stück, und die drei anderen können eigentlich mit der Schaltung nix zu tun haben.
Leider haben sich durch meine Messung mehr Fragen als Antworten ergeben, deshalb möchte ich euch nochmal um eure Hilfe bitten.
An Q3 messe ich D 0V/G 7,1V/S 0V.
An Q4 messe ich D 0V/G 0,05V/S 0,66V.
An Q05: D 3V/G 0V/S 4,5V
An Q06: D 4,5/G 0V/S 4,5V
An keinem der Werte ändert sich irgendetwas beim Betätigen des Schalters (weder impulsmäßig noch bei dauerhaftem Drücken).
Mir ist zudem aufgefallen, dass auf der Schaltleitung (also dem orangefarbenen Kabel zum Schalter) nur eine Spannung von 1,1V anliegt, die beim Betätigen des Schalters auf 0V absinkt. Ist diese geringe Schaltspannung normal oder liegt hier vielleicht schon der Fehler?
Ich hätte mit Spannungen von 0V, 4,5V und 9V gerechnet, außerdem hätte ich erwartet, dass durch die Betätigung des Schalters an Q3 und Q4 igendwas passiert, wenigstens am Source-Pin. Sollte nicht wenigstens irgendeine Versorgungsspannung anliegen?
Ich freue mich auf eure Anregungen!
Viele Grüße
Maik
ThanksJim:
Hallo,
ich habe dann doch mal meinen Tubescreamer zerlegt, um die Werte vergleichen zu können. Hier sind das (wie die Erfahreneren unter euch ja sicher vermutet haben) auch nicht die Werte, mit denen ich gerechnet hätte, aber das Ganze ist doch deutlich nachvollziehbarer. Die Spannung auf dem Schalterkabel beträgt auch nur 1,18V, das scheint also okay zu sein, aber es lässt sich deutlich ablesen, dass der TS10 bei jedem Umschalten die Gates von Q3 und Q4 von 0,6V auf 7,4V bzw. von 0,8V auf 8,2V schaltet (und das natürlich entgegengesetzt), wobei an den Source-Pins jeweils etwa 1,1V mehr bzw. weniger anliegt als vorher. Das deckt sich ja recht gut mit der Funktionsweise, die Guido mir erklärt hat.
Kann ich daraus jetzt unmittelbar schließen, dass einer der beiden FETs (also Q3 oder Q4) meines Octavers defekt ist, oder lohnt es sich, zunächst mal zu prüfen, warum der Schaltimpuls selbst sich an den FETs nicht messen lässt? Der müsste doch auch ankommen, wenn der FET ihn nicht mehr umsetzen kann, oder denke ich da falsch?
Ich finde es halt schon irgendwie komisch, dass Drain und Source meines Q3 und der Drain meines Q4 konsequent auf 0V liegen ...
Viele Grüße
Maik
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