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ampcrime des Monats 2

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Namenlos:
Falls jemand interesse am Schaltplan hat, bei blueguitar.org gibts den sogar inkl Layout (Vorbildlich von Crate die rauszugeben.). http://www.blueguitar.org/new/schem/misc_amp/ (für psu crate v18 anschauen)

chipsatz:
Hallo,

also ich finde es auch nicht schlimm, Schaltnetzteile einzusetzen.
Wieso nicht innovative Technik mit Röhren kombinieren? Zugegeben, Service und Basteln wird erheblich erschwert, aber Schaltnetzteile sind, wenn richtig designt, sehr betriebssicher.
Denkt doch mal an die Millionen von PCs mit dem billgsten China-Kram bestückt. Und trotzdem liegen die Ausfälle der Netzteile im Promill-Bereich.
Interessant wird der Einsatz von Schaltnetzteilen m.M nach besonders bei starken Bassamps.

Gruß mike

torus:
Ich sehe da noch einen Vorteil:

Der Amp klingt nicht automatisch schlecht nur weil nebenan eine Frittenbude die Fritteuse anwirft. Ein Schaltnetzteil kann da einiges ausgleichen.

Ich hab da so meine Erfahrungen mit Proberäumen die direkt neben einem Volksfest-Platz lagen. Wenn die ihre Fahrgeschäfte angeworfen haben war der Sound katastrophal. Um halb zwölf, wenn die Bespaßungsmaschienen ausmachen mussten wurde es schlagartig besser. Leider hab ich nie gemessen wie weit die Netzspannung abgesackt ist. Währe interessant gewesen.

Tube_S_Cream:
Als Layouter habe ich schon einige Schaltnetzteildesigns auf dem Buckel. Wenn man einen Schaltplan hat, ist das noch lange kein Weg, ein sauber arbeitendes Netzteil zu konstruieren. Das Problem sind halt relativ hohe Ripple-Ströme, die den Elkos eine Menge abverlangen. Kleine ungünstige Signalschleifen erzeugen H-Felder , die die Umgebung verseuchen. In unserer Firma sind zwei Dipl. Ings nur damit beschäftigt, Schaltungen für Switcher zu konstruieren und zu berechnen. Dazu noch ein Riesenaufwand im EMV-Labor um die Teile nach aussen komplett ruhig zu bekommen. Und dabei entwickeln wir im Hause selbst nur Stromversorgungen, die mit 24V DC versorgt werden. Die Hochvolt-Applikationen 230V -> 24V kaufen wir sogar dazu. Wer hier nicht genau weiss, was er tut, kann sich einen kräftigen Brandsatz zusammenbasteln. Ohne das entsprechende Know-How und die Gerätschaften dazu Finger weg von Selbstbauten. Bei konventionellen Netzteilen fließen primär ja nicht allzugroße Ströme... Bei SMPS wird über einen Gleichrichter schon mal ein dicker Elko mit Netzspannung aufgeladen. Da sind Inrush-Ströme im zweistelligen Ampèrebereich drin. Für Bastler sind Netzspannungs-SMPS lebensgefährlich!!!
Ein anderes Problem von SMPS ist die Tatsache, daß die Netzfilter Störspannungen gegen PE ableiten. Was da passiert, kennt man ja schon , wenn man den PC-Audioausgang mal an der Mische anschließt und es brummt wie Teufel... Kein Brumm, sondern ein Buzz... 50Hz Nadelgelumpe mit Oberwellen bis über die Hörgrenze....
Wenn Crate ein SMPS in so einer sensiblen, störempfänglichen Umgebung eines Gitarren-Amps ohne HF- Dreck und Groundprobleme reinbekommen hat, kann ich vor den Jungs nur respektvoll den Hut ziehen!  :danke: Da waren dann Könner am Werk!

Gruß

Stefan

OneStone:
Hallo Leute!

Die Argumente für Schaltnetzteile (Kosten, Gewicht, Netzspannungsausregelung, Niederohmigkeit) sind mir bekannt und ich bin ja grundsätzlich (!) auch kein Gegner von Schaltnetzteilen. Aber seht das doch mal so: Wir basteln hier per Definition mit veralteter Technik, also Röhren, und weil die zu schwer wird, müssen wir jetzt Schaltnetzteile verbauen? Wenn ein Amp 25kg wiegt, dann ist das ein Problem, ja, aber ich denke, dass man das zwecks des Sounds in Kauf nehmen kann. Bei Gegentaktendstufen ist es außerdem so, dass in den allermeisten Fällen das Netzteil hörbar ist, und zwar aufgrund seines Innenwiderstandes. Ein Schaltnetzteil ist da aber relativ hart und herzlos und es stellt sich mir da schon die Frage, ob das wirklich gewünscht ist? Wenn man dann anfängt, das Schaltnetzteil "weich" zu machen - und das geht eigentlich nur durch eine Reihenschaltung von Widerständen auf der Anodenspannungsschiene - dann ist der Wirkungsgradgewinn auch beim Teufel. Und wenn wir gerade bei der Regelung von Schaltnetzteilen sind: Eine Ausregelung von Netzspannungsschwankungen ist ganz praktisch, aber die Stellen am Amp, wo sowas relevant ist (-Ug, +Ug2 Endstufe, +Ub Vorstufe, Heizung), die lassen sich konventionell ebenfalls mit relativ wenig Aufwand stabilisieren.

SMPS sind, wenn sie RICHTIG gebaut sind, schon widerstandsfähig. Aber sie sind in keinem Falle langlebiger und widerstandsfähiger als die Kombination Netzbuchse-Sicherung-Trafo-Gleichrichter-Ladeelko-Drossel-Siebelko. Das heißt nicht, dass SMPS schlecht sind, denn sie haben durchaus Vorteile, besonders dann, wenn man hohe Ströme bei kleinen Spannungen braucht, aber sie haben auch ihre Nachteile, und die liegen vor allem in der MTBF, also einfach gesagt in der Zeit, die es dauern wird,  bis was abbrennt. Ich kenne Industrie-SMPS, die lange gehalten haben - um die 20 Jahre, aber ich denke nicht, dass diese Dinger jemals eine solche Lebensdauer aufweisen werden, wie es meine alten Messgeräte von R&S aus den 50er Jahren tun. Die rennen nämlich nach dieser langen Zeit eigentlich noch verdammt gut.

Und die Fehlersuche in einem SMPS ist zwar machbar, aber für den Heimbastler ohne Oszilloskop und TRENNTRAFO (lebenswichtig!!!) wird das Basteln in einem primär getakteten SMPS schnell zum persönlichen Himmelfahrtskommando. Ob das in Form eines kleinen Tischbrandes, eines Hausbrandes, eines Krankenhausbesuches oder eben in Form eines dauerhaften Friedhofsbesuches geschieht, das ist dann eine Frage dessen, was derjenige mit dem SMPS gemacht hat - kurz gesagt: Die Dinger haben Bumms, und damit muss man umgehen können. Eigenentwicklungen scheiden für den Heimbastler in den allermeisten Fällen sowieso aus - allein schon wegen der EMV. Auch das Basteln mit Trafos ist gefährlich, aber da hat man bei allen relevanten Teilen eine Netztrennung, beim SMPS eben nicht.

Vielleicht sollte man auch mal darüber nachdenken, warum vor so 5 Jahren alle angefangen haben, im PA-Bereich mit dem Attribut "leichte Endstufe mit Schaltnetzteil" zu werben und inzwischen wieder überall dransteht "mit massivem Ringkerntransformator"...wahrscheinlich deshalb, weil die SMPS auf einmal seeehr arbeitsunwillig werden, wenn sie minimale Mengen an Kondenswasser oder sonstige "erschwerende Bedingungen" sehen, und jedesmal sofort PROTECT oder BUMM sagen... (und ja, ich weiß, dass das bei Industrienetzteilen anders sein mag, aber auf Consumer/PA-Ware trifft es eben leider meist zu...)

=> Mein Fazit: Die Dinger haben ihre Berechtigung, aber meiner Meinung nach nicht in einem Röhrenverstärker.

MfG Stephan  :guitar:

PS: Wie viele Stephan/Stefan gibts hier eigentlich? Das ist ja ne ganze Flut :D

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