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Tschüss Rauschen

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DocBlues:
Hallo Georg,

ich habe aus gegebenem Anlaß nochen Nachtrag betreffend OP-Amps-Eingangsstufen. Ich habe heute meinen Hughes & Kettner Crunchmaster (Vorgänger des Tubeman) dahingehend modifiziert, daß ich den Eingangskondensator entfernt habe. Ich hatte den ursprünglichen Kondensator vor jahren mal gegen einen Wima MKP getauscht und dachte eigentlich, daß am Eingang klangmäßig nichts mehr zu holen sein. Umso überraschter war ich, daß der Sound ohne den Eingangskondensator deutlich runder und offener wurde.
In Deiner Schaltung hast Du ja gar keinen Eingangskondensator vorgesehen. Andererseits gibt es kaum einen Amp mit OP-Amps, der keinen Eingangskondensator hat.

Deshalb meine Frage: Ist Dir bekannt, warum (im Gegensatz zu Röhreneingangsstufen) bei OP-Amps fast immer ein Eingangskondensator mit vorgesehen wird ? Der Gleichspannungsschutz kann ja eigentlich nicht der Grund sein, denn das Argument würde für Röhen ja auch zutreffen.

Gibt es da irgendeine Besonderheit bei OP-Amps, die das vorteilhaft erscheinen läßt und ist das einfach nur Konvention. Übersehe ich irgendeinen Aspekt ? Hast Du bewußt keinen Kondensator vorgesehen oder war der Grund einfach, daß Röhrenamps üblicherweise auch keinen Eingangskondensator haben ?
Ich kann bislang beim umgebauten CrunchMaster keine Probleme feststellen.

Was fällt Dir (und den anderen Forum-Teilnehmern ) dazu ein ?

Danke und Gruß,
DocBlues

Ramarro:
Hi Doc,

wenn man (wie so häufig) nur eine Betriebsspannung hat, braucht man ein Koppel-C, weil man den Eingang normalerweise auf deren Hälfte legt. Hat man aber symmetrische Betriebsspannungen (wie hier), dann erübrigt sich das, weil der Eingang dann ja in etwa Massepotential hat, da reicht dann also ein Widerstand nach Masse, der, zumindest bei Fet-Eingang, auch eingangsimpedanzbestimmend ist.
Was mich aber noch mal interessieren würde, wieso denn überhaupt zwei OPAmps? Nur weil im TL072 nun mal zwei drin sind? Einer wäre zumindest theoretisch rauschmäßig günstiger und würde die 30 dB doch auch gut alleine bringen. Bei zwei Nichtinvertern addieren sich zudem die (zugegebenermaßen wohl geringen) Verzerrungen, da wäre ein Inverter als zweite Stufe eigentlich schon sinnvoller.

Grüße,
Rolf

DocBlues:
Hallo Rolf,

danke für Dein Feedback. Ja - in Effektgeräten mit einer Versorgungsspannung ist das schon klar mit dem Koppelkondensator. Ich sehe den Koppelkondensator aber auch in anderen Schaltungen - z.B. Hughes & Kettner oder bei den alten MusicMan Amps. Zumindest bei FET-OP-Amps sollte doch der Eingang auf Masse liegen, wenn man symmetrische Versorgungsspannungen hat. Natürlich sind die real auch fast nie exakt gleich. Wo liegt denn dann der Eingang ? Ich habe mich mit diesen Aspekten eigentlich noch nie eingehend befaßt. Ist der Kondensator ggf. ein Relikt aus Schaltungen mit non-FET-Input OP-Amps, die Eingangsströme haben und nicht wie FET und Röhre spannungsgesteuert sind ?

Zu Deiner Frage - warum 2 OP-Amp-Stufen. Eine Stufe würde es wohl auch tun. Bei 2 Stufen kann man die Vol-Regelung besser unterbringen, indem man in der ersten Stufe nur soviel verstärkt, daß es garantiert kein Transienten-Clipping gibt und dann mit der 2-ten Stufe über den Vol-Regler höher verstärkt. So ist das z.B. auch in Crunch-Master, Metal-Master etc. von Hughes & Kettner. Die bringen dann zwischen den beiden Stufen auch meist einen Klangfilter unter.

Ob das rauschtechnisch Vor- oder Nachteile hat, kann ich nicht sagen.

Gruß,
DocBlues

Ramarro:
Ja, Koppelkondensatoren am Eingang könnten vielleicht tatsächlich noch aus den Zeiten von µA741, oder µA709 stammen.
HA, braucht jemand welche? NOS, aus den 60ern, mit vergoldeten Beinchen und Super Performance!  ::)

Ehrlich gesagt, ich kenne die Schaltungen irgendwelcher Effektgeräte kaum, denn außer sehr wenig Hall brauche ich eigentlich nur meine Finger. Und da ich Elektronikentwickler bin, mache ich mir sowieso lieber selbst Gedanken und verlasse mich nur ungern auf Vorgekochtes. Bei Röhren lerne ich allerdings auch immer noch dazu.
Jedenfalls, FET-Eingänge liegen potenzialmäßig einfach dort, wo man sie per Widerstand hinzieht, weil ja praktisch kein Eingangsstrom fließt. Das ist ja eine der Ähnlichkeiten mit den Röhren, die sie so sympathisch macht.  8)  Toleranzen spielen also insofern keine Rolle.

Deine Erklärung wegen der zwei Stufen und dem Transientenklipping, die im Prinzip, wenn so ausgeführt, durchaus richtig wäre, weicht aber von der tatsächlichen Schaltung ab. Denn da sitzt das Poti (was ich bei der Gelegenheit auch schon mal um den Faktor 5-10 kleiner gemacht hätte) ja hinter beiden Stufen.

Grüße,
Rolf

DocBlues:
Hallo Rolf,
stimmt - meine Beschreibung bezog sich auf die Schaltung in vielen Hughes & Kettner Geräten und nich auf Deine Schaltung.

Ich hatte zwischenzeitlich in ein paar Datenblättern nachgeschaut. Die Bias-Ströme liegen ja maximal im einstelligen nA-Bereich. Ob sich das irgendwie über einen Strom durch die PickUps auswirkt, kann ich nicht beurteilen. Bei meinen Gitarren kann es nicht passieren, da die einen internen FET-Buffer mit Kondensator am Ausgang haben.

Gruß,
DocBlues

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