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Reduzierung der Spannung an Endstufenröhren bei MusicMan Amp

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cca88:

--- Zitat von: DocBlues am 15.04.2011 11:42 ---@Jacob und Headsurgean
Danke für die Erläuterung - so kann ich besser einschätzen, warum es kritisch werden könnte.

Ich habe eine Skizze angefügt, wie ich mir den Aufbau ggf. vorstelle.
@Axel
Die Drossel hängt so ja nicht an den 525 Volt.
Die thermische Belastung des 22K ist natürlich zu berücksichtigen
Ug2 wird ohne Drosselglättung abgegriffen hat aber die gleiche Spannung, wie sonst im LOW-Modus (255 Volt). Die 255 Volt liegen ja in der Ausgangsschaltung im LOW Modus hinter der Drossel an (Punkt G im Original-Schaltplan).

Deshalb nochmals meine Frage: Wäre es brummtechnisch kritisch, wenn Ug2 nicht durch das L-C-Glied geglättet wird ?

Vielleicht können wir diese Frage noch klären.

Danke und Gruß,
DocBlues


--- Ende Zitat ---

Hi Doc,

sorry, daß ich so lange nicht geantwortet habe..

Versuche jetzt mal alles zusammenzubringen:

Erfahrungen mit Röhren in MMs:
EL34: JJE34L und EL34-STR (=aktuelle TTEL34) - problemlos
6l6: Sovtek 6P3S-CE aka Sovtek5881 - problemlos

@ Jacob: Zu den "gefühlt unangenehmen hohen Spannungen" im Gegensatz zu Marshalls mit 470V - Röhrensockel etc...
klar sind die Leerlauf-Anodenspannungen in einen MM höher als in einem Marshall - aber - dort gibt es serienmäßig keine Clamping Dioden - Die Spikes, wenn die Endstufen überfahren werden sind DEUTLICH höher, als alles was ein MM mit intakten Dioden jemals tun würde.Die Spikes gehen bei den Marshalls teilweise bis in den 2-3KV Bereich.

Klar ist Dreck an der Fassung nie gut, aber meines Erachtens ist das bei den "moderateren" Marshalls noch wichtiger als bei den MMs.

Im Gegensatz zu den alten Marshalls haben die meisten MMs noch nie einen Doktor gesehen. Teilweise noch nicht mal zu Röhrenwechsel.

Meine persönliche Meinung: ich würde den Kerl immer noch so lassen wie er ist; die MM-Endstufen waren einfach ziemlich ausgereift.

Nachdem aber der Plan zum Umbau - meinem Eindruck nach - bereits beschlossen ist....

- Die Impedanz (Raa) passt nicht - 11k gegen gefühlte 4-7k - mußt Du "umanpassen" - andere
  Boxenimpedanzen ran
- Check doch bitte im Low Modus noch die Heizspannung - die müßte deutlich runtergehen;
  unter 6V geht der Schuß mit der Röhrenlebensdauer evtl. nach hinten los.
- In jedem Fall den Sicherungswert überprüfen und ggf. anpassen - Mehr als 1,6AT brauchts
  in dem MM m.E nicht - absolutes Maximum: 2AT - Andernfalls beschützen die Trafos die
  Sicherungen. Bei LOW eher noch weniger.

Bei deinem Entwurf: Die Drossel hinter dem Widerstand brauchst Du dann auch nicht mehr; der sollte eigentlich zum Sieben langen .
Ich befürchte eher, daß eine Restwelligkeit auf der Schirmgitterspannung bleibt - Brummgefahr - Ich persönlich die Drossel dort einsetzen, so wie es in der Originalschaltung auch ist.

Grüße

Jochen

DocBlues:
Hallo Jochen,

vielen Dank für Deine ausführlichen Erläuterungen. Je mehr ich die Sache abwäge, umso mehr neige ich dazu, Stromversorgung und Endstufe so zu lassen wie sie sind. Gerade Deine Ausführungen zu den Clamping Dioden und der Verweis auf problemlosen Betrieb mit der JJ EL34L (die ich ja auch extra wegen der 800 V Spannungsspezifikation gekauft habe), haben mich überzeugt. Die Wirkungsweise der Clamping Dioden war mir zwar im Prinzip klar nicht aber, welche Spannungsspitzen ohne die Dioden auftreten können. Das habe ich deutlich harmloser eingeschätzt.

Aus meiner Sicht ziehe ich folgendes Fazit aus den Beiträgen hier im Thread:

1. Grundsätzlich wäre es machbar, den MM so umzustricken, daß die Endstufe so läuft, wie im Low-Betrieb (515 Volt) und der PI und die Vorstufe auf 340 bis 360 Volt laufen. Zu achten ist dabei auf die thermische Belastbarkeit des Vorwiderstandes (ca. 22K) und die Welligkeit der Schirmgitterspannung.

2. Es gibt eine Reihe von Argumenten und Erfahrungswerte dafür, daß die hohe Spannung von 725 Volt erstens nicht so (im Vergleich zu Marshalls, Boogies etc) kritisch ist, wie es zunächst erscheint und zweitens auch heutige gute Markenröhren problemlos in den MusicMan Amps funktionieren.
Beispiele sind: JJ EL34L und EL34-STR (=aktuelle TTEL34) ür die MM mit EL34 / 6CA7 und Sovtek 6P3S-CE aka Sovtek5881 sowie Svetlana Winged C für die MM mit 6L6.

3. Verbreitete Warnungen in verschiedenen WEB-Foren betreffend die hohen Spannungen in MM-Amps und Röhren aus aktueller Produktion dürften deutlich übertrieben sein.

4. Ich ziehe daraus den Schluß, daß es nicht dringend erforderlich ist, den Amp in Stromversorgung und ggf. Endstufe umzubauen. Da es außerdem einige Probleme gäbe, einen Umbau mechanisch und elektrisch im vorhandenen Chassiss zu realisieren, werde ich davon Abstand nehmen.

5 Aufgrund der vielseitigen und kompetenten Beiträge hier im Thread haben sich meine Bedenken und Befürchtungen, den Amp zukünftig wie gehabt zu betreiben, erledigt.

Ich Danke allen für Ihren Input und Ihre Hilfe. Wer sich für Sound-Modifikation (z.B. besserer Crunch u. Overdrive sowie Bauteileupgrades (z.B. FRED-Dioden, bessere OP-Amps) in MusicMan Amps interessiert, kann sich gerne an mich wenden. In der Hinsicht habe ich einige Erfahrungen gesammelt und z.T. hier im Forum in anderen Threads auch schon weitergegeben.

Von meiner Seite wäre es das jetzt. Ich will den Thread aber nicht abwürgen.

Nochmals herzlichen
Dank und Gruß

DocBlues

P.S. Hier noch ein MusicMan Klangbeispiel:
www.Innovationsdoktor.de/sounds/cover me _ Sample_Neo-12_TT-Studio.mp3
Modifizierter und restaurierter MM 150 Watt Amp mit 4 mal 6L6 auf halber Leistung. Vorstufe und PI mit OP-Amps. Overdrive mit Dioden (Modifikation der MM-Overdrive-Stufe und zusätzliches asymmetrische Begrenzung hinter Klangregelung. Das ist NICHT der Amp, um den es mir hier im Thread geht !
Die Box ist eine TT-Studio mit 1x12 Jensen Neo. Chorus Effekt : Analoger Boss Chorus aus den 80-igern. Im Solo zusätzlicher Overdrive mit Pedal aus eigener Produktion.
Die Gitarre ist eine Warmoth-Strat (Swamp-Ash Korpus, Rosewood-Griffbrett, L200 Noiseless-Pickups von Wilde/Bill Lawrence).
Der Song ist ein Cover vom Springsteen-Song "Cover Me" in unserer Trio-Besetzung.
Die Aufnahme ist als Probenmitschnitt im Übungsraum entstanden und lediglich mit zwei Raummikrofonen aufgenommen - von daher kein Studio-Standard.

jacob:
Hi Jochen,

die Music- Männer waren halt wirklich "built like a tank", wie die Amis immer so gerne sagen.
Super verarbeitet und sehr durchdacht konstruiert.
Und nicht nur irgend eine bereits existierende Schaltung 1:1 abgekupfert (mit allen flaws, versteht sich).

@Doc: die Winged -C- EL34 könntest Du auch problemlos nehmen, die hat m.E. auch sehr gute Qualität:

http://www.svetlana-tubes.com/

http://www.svetlana-tubes.com/svetlana.htm

http://www.hifitubes.nl/weblog/wp-content/svetlana-el34.pdf

Gruß

Jacob

trial and error:
Hallo Doc Blues,

ich selbst habe einen MM 130 Bassamp, mein Bruder hat den 130 Gitarrenamp. Beide Amps haben über Jahre nie Ausfälle über die Endröhren bei voller UB von 725 Volt gehabt! Einen Ausfall beim Gitarenamp gab es mal wegen eines defekten Gitterwiderstand ... - ansonsten sind die Amps doch wirklich "solid as a rock".  OK, es gab auch mal einen "Fehler" beim Röhren- PI. Und auch da war es ein Widerstand. Der führte nicht zum Ausfall des Amps, aber zu unsauberen Klang. Ein wirkliches Problem kann zu große Hitze werden, da hatte mein Bassamp einmal(!) auch Endröhren mit roten Backen. Schnell genug ausgeschaltet, abkühlen lassen - und alles ok. Das ist alles schon vor eingen Jahren gewesen. Damals hatten wir noch billige Röhren im Verstärker - der letzte Röhrenwechsel war dann mit nem Quartett Ruby Tubes die ich dann auch "einmessen" lassen habe. Da war dann ein deutlich größerer Spannungsabfall als die von Music Man angegebenen 0,5 Volt am Kathoden- R zu messen. Aber- das war ganz bewusst so gemacht, der Inhaber des Musiker- Fachgeschäfts in Hannover höchstpersönlich hat damals meinen Amp und Bass gespielt. Und war dann begeistert, welchen enormen Druck der Fender über den Music Man brachte.

MfG Bernd

DocBlues:
Hallo Bernd,

falls Du schon die eckigen IC-Sockel im Amp hast und nicht die runden (mit den LM307H Op-Amps), kann ich nur empfehlen, mal gegen andere Typen auszutauschen. Meine Favoriten sind: Burr Brown OPA 2132, OPA 2604 und OPA 2227. Von Analog Devices ist der AD822 noch eine Alternative. Damit bekommen die Amps noch mehr Klarheit (nicht Sterilität) und Punch. Lohnend finde ich auch den Austausch der beiden Hauptdioden gegen FRED-Dioden. Schau mal hier im Forum nach dem Thread, in dem ein User ganz begeistert von diesen Mods war.

Gruß,
DocBlues

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