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Git-Amp mit 2 x EL84?

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Stefan_L_01:
Das größte Problem bei der Auslegung von Endstufen ist von den Röhren ein Chart zu bekommen, das für die Screen-Voltage gemacht ist die man später im Amp erzielen wird. In der Regel ist der Voltage Drop ja sehr gering, bei einer SiebSpule noch weniger als für einen Drop-Resistor.

D.h. das Chart von Laurent ist z.B. Us = 250V, ich gehe aber mal davon aus das man in einem typischen Gitarrendesign für Ua = 300V eher bei über 290V landet für Us. Insofern ist das Chart nicht ganz passend. Gibt aber imo selten Charts mit Us ~ Ua wie in Guitaramps.

Ansonsten ist eine AB-Endstufe auslegen eher trivial, wenn man einige Basics verstanden hat die ich in meiner Mail zuvor versucht habe zu skizzieren

Gruß
Stefan

Quailman:

--- Zitat von: bea am 18.11.2014 00:46 ---Sollte nicht auch bei Gegentaktendstufen die ideale Lastimpedanz von der Anodenspannung abhängen? In dem Sinn, dass eine größere Anodenspannung eine höhere Lastimpedanz erfordert? Oder andersrum - wenn man mit einer größeren Lastimpedanz auskommen muss, sollte man wenn möglich die Anodenspannung vergrößern?

--- Ende Zitat ---

Stimmt schon, aber nicht uneingeschränkt.
Wenn man die Spannung am Schirmgitter (G2) konstant hält, bedeutet eine höhere Anodenspannung, dass die ideale Lastimpedanz auch höher ist, und andersrum.

Bei Gitarrenverstärkern ist Vg2 aber meist nur ein paar Volt kleiner als Va. Wenn man beim Ändern von Va auch Vg2 im gleichen Maße mitändert, ändert sich die ideale Last nur geringfügig.
Das genaue Zusammenspiel von Va, Vg2 und Last hängt aber auch vom Röhrentyp ab, also lieber ein paar Loadlines zeichnen, anstatt drauf los zu bauen. ;D

Habe hier mal Beispielhaft die Loadlines für eine 8K Lastimpedanz an einer Endstufe mit 2x EL84p-p eingezeichnet.

Man sieht, dass 8k bei Va=270V und Vg2= 250V praktisch ideal sind.
Bei  Va=320V und Vg2=300V sind 8k immer noch eine akzeptable Last, obwohl die Spannungen ja deutlich erhöht wurden. Konträr zur obigen Daumenregel stellt man sogar fest, dass die Linie gerne noch etwas steiler sein könnte, also die Last etwas kleiner (7k wären ideal, macht in der Leistungsausbeute aber nicht den Mega-Unterschied).

Wie gesagt, das variiert von Röhrentyp zu Röhrentyp etwas.

Der ein oder andere wird auch festgestellt haben, dass die Loadline gerne die max. Dissipations-Kurve schneidet. Laut Blencowe ist das in einem gewissen (leider von ihm nicht näher definierten Ramen) okay. Erfahrungsgemäß laufen aber viele EL84 Amps mit Anodenspannungen jenseits der 350V und Lasten von 8k oder weniger, womit die Röhren bei höheren Lautstärken quasi durchgehend mehr Hitze erzeugen, als sie verkraften sollten. Scheint in den letzten fünfzig Jahren aber keine übermäßigen Ausfälle verursacht zu haben.

Bin im übrigen nur Hobbyist und für Korrekturen dankbar!

Gruß,
Simon

Quailman:
Kleiner Nachtrag:
Welche Last jetzt die beste ist, entscheidet beim Gitarrenverstärker auch der Geschmack - muss ja nicht die rechnerisch "ideale" Impedanz sein, die mir die größte Leistung bei minimalem Klirrfaktor beschert. ;D

es345 (†):

--- Zitat ---Der ein oder andere wird auch festgestellt haben, dass die Loadline gerne die max. Dissipations-Kurve schneidet.
--- Ende Zitat ---

Hallo Simon,

hier der Hintergrund:

Die Dissipationskurve gibt den statische Fall an, d.h. kontinuierlicher Strom. Bei einer Gegentaktendstufe haben wir andere Verhältnisse.

Nehmen wir als Ansteuerung einen Sinus an. Im Klasse B Gegentaktbetrieb ist die jeweils inaktive Röhre im idealisierten Fall komplett für eine Halbwelle abgeschaltet, im Klasse AB Gegentaktbetrieb zumindest im Bereich grösserer Aussteuerung. Da die Verlustleistung zeitlich gemittelt wird - im idealisierten Fall Klasse B wäre sie halbiert - ist ein Schneiden der statischen Dissipationskurve im Gegentakt durchaus erlaubt, da sie ja vom kontinuierlichen Betrieb ausgeht.

Gruss Hans- Georg

Quailman:
Hallöchen. Ist schon klar! ;D

Was mich verwundert ist eher, dass selbst ein 18W-Marshall (oder dessen Derivate), bei dem die Loadline den "zu heißen" Bereich nicht nur passiert, sondern bis zur 0V-Kurve in ihm bleibt, trotzdem bei Vollgas betrieben werden kann, ohne dass die Anoden glühen.
Wenn die Endstufe so hart angefahren wird, dass sie praktisch ein Rechtecksignal erzeugt, müsste man ja selbst im statistischen Mittel über der (laut Datenblatt) maximal zulässigen Dissipation liegen.
Bin halt beeindruckt, dass die kleine EL84 anscheinend mehr wegstecken kann, als die Datenblätter behaupten. :)

Kann aber auch sein, dass ich die Aussteuerung hier falsch einschätze, hab's nicht nachgemessen. Jedenfalls danke für den Einwurf. :)

Gruß,
Simon

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