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The end is near? Kemper!?!
MrBurns:
Ja, für mich ist auch der zweite Teil Helix, oder zumindest "schlechter", da dünner und in den Höhen irgendwie fieser und etwas britzeliger. Aber wie bereits gesagt, im Bandkontext im Livebetrieb sicher nicht herauszuhören. Trotzdem bleibe ich bei meinem Tt66 mit Studio-Box oder manchmal auch Raptor. Einfach weil ich mich damit wohler fühle und dementsprechend besser spiele und dann auch besser klinge.
Gruß
Michael
Germy:
Hi Ihr Lieben,
habe eure Diskussion über die Modeling Systeme wie Kemper und Helix mit Interesse verfolgt. Ich kenne als Bassist die Probleme von Gitarristen im Bandkontext. Wenn es sich auch noch um eine Cover-Band handelt, die zwischen verschiedenen Styles wechseln muss, versucht man schon mal auf solche Systeme zurückzugreifen. Meine Erfahrungen sind, das der Dynamikumfang bei diesen Systemen das größte Problem darstellt. Das Modelingverfahren ist immer auf Kompression angewiesen und da geht nun einmal zu Lasten der Dynamik. Als Bassist merkt man das sofort, wenn der Gitarrist plötzlich in der Band untergeht, obwohl er doch schon richtig laut eingestellt war. Daher lieber einen 20Watt Röhrenamp mit ein paar Bodentretern als diese Verfahren.
Gruß Germy
Bierschinken:
Germy, vergiss es!
Das was du da sagst ist Stand 2002. ;)
Der Kemper ist mittlerweile für Bands, die nur einen Sound brauchen attraktiv und wird viel genutzt.
Dieses Top-40, viele Sounds, keiner richtig gut, ist bei der Diskussion der neuen Geräte ad acta.
Die Softwarelösungen sind längst so gut, dass Clean- und Zerrsounds ideal abgedeckt werden. Der eine Punkt steht nach wie vor; der Übergang Clean/Crunch/Overdrive ist manchmal noch nicht so dynamisch wie bei einem echten Amp. Aber auch da passiert viel.
Ich kenne mittlerweile etliche Indie/Alernative/Punk/Rock/Metal-Bands, die nur zwei, drei Sounds brauchen und dafür Live den Kemper nutzen.
Der ist einfach handlich, schnell aufgebaut und klingt auch noch gut.
Es sind meiner Erfahrungen eher die Wohnzimmergitarristen, die am Röhrenamp festhalten. Die Jungs, die viel Live spielen und im Studio sind, feiern den Kemper.
Nils H.:
Moinsen!
@Germy: Ergänzend zu dem, was Swen gesagt hat, glaube ich, dass da auch immer noch ganz viel Fehlbedienung dabei ist (das hat sich seit 2002 nicht geändert ;D ). Nach dem Motto: Die Kiste ist bezahlt, also muss sie auch benutzt werden! Also wird auf das eh schon komprimierende Ampmodell noch ein Kompressor geschmissen; Stereodelay muss natürlich auch dabei, und viel Hall sowieso! Und dann wundern, warum man untergeht. Das gleiche Drama kann man auch mit Botique-Pedalen anrichten, nur isses viiiiiel teurer ;D .
Dazu kommen möglicherweise fehlende Praxiserfahrungen mit "traditionellem" Equipment, und die Katastrophe ist komplett. Das andere Problem ist immer der Vergleich zwischen lautem Röhrenamp, der über 'ne 4x12 mehrere Kubikmeter Luft bewegt, und dem FRFR-System, aus dem ein "fertig produzierter" Sound kommt, der vom Wedge dann noch völlig anders abgestrahlt wird. Das klingt halt anders, und setzt sich möglicherweise auch nicht so gut durch; dasselbe Problem haste aber auch beim Röhrenamp, den Du nicht direkt hörst, sondern nur abgenommen über 'n Wedge auf die Ohren bekommst. Ist halt ein anderes Erlebnis.
Ein Problem was heutzutage, wo selbst Rumpelbands wie meine auf IEM setzen, aber eh zunehmend an Relevanz verliert.
Zu meinen Clips: Ja, die zweite Variante war das Helix. Das, was so als "Erkennungsmerkmale" angeführt wurde, sind meiner Meinung nach aber Details, die man erstens nur im direkten Vergleich wahrnimmt, und die zweitens vermutlich bereinigt werden könnten, wenn man mehr als 45 Sekunden mit dem Einstellen des Sounds verbringt (ich schwöre, so war es!) oder anderweitig "erklärt" werden können ("dünner" ist der Helix-Clip z.B., weil meine FGN Paula deutlich fetter klingt als die Ibanez). Außerdem sind's ja unterschiedliche Amps und nicht echter Amp vs. Modell davon.
Für meine Ohren verrät es eher das verhalten beim Halspickup in den unteren Lagen; hier scheint mir der Helixsound etwas unpräziser und schwammiger. Ab dem Wechsel in die 10. Lage (So ab 0:22 bzw. 1:29 im Neck-Clip) fiele es mir, denke ich , schwer, den Modeller als solchen zu erkennen, wenn ich's nicht wüsste.
Was ich nach etwas rumspielen mit den Ampsims an meinen Monitoren am Schreibtisch sagen kann: Brauchbare Sounds einstellen ist mehrere Größenordnungen leichter geworden als früher, und die Dynamik, das "am Plektrum hängen", das allgemeine Spielgefühl, ist nicht viel anders/schlechter als ein abgenommener Amp über Studiomonitore.
Was mich am Kemper-Prinzip (rein theoretisch, vielleicht weiß ich zu wenig drüber; gespielt hab ich noch keinen) stört ist, dass das Profiling ja wohl immer nur einen Arbeitspunkt des Amps abdecken kann, oder? Das Profiling kann ja z.B. nicht wissen, wie sich konkret der Tonestack etc. verhält, und das nur in Grenzen über eine "generische" Klangregelung abbilden kann. Oder halt den unterschied zwischen Viel Preamp-Gain und wenig Endstufenkompression und weniger Gain im Pre und dafür kotzender PA. Da braucht's dann vermutlich immer mehrere Profile, oder?
Das sehe ich als Vorteil beim physischen Modelling, weil eben auf Schaltplan- bzw. Komponentenebene simuliert wird. Bei meiner Kaufrecherche bin ich auf ein Video gestoßen, in dem einer der Designer erzählt, dass die Simulation runtergeht bis zu den gewollten und ungewollten RC-Gliedern zwischen den Gainstufen, also auch layoutbedingte Klangformungen der Vorbild-Amps mit einfließen. Keine Ahnung, ob das Marketingbullshit ist oder nicht... Die Rechenpower dafür haben moderne DSPs aber offensichtlich.
Ich denke, meine Beispielclips zeigen auf jeden Fall, dass die Lücke zwischen "echtem" und "fake"-Amp ziemlich klein ist, wenn der Rest der Kette, isb. die Speakersimulation (oder allgemein Abnahmekette) identisch ist.
Gruß, Nils
Germy:
Zur Ergänzung: Ich habe bis vor Kurzem recht aktiv in einer Coverband mit zwei Stunden Programm gespielt. Wir haben sehr viel Technik ausprobiert mit In.Ear und Digipult. Wir hatten Helix und wir hatten Kemper. Beides war einfach nicht gut genug. Das sind meine Erfahrungen und nur die habe ich hier geschrieben. Mit 40 Jahren Erfahrung mit Mixer, Recording und Bandsounds denke ich, kann ich eigene Meinungen haben.
Ich denke ich sollte wieder pausieren.
Gruß Germy
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