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´Bugera V22 Innenleben

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Stone:
Hallo

Also bei den Engl war ich schon extrem unangenehm überrascht, weil ich das vom Engl Blackmore überhaupt nicht kenne (kannte), welchen ich einige Jahre gespielt habe. Den HiGain Lead Turbo Double Boost Overdrive Mode hatte ich allerdings nicht gewählt und war so schon unangenehm überrascht.

Ich weiß aber nicht mehr genau, was es für Tops waren, da ich mich im Laden noch anders entschieden hatte bzw der Blackmore nicht mehr da war und ich so die beiden getestet habe - hierbei war dann noch zu bemerken, dass der 100er absolut anders als der 50er geklungen hat; da erwarte ich doch mehr Konsistenz. Wenn ich einen Marshall 2203 spiele, soll der 2204 doch sehr ähnlich klingen und nicht wie ein 2100 oder so. :-(

Dem Bugera hätte ich vielleicht eine Chance über eine externe Box geben sollen, aber im Nachhinein ist man immer schlauer. Wirklich gestört hat mich bei dem Teil nur das Control Panel mit seinen insgesamt sehr wackeligen Potis.

Die Cream scheinen der neue Geheimtip für Marshall-Clones zu werden, scheint mir.

Gruß, Stone

mac-alex_2003:
Letztendlich ist (fast) alles Geschmacksache. Allerdings bin ich ein Freund von möglichst direkten Signalwegen und mag es nicht besonders den Sound vorher in die eine und nachher in die andere Richtung zu verbiegen. Der Vox AC30 ist z.B. auch kein Kandidat von unnötigem Verbiegen, die Engls (nicht der Blackmore) dagegen schon eher.

Was kann man nun am Schaltbild sehen? Sicherlich nicht die Klangbeeinflussung vom AÜ. Aufgrund des Schaltungsdesign kann man mit ein bischen Erfahrung aber schon sehr gut die Klangrichtung ableiten. Wenn dann noch die Spannungen dabeistehen geht das sehr gut. Der AÜ letztendlich beeinflusst natürlich noch genauso den Klang wie die Box die hintendranhängt.

Um aber fair zu sein muss ich sagen, dass manche von den Billig(h)eimern wirklich gut klingen. Wenn man die noch ein bischen tunt (ok, ich hatte mal einen da, da war das Tuning teurer als der Amp bei den ganzen Mercury Teilen ...) kann man da was richtig gutes rausholen und ich wäre früher froh gewesen so einen Amp gehabt zu haben.

Ich habe oben auch nirgendwo geschrieben, der Bugera klingt schlecht. Lediglich, dass die Frequenzverbiegereien dem Sound nicht zuträglich sind bzw. zu mehr Phasenverschiebungen führen als notwendig ist. Wenn der Klang gefällt ist doch prima!

Viele Grüße,
Marc

syncopator:
Hi, ich bin ja schon begeistert von den Inputs hier. Gleich mal ne Frage, hat jemand dasselbe Problem: Clean Kanal beim V22 alles super, Crunch Kanal wenig Power, sackt bei gleicher Subvolume-Einstellung gegenüber Clean drastisch ab. Kann ja wohl nicht sein?

Jemand ne Idee?

Grüße

syncopator

syncopator:

--- Zitat von: netbear am  2.11.2010 19:51 ---...
Also deshalb hier schon wieder eine neue Version vom Schaltplan - jetzt mit Versions-Nr. und Datum unten rechts (nur vorsichtshalber)....

--- Ende Zitat ---

Ich bin begeistert von der Arbeit, die Ihr Jungs Euch gemacht habt. Hier noch ein kleiner, aber feiner MOD für den Bugera V22:  dem Widerstand R55 (470K) einen 221K (Metallfilmwirderstand) parallel und dem folgenden C31 (22nF) einen 47 nF parallel.
Damit wird erreicht, dass die Verstärkung des Gainkanals bei gleicher Volumestellung in etwa der Verstärkung des Cleankanals entspricht, aber bitte jetzt -sehr- vorsichtig mit der Zerre umgehen! Das Kätzchen wird zum Tiger damit!  Wer will, kann die Baßfrequenz etwas verstärken durch parallelschalten eines 470pF zum vorhandenen C46 (470pF). Der Effekt ist natürlich nicht so spektakulär wie der Gain-Mod, aber nett.

Kurze Beschreibung des MODs noch: die Gainstufe wird mit mehr Power "eingekoppelt", die Gesamtverstärkung ist drastisch höher. Das Beste: man kann direkt auf die lackierte Unterseite löten, da die Lötstellen viel Zwischenraum bieten. Anschließen sollte man die Bauteile mit etwas Heißkleber (Pistole) fixieren, damit sie mechanisch stabiler bleiben. Wer jetzt noch einen Celestion V30 reintut, braucht kaum einen Vergleich zu scheuen.

Viel Spaß

Syncopator





Viel

Henk:

--- Zitat von: netbear am  1.11.2010 23:45 ---Hallo zusammen!


Am Wochenende hatte ich endlich mal Gelegenheit mich näher mit der Schaltung des V22 zu beschäftigen. Der Gedanke nichts Genaues über den Schaltungsaufbau zu wissen war mir einfach ein Dorn im Auge. Also hab ich mir dann doch die Mühe gemacht und den Schaltplan aus der Schaltung übernommen, was sich besonders in der SMD-Abteilung als recht tricky erwies. Außerdem habe ich an den wichtigen Stellen noch Messungen durchgeführt und diesen quasi Referenzzustand auch im Plan festgehalten.

Hier das Ergebnis meiner Untersuchungen:

Zuallererst:

Anders als es beim ersten Anblick den Anschein hat, handelt sich beim V22 um einen reinrassigen Vollröhren-Amp, bei dem sich im Hauptsignalpfad keinerlei Silizium befindet. Weder Transistoren, noch OP's oder gar Begrenzer-Dioden. So weit so gut!


Kurze Schaltungsbeschreibung:


Kanalumschaltung und Effektweg:

Die SMD's auf dem Mainboard sind nicht wie von mir zuerst irrtümlich angenommen Teil der Loop, sondern einzig und allein für die Kanalumschaltung und das Grounden des Reverb-Signals zuständig, was mit Hilfe vom 4 Schmitt-Triggern, 2-Flip-Flops und 7 Transistoren realisiert wird. Was für ein Hype für 2 im Grunde simple Schaltvorgänge!!! - aber beim Einsatz von Tastern statt Schaltern wohl nicht viel einfacher lösbar.

Das Effekt-Modul (BDM2) selbst, wurde 3-lagig ausgeführt, ist also praktisch unmöglich rauszuzeichnen. Allerdings können Experimentierfreudige mit den Mode-Eingängen (V1000/Pin 5,6,7,8) rumspielen, dann sollten auch die anderen 15 internen Effekte des Chips abrufbar sein. Hierzu müßten, soweit ich das nachmessen konnte, auf dem Modul die SMD-Widerstände R4,R5,R7 und R8 entfernt werden und Chipseitig z.B. ein DIL-Schalter für die Effektwahl angeschlossen werden. Ein entsprechendes Schaltbeispiel findet man im Coolaudio Datenblatt für den V1000.

Die Schnittstelle für das Modul ist angenehmerweise recht einfach gehalten und somit universell verwendbar (+15V,-15V,Masse,Input,Output), so daß man hier bei Bedarf ohne großen Aufwand z.B. auch ein Belton Reverb-Modul einpassen könnte, was mir persönlich klanglich mehr zusagt als der hier verbaute Coolaudio-Chip.

Endstufe:

Die Endstufe ist, was bei EL84-Endstufen eher selten ist, mit einem Fixed-Bias ausgestattet. Über die im Gehäuseboden eingelassene Cinch-Messbuchse kann aber leider nur die Bias-Spannung und nicht etwa eine Kathodenstrom-äquivalente Spannung der beiden EL84 gemessen werden. Eine dahingehend Mod wäre also recht sinnvoll, wenn schon eine externe Messbuchse zur Verfügung steht. Die Messung der Bias-Spannung ergab hier in der Werkseinstellung -15,75V.
Der Phaseinverter arbeitet in Cathodyne-Schaltung und nicht etwa als Long-Tail-PI.
Mit 47k recht hoch angesiedelt ist auch der Wert für die Grid-Stopper an den EL84. Scheinbar wollte man hier Problemen mit Schwingneigungen oder auch Blocking-Distortion in der Endstufe vorbeugen. Die Triode/Pentode-Umschaltung erfolgt wie sonst auch üblich.

Vorstufe:

Hier gibt es nichts Außergewöhnliches zu berichten. Erwähnenswert ist vielleicht die Ausführung der Eingangsbeschaltung und eine Gegenkopplung in der Verstärkerstufe vor dem Standard-Tonestack. Ansonsten alles Altbekanntes und -bewährtes, auch das Tonestack selbst.


Heizungen !:

Die Endröhren werden mit Wechselstrom aus einer eigenen Sek.-Wicklung ohne Mittelanzapfung gespeist. Die Symmetrierung erfolgt über zwei 100 Ohm-Widerstände gegen Masse.
Die 12AX7 werden hingegen mit Gleichspannung versorgt. Hierbei liegen die 3 Heizungen der Vorstufenröhren IN REIHE über 2 Vorwiderständen an +25V und -25V. Bei einer evtl. Fehlersuche mal eben eine Röhre ziehen funktioniert also nicht so ohne weiteres.


Bereits durchgeführte Mods:

Zwei Dinge, die einfach sein mußten:

- Den 1k Vorwiderstand der Power-LED habe ich durch einen 3,3k ersetzt (war mir einfach zu hell das Teil)
- Das Hochspannungsnetzteil hat einen 220k Entladewiderstand bekommen. Den hat man schlicht und einfach vergessen.

sowie ein rein vorsorgliches Nachlöten aller mechanisch oder thermisch besonders belasteten Lötstellen.


Zuguterletzt:

Wie bereits im Thread erwähnt, bin ich mit den Sound mehr als zufrieden. Als kleinen Bühnenverstärker, oder auch zum Üben zu Hause, finde ich den V22 einfach ideal. Soundmäßig ist vom typischen Fender-Clean-Sound über angezerrt bis zum totalen Brett alles möglich und auch mit vorgeschaltenen Bodentretern verträgt sich der Amp dank der traditionellen Schaltungstechnik recht gut. Wegen seines guten Sounds, den er nicht zuletzt auch dem guten Speaker verdankt, wird der Kleine also nicht wie eigentlich ursprünglich geplant von mir entkernt und neu aufgebaut, sondern darf jetzt erst mal spielen. Bedenkt man den aktuellen Verkaufspreis von 248,-€ und die hierbei doch recht solide Verarbeitung des Amps, so kann man den V22 nur als konkurrenzlos günstiges Schnäppchen bezeichnen.

Da beim V22 ausschließlich allgemein bekannte Schaltungstechnik zum Einsatz kommt und der Schaltplan von mir selbst erstellt wurde, kann ich denke ich sowohl eine Patentrechtsverletzung als auch eine Urheberrechtsverletzung ausschließen und habe mich daher dazu entschlossen, den Schaltplan hier öffentlich zugänglich zu machen. Der Plan ist als PDF-Datei im Anhang zu finden.
 
Die im Plan angegebenen Bauteilnamen entsprechen den auf den Platinen aufgedruckten Angaben. Die angegebenen Spannungswerte beruhen auf eigenen Messungen im Auslieferzustand. Fehler beim Herauszeichnen kann ich natürlich nicht gänzlich ausschließen. Das Resultat sieht allerdings recht schlüssig aus.

Für Hinweise auf offensichtliche Fehler im Schaltplan, Diskussionen zur Schaltung, Anregungen für Mods und Ähnliches, habe ich stets ein offenes Ohr.

Ansonsten wünsche ich allen V22-Besitzern noch viel Spaß mit ihrem Amp,
Georg

--- Ende Zitat ---

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