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´Bugera V22 Innenleben
Henk:
--- Zitat von: netbear am 1.11.2010 23:45 ---Hallo zusammen!
Am Wochenende hatte ich endlich mal Gelegenheit mich näher mit der Schaltung des V22 zu beschäftigen. Der Gedanke nichts Genaues über den Schaltungsaufbau zu wissen war mir einfach ein Dorn im Auge. Also hab ich mir dann doch die Mühe gemacht und den Schaltplan aus der Schaltung übernommen, was sich besonders in der SMD-Abteilung als recht tricky erwies. Außerdem habe ich an den wichtigen Stellen noch Messungen durchgeführt und diesen quasi Referenzzustand auch im Plan festgehalten.
Hier das Ergebnis meiner Untersuchungen:
Zuallererst:
Anders als es beim ersten Anblick den Anschein hat, handelt sich beim V22 um einen reinrassigen Vollröhren-Amp, bei dem sich im Hauptsignalpfad keinerlei Silizium befindet. Weder Transistoren, noch OP's oder gar Begrenzer-Dioden. So weit so gut!
Kurze Schaltungsbeschreibung:
Kanalumschaltung und Effektweg:
Die SMD's auf dem Mainboard sind nicht wie von mir zuerst irrtümlich angenommen Teil der Loop, sondern einzig und allein für die Kanalumschaltung und das Grounden des Reverb-Signals zuständig, was mit Hilfe vom 4 Schmitt-Triggern, 2-Flip-Flops und 7 Transistoren realisiert wird. Was für ein Hype für 2 im Grunde simple Schaltvorgänge!!! - aber beim Einsatz von Tastern statt Schaltern wohl nicht viel einfacher lösbar.
Das Effekt-Modul (BDM2) selbst, wurde 3-lagig ausgeführt, ist also praktisch unmöglich rauszuzeichnen. Allerdings können Experimentierfreudige mit den Mode-Eingängen (V1000/Pin 5,6,7,8) rumspielen, dann sollten auch die anderen 15 internen Effekte des Chips abrufbar sein. Hierzu müßten, soweit ich das nachmessen konnte, auf dem Modul die SMD-Widerstände R4,R5,R7 und R8 entfernt werden und Chipseitig z.B. ein DIL-Schalter für die Effektwahl angeschlossen werden. Ein entsprechendes Schaltbeispiel findet man im Coolaudio Datenblatt für den V1000.
Die Schnittstelle für das Modul ist angenehmerweise recht einfach gehalten und somit universell verwendbar (+15V,-15V,Masse,Input,Output), so daß man hier bei Bedarf ohne großen Aufwand z.B. auch ein Belton Reverb-Modul einpassen könnte, was mir persönlich klanglich mehr zusagt als der hier verbaute Coolaudio-Chip.
Endstufe:
Die Endstufe ist, was bei EL84-Endstufen eher selten ist, mit einem Fixed-Bias ausgestattet. Über die im Gehäuseboden eingelassene Cinch-Messbuchse kann aber leider nur die Bias-Spannung und nicht etwa eine Kathodenstrom-äquivalente Spannung der beiden EL84 gemessen werden. Eine dahingehend Mod wäre also recht sinnvoll, wenn schon eine externe Messbuchse zur Verfügung steht. Die Messung der Bias-Spannung ergab hier in der Werkseinstellung -15,75V.
Der Phaseinverter arbeitet in Cathodyne-Schaltung und nicht etwa als Long-Tail-PI.
Mit 47k recht hoch angesiedelt ist auch der Wert für die Grid-Stopper an den EL84. Scheinbar wollte man hier Problemen mit Schwingneigungen oder auch Blocking-Distortion in der Endstufe vorbeugen. Die Triode/Pentode-Umschaltung erfolgt wie sonst auch üblich.
Vorstufe:
Hier gibt es nichts Außergewöhnliches zu berichten. Erwähnenswert ist vielleicht die Ausführung der Eingangsbeschaltung und eine Gegenkopplung in der Verstärkerstufe vor dem Standard-Tonestack. Ansonsten alles Altbekanntes und -bewährtes, auch das Tonestack selbst.
Heizungen !:
Die Endröhren werden mit Wechselstrom aus einer eigenen Sek.-Wicklung ohne Mittelanzapfung gespeist. Die Symmetrierung erfolgt über zwei 100 Ohm-Widerstände gegen Masse.
Die 12AX7 werden hingegen mit Gleichspannung versorgt. Hierbei liegen die 3 Heizungen der Vorstufenröhren IN REIHE über 2 Vorwiderständen an +25V und -25V. Bei einer evtl. Fehlersuche mal eben eine Röhre ziehen funktioniert also nicht so ohne weiteres.
Bereits durchgeführte Mods:
Zwei Dinge, die einfach sein mußten:
- Den 1k Vorwiderstand der Power-LED habe ich durch einen 3,3k ersetzt (war mir einfach zu hell das Teil)
- Das Hochspannungsnetzteil hat einen 220k Entladewiderstand bekommen. Den hat man schlicht und einfach vergessen.
sowie ein rein vorsorgliches Nachlöten aller mechanisch oder thermisch besonders belasteten Lötstellen.
Zuguterletzt:
Wie bereits im Thread erwähnt, bin ich mit den Sound mehr als zufrieden. Als kleinen Bühnenverstärker, oder auch zum Üben zu Hause, finde ich den V22 einfach ideal. Soundmäßig ist vom typischen Fender-Clean-Sound über angezerrt bis zum totalen Brett alles möglich und auch mit vorgeschaltenen Bodentretern verträgt sich der Amp dank der traditionellen Schaltungstechnik recht gut. Wegen seines guten Sounds, den er nicht zuletzt auch dem guten Speaker verdankt, wird der Kleine also nicht wie eigentlich ursprünglich geplant von mir entkernt und neu aufgebaut, sondern darf jetzt erst mal spielen. Bedenkt man den aktuellen Verkaufspreis von 248,-€ und die hierbei doch recht solide Verarbeitung des Amps, so kann man den V22 nur als konkurrenzlos günstiges Schnäppchen bezeichnen.
Da beim V22 ausschließlich allgemein bekannte Schaltungstechnik zum Einsatz kommt und der Schaltplan von mir selbst erstellt wurde, kann ich denke ich sowohl eine Patentrechtsverletzung als auch eine Urheberrechtsverletzung ausschließen und habe mich daher dazu entschlossen, den Schaltplan hier öffentlich zugänglich zu machen. Der Plan ist als PDF-Datei im Anhang zu finden.
Die im Plan angegebenen Bauteilnamen entsprechen den auf den Platinen aufgedruckten Angaben. Die angegebenen Spannungswerte beruhen auf eigenen Messungen im Auslieferzustand. Fehler beim Herauszeichnen kann ich natürlich nicht gänzlich ausschließen. Das Resultat sieht allerdings recht schlüssig aus.
Für Hinweise auf offensichtliche Fehler im Schaltplan, Diskussionen zur Schaltung, Anregungen für Mods und Ähnliches, habe ich stets ein offenes Ohr.
Ansonsten wünsche ich allen V22-Besitzern noch viel Spaß mit ihrem Amp,
Georg
--- Ende Zitat ---
Hallo Netbear und uebrige V22 Besitzer,
Ich bin neu hier, wohne in NL-Groningen, bin 65 und habe zum ersten mal ein Roehrenamp, den Bugera V22. Ich bin kein echter Techniker aber im Jahr 1985 gelang es mir ein Solid-state amp zu bauen mit Hilfe einer Zeitschrift.
Nun habe ich ein Par Fragen weil ich im Internet gelesen habe dass es gefaehrlich ist die Haende innerseits ein Rohrenamp zu stechen. Ich moechte die 3 12ax7 Rohren vom preamp ersetzen mit TungSol Rohren zum experimentieren mit dem Klang. Kann ich dass Gefahrlos machen oder welche Massnahme muss ich nehmen? Die zweite Frage: Muss die Biasspannung am RCA-jack (originale Bugera Rohren) etwa -12 VDC sein?
Ich hoffe etwas von euch zu hoeren.
Mit besten Gruessen,
Henk
Dirk:
Hallo Henk,
die Vorstufenröhren kannst Du grundsätzlich gefahrlos wechseln, da hierzu das Gerät nicht aufgeschraubt werden muss oder man normalerweise auch nicht mit spannungsführenden Teilen in Berührung kommt.
Alte Röhren raus, dann neue Röhren rein. Fertig.
Dennoch Verstärker vorher ausschalten, Netzkabel ziehen und den Verstärker ggf. über Nacht stehen lassen, damit alle Kondensatoren auch entladen sind. Wenn Entladewiderstände eingebaut sind, dann kann man sich dies auch sparen, aber ich habe weder Schaltplan von dem Gerät vorliegen, noch kenne ich dies persönlich, daher Nummer sicher und von daher kann ich die zweite Frage auch nicht beantworten.
Gruß, Dirk
netbear:
--- Zitat von: Henk am 11.12.2011 14:08 ---Hallo Netbear und uebrige V22 Besitzer,
Ich bin neu hier, wohne in NL-Groningen, bin 65 und habe zum ersten mal ein Roehrenamp, den Bugera V22. Ich bin kein echter Techniker aber im Jahr 1985 gelang es mir ein Solid-state amp zu bauen mit Hilfe einer Zeitschrift.
Nun habe ich ein Par Fragen weil ich im Internet gelesen habe dass es gefaehrlich ist die Haende innerseits ein Rohrenamp zu stechen. Ich moechte die 3 12ax7 Rohren vom preamp ersetzen mit TungSol Rohren zum experimentieren mit dem Klang. Kann ich dass Gefahrlos machen oder welche Massnahme muss ich nehmen? Die zweite Frage: Muss die Biasspannung am RCA-jack (originale Bugera Rohren) etwa -12 VDC sein?
Ich hoffe etwas von euch zu hoeren.
Mit besten Gruessen,
Henk
--- Ende Zitat ---
Hallo Henk,
wie Dirk schon sagte - der Wechsel der Vorstufenröhren ist absolut gefahrlos möglich, es sei denn du kommst auf die dumme Idee bei gezogenen Röhren mit dem nackten Finger an den Fassungen rumzuspielen... :devil:
Der V22 hat definitiv keinen Entladewiderstand und kann deshalb auch bei ausgeschaltetem Gerät noch relativ lange sehr hohe Spannungen an den Röhrensockeln anstehen haben.
Was die Bias-Spannung an der Cinch-Buchse angeht: Die ist nur von Belang, wenn du vor hast auch die Endstufenröhren zu wechseln. Dann muß die BIAS-Spannung für den Arbeitspunkt neu eingestellt und nach einigen Betriebsstunden noch einmal kontrolliert werden. Als ich meinen Amp im Lieferzustand ausgemessen habe, lag hier die BIAS-Vorspannung bei -15,74V.
Melde dich doch nochmal, wenn du die Röhren gewechselt hast und erzähl ein wenig über die Soundveränderung. Unter Umständen macht es auch Sinn nicht alle 3 Röhren auf einmal zu wechseln, sondern z.B. auch mal nur die Eingangsröhre alleine, oder nur die Phase-Inverter-Röhre(3) etc.etc. Hier ist Probieren angesagt.
Gruß,
netbear
Bluestube:
Hallo zusammen...
Ich bin absoluter Anfänger was Röhrenverstärker angeht und habe mich auf das "Wagnis" Bugera V22 mal eingelassen, da es in der Preisklasse mit der Ausstattung des Amps nichts vergleichbares gibt. Zudem scheinen mir auch Nobelmarken für einen Normaluser nicht zwangsläufig besser zu sein....
Meine Frage:
1. Mein Amp brummt leise nach dem Einschalten (ohne Gitarrenkabel eingestöpselt und in verschiedenen Räumen und verschiedenen Steckdosen immer gleich stark oder besser schwach).
2. Wenn ich nur den Master aufdrehe (Clean und Volume bleiben dabei auf 0 gestellt!), dann bekomme ich ab ca. 4-5 (je nach Kanalreglerstellung) im Master ein zusätzliches leichtes Brummen. Bei Master oberhalb von 5 kommt dann noch ein leichtes Rauschen dazu.
3. Im Gainchannel ist das Rauschen dann deutlich stärker, bei Clean verändert es sich eigentlich kaum noch, selbst wenn ich bis zum Anschlag hoch drehe...
Da ich ja einerseits echt KEINE Ahnung habe und andererseits einen Amp haben möchte, der in Ordnung ist, würde ich gerne von euch wissen, ob, bzw. was davon normal einzustufen ist und was nicht.
Ansonsten gibt er keine weiteren Nebengeräusche ab. Der Sound selber ist super!
Wer hilft mir mit Antworten?
netbear:
--- Zitat von: Bluestube am 18.12.2011 21:04 ---Hallo zusammen...
Ich bin absoluter Anfänger was Röhrenverstärker angeht und habe mich auf das "Wagnis" Bugera V22 mal eingelassen, da es in der Preisklasse mit der Ausstattung des Amps nichts vergleichbares gibt. Zudem scheinen mir auch Nobelmarken für einen Normaluser nicht zwangsläufig besser zu sein....
Meine Frage:
1. Mein Amp brummt leise nach dem Einschalten (ohne Gitarrenkabel eingestöpselt und in verschiedenen Räumen und verschiedenen Steckdosen immer gleich stark oder besser schwach).
2. Wenn ich den Amp im Cleankanal aufdrehe (7-8) und den Master dazu, dann bekomme ich ab ca. 4-5 (je nach Kanalreglerstellung) im Master ein zusätzliches leichtes Brummen. Bei Master oberhalb von 5 kommt dann noch ein leichtes Rauschen dazu.
3. Im Gainchannel ist das ganze deutlich stärker, vor allem das Rauschen.
Da ich ja einerseits echt KEINE Ahnung habe und andererseits einen Amp haben möchte, der in Ordnung ist, würde ich gerne von euch wissen, ob, bzw. was davon normal einzustufen ist und was nicht.
Wer hilft mir mit Antworten?
--- Ende Zitat ---
Hallo Bluestube!
zu Punkt 1:
Was das leise Brummen angeht, bin ich mir ziemlich sicher das die beiden Endstufen-Röhren von ihren elektrischen Werten her nicht 100 prozentig identisch (gematcht) sind. Da beim V22 keine Einstellmöglichkeit besteht um ungleiche Endröhren aneinander anzupassen, würde nur ein Austausch der Endröhren mit einem im Handel erhältlichen gematchten EL84-Duo helfen.
zu 2 u. 3:
JEDER Amp rauscht. Das Rauschen wird durch Elektronenbewegungen in den Bauteilen (i.B. in den Widerständen) verursacht und genauso wie das Gitarrensignal natürlich auch in jeder Stufe mit verstärkt. Je höher die Verstärkung - umso stärker ist auch der Rauschanteil. Was helfen kann, ist speziell im Eingangsbereich (1. Röhre) eine rauscharme Type zu verwenden. Allerdings haben rauscharme Typen auch immer etwas weniger Gain als normale.
Ist das Rauschen und Brummen das du beschreibst in der gleichen Intensität auch dann vorhanden, wenn gar keine Gitarre oder Kabel angeschlossen sind? Wenn das Brummen und Rauschen mit nicht angeschlossenem Kabel deutlich geringer ist, dann liegt die Rauschquelle bereits vor dem Amp. Hier kann z.B. eine fehlende oder unzureichende Abschirmung der Gitarrenelektronik für ein Brummen (was Bodentreter angeht - auch Rauschen) verantwortlich sein. Dies gilt ganz besonders für Gitarren mit Single-Coil-Tonabnehmern.
Gruß,
netbear
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